Themenüberblick

„Nachzipf“: Vor allem in AHS und BHS

Am 7. September startet im Osten Österreichs das neue Schuljahr, der Rest Österreichs folgt eine Woche später. Für all jene Schüler, denen eine Nachprüfung ins Haus steht, bedeutet das den Lern-Endspurt. Nun gilt es, sich noch einmal hinter die Bücher zu klemmen, und dem bereits gesammelten Wissen den letzten Schliff zu geben - denn im Idealfall lernen die Prüflinge bereits seit Ende Juli.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vielen der Schülerinnen und Schüler, die das letzte Schuljahr mit einem oder mehreren Fünfern im Zeugnis abgeschlossen haben, steht in den nächsten Tagen eine Wiederholungsprüfung ins Haus. Sie entscheidet darüber, ob sie in die nächste Schulstufe aufsteigen dürfen. Unter den Ersten, die ihr Wissen beweisen müssen, sind rund 13.000 Wiener Schüler und Schülerinnen. Mathematik ist dabei das größte Aufstiegshindernis, gefolgt von der zweiten Fremdsprache und Deutsch. Die Nachprüfungen finden, soweit nicht anders angeordnet, an den ersten beiden Unterrichtstagen der ersten Woche des neuen Schuljahres statt.

AHS und BHS besonders betroffen

Wie viele Prüfungen genau stattfinden werden, ist laut Auskunft des Wiener Stadtschulrats noch offen. Das liegt daran, dass noch nicht klar ist, wie viele Schüler trotz Aufstiegsklausel antreten, freiwillig die Klasse wiederholen oder die Prüfung erst gar nicht ablegen. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist die Zahl der Wiederholungsprüfungen im Übrigen relativ konstant geblieben.

Geht man nach der Schulform, sind „Fleck“ im Bereich der Pflichtschule sehr selten, weswegen auch Wiederholungsprüfungen einen marginalen Anteil darstellen. Besonders oft gibt es Fünfer und einen „Nachzipf“ in Allgemeinen Höheren Schulen (AHS) und berufsbildenden Schulen (BHS). Dort schlossen im vergangenen Schuljahr rund 83 Prozent der Schüler das Jahr ohne Fünfer ab, neun Prozent gingen mit zwei oder mehreren „Nicht genügend“ in die Ferien und jeweils vier Prozent hatten ein „Nicht genügend“ mit bzw. ohne Aufstiegsklausel.

Ansturm auf professionelle Nachhilfe

Viele der Prüflinge kommen mit dem Stoff nicht zurande und müssen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. In den Nachhilfeinstituten bleibt in den letzten Ferienwochen kaum ein Sessel frei, wie Konrad Zimmermann vom Lernquadrat und Markus Kalina von der Schülerhilfe bestätigen. Der „heißeste“ Monat sei dabei der August, für das Lernquadrat ist die vorletzte Ferienwoche die stärkste Zeit.

Das Institut betreut im Sommer zu zwei Drittel Schüler, denen Wiederholungsprüfungen bevorstehen, das restliche Drittel bereitet sich schon auf das nächste Schuljahr vor oder bildet sich zusätzlich fort. Am öftesten gebucht werden dabei Mathematik-, Englisch- und Deutschkurse. Sowohl Lernquadrat als auch Schülerhilfe bieten nicht nur komprimiertere Intensivkurse, sondern auch auch längerfristigere Begleitung an. Oft gehe es darum, dem Gelernten den letzten Schliff zu verleihen und die Schüler auch psychisch auf die Prüfungssituation vorzubereiten.

Prüfung „ernst nehmen“

Ein „Fleck“ ließe sich langfristig natürlich nicht in zwei Wochen gutmachen. Maßgeblich für den Erfolg sei vor allem der Schüler selbst, so Kalina. Je konsequenter der Prüfling, desto höher auch die Erfolsgwahrscheinlichkeit. Dem stimmt auch Zimmermann zu: „Manche Schüler gehen die Sache zu oberflächlich an und nehmen die Situation zu wenig ernst. Die Nachprüfung sollte auch nicht als lästige Bestrafung, sondern als Chance gesehen werden, das Verpasste aufzuholen. Egal, aus welchen Gründen man gescheitert ist: Jeder Schüler hat die Chance, eine Nachprüfung zu bestehen. Die richtige Vorbereitung ist schon die halbe Miete.“

Hunderte Euro für Nachhilfe

Eine Nachprüfung kann Eltern teuer zu stehen kommen. Laut dem Nachhilfebarometer der Arbeiterkammer haben im Sommer 2014 neun Prozent für externe Nachhilfe bezahlt, dazugerechnet wurden auch Sprachferien und Lerncamps. Durchschnittlich 478 Euro mussten die Eltern im Sommer letzten Jahres für Nachhilfe springen lassen.

Insgesamt nahmen im gesamten vergangenen Schuljahr ca. 130.000 Schüler bezahlte Nachhilfe in Anspruch, rund 60.000 Schulkinder haben private unbezahlte Nachhilfe erhalten. Dabei seien ärmere Familien benachteiligt: Laut Statistik Austria ist in einkommensschwachen Haushalten für 49 Prozent der Mädchen und 41 Prozent der Buben kein Geld für bezahlte Lernhilfe vorhanden. 40.000 Schulkinder hätten gerne Lernunterstützung in Anspruch genommen, allerdings war zu wenig Geld vorhanden oder kein angemessenes Angebot in der Nähe. Immer wieder wird die Forderung nach einem angemessenen staatlichen Angebot laut.

Tipps für den Tag der Prüfung

Rat für die letzten Tage vor der Nachprüfung gibt die Schulpsychologie-Bildungsberatung. Wichtig im Kampf gegen Nervosität und Versagensangst seien Zuversicht, ein positives Selbstwertgefühl und ein entspanntes und energetisches Anpacken des Prüfungstags. Misserfolgsangst bremse und sei nicht notwendig, wenn man beim Lernen sein Bestes gegeben habe.

Die Nervosität vor der Prüfung sollte mit Musikhören, viel Bewegung und Ablenkung so gut wie möglich verringert werden. Nicht sinnvoll sei es, am Tag vor der Prüfung noch etwas Neues zu lernen. Allenfalls sollte bereits erworbenes Wissen wiederholt werden. Für den Tag selbst sind guter Schlaf und ein ordentliches Frühstück Gold wert. In Zukunft gilt dann natürlich die Devise „rechtzeitig mitlernen“, damit der nächste Sommer im Freibad statt mit der Nase in Schulbüchern verbracht werden kann. Und sollte es nicht klappen, ist das auch kein Weltuntergang, sondern eher eine Chance, Verpasstes noch einmal nachzuholen.

Links: