„Unzulässig überarbeitet“
US-Militärs haben womöglich Geheimdienstberichte gefälscht, um den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erfolgreicher darzustellen. Das Pentagon habe nach entsprechenden Vorwürfen Ermittlungen aufgenommen, berichtete die „New York Times“ („NYT“) Ende August unter Berufung auf Regierungsvertreter.
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Mindestens ein ziviler Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes sagte dem Bericht zufolge aus, er habe Beweise dafür, dass beim US-Militärkommando Centcom Geheimdienstanalysen für Präsident Barack Obama und andere Regierungsmitglieder unzulässig überarbeitet worden seien.
Erklärung für unterschiedliche Einschätzungen
Der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministers habe sich der Sache angenommen, berichtete die Zeitung weiter. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte das die unterschiedlichen öffentlichen Einschätzungen über Fortschritte im Kampf gegen den IS erklären.
Zwar sind Einschätzungsunterschiede zwischen den unterschiedlichen damit betrauten US-Stellen wie etwa den verschiedenen Geheimdiensten, den unterschiedlichen Armeestellen und den Nationalen Sicherheitsberatern normal, doch die Ermittlungen durch den Generalinspekteur der Armee sei ein ungewöhnlicher Schritt, so die „NYT“ weiter.
Mehr als die üblichen Differenzen
Die Ermittlungen suggerierten, dass die Geheimdienstdifferenzen in den Einschätzungen über das gewohnte Ausmaß weit hinausgingen. Laut den geltenden Regierungsregeln dürfen die geheimdienstlichen Beurteilungen weder durch andere geheimdienstliche Aufgaben noch durch politische Ansichten beeinflusst oder verfremdet werden, so die „NYT“. Die Analysten in den Geheimdiensten müssen weiters bei ihren Rückschlüssen auf ihre Quellen verweisen und verschiedene Sichtweisen berücksichtigen. Zahlreiche geheimdienstliche Stellen von Armee und Navy genauso wie der „klassische“ Geheimdienst CIA beschäftigen sich derzeit mit den Vorgängen im Irak und tauschen ihre Informationen auch aus.
Größere Städte weiter in IS-Hand
Eine US-geführte Allianz begann vor einem Jahr mit Luftangriffen auf IS-Stellungen im Irak, später wurden auch Ziele in Syrien angegriffen. Den irakischen Sicherheitskräften und verbündeten Milizen gelang es seitdem zwar, einige Gebiete von den Extremisten zurückzuerobern, darunter aber keine einzige größere Stadt wie Ramadi und Mossul.
Ex-Generalstabschef zieht positive Bilanz
So sah etwa der Mitte August abgelöste Generalstabschef des US-Heeres Ray Odierno neben anderen Berichten Erfolge im Einsatz gegen den IS. Odierno sagte Mitte August in Washington, viele der obersten Befehlshaber des IS seien getötet worden, das habe die Gruppierung geschwächt. Die Terrormiliz sei stark auf die Rekrutierung von Kämpfern über Soziale Netzwerke angewiesen.
Nach Einschätzung des US-Verteidigungsministerium habe der IS zwischen 20.000 und 30.000 Kämpfer. Sie hätten keine Fortschritte gemacht, seitdem die Alliierten mit ihren Bombenangriffen gegen den IS im Irak und später in Syrien begonnen hätten. Erfolgreich seien auch die kurdischen Kräfte gewesen, die die Terrormiliz aus eroberten Gebieten im Irak und Syrien verdrängt hätten.
Sichtweise ändert sich
Tatsächlich stellten US-Geheimdienste laut „NYT“ kürzlich fest, dass der IS seit dem Start der Luftangriffe kaum geschwächt wurde. Die Zeitung beruft sich dabei auf Quellen innerhalb des Militärs, die Zugang zu als geheim eingestuften Dokumenten und Informationen hätten. So seien die Reihen der IS-Kämpfer bei Weitem nicht so dezimiert worden, wie bisher dargestellt. Auch hätte sich die Extremistenorganisation weiter in Afrika und auch Zentralasien ausgedehnt.
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