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Von Mullah Omar 1994 gegründet

Der Islamist Mullah Mohammed Omar hat die Taliban Mitte der 1990er Jahre gegründet. Sie haben Afghanistan seither stark geprägt. Die Ursachen für deren Entstehung sind aber schon früher zu suchen.

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1979: Sowjetische Truppen besetzen Afghanistan, Moskau installiert ein Marionettenregime in Kabul. Zuvor ist die per Putsch an die Macht gekommene Kommunistische Volkspartei durch massenhaften Widerstand in der Bevölkerung in Bedrängnis geraten. Die USA und andere ausländische Mächte unterstützen in der Folge antikommunistische, teils islamistische Kämpfer (Mudschahedin) gegen die Besatzer.

1989: Die Sowjetunion erkennt, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist, und zieht ihre Truppen aus Afghanistan nach einem Verlust von rund 15.000 Soldaten ab. Das Land stürzt in den 1990er Jahren in einen neuen Bürgerkrieg und mehr und mehr in das Chaos einander bekämpfender Milizen.

1994: Der um das Jahr 1959 geborene Mullah Mohammed Omar gründet die Taliban-Bewegung muslimischer Studenten und von Männern in Flüchtlingslagern, die zu den Waffen greifen. Sie nehmen Kandahar ein. Ihren Ursprung haben die Taliban in religiösen Schulen für Afghanistan-Flüchtlinge in Pakistan.

27. September 1996: Nach der Rückkehr von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden nach Afghanistan nehmen die Taliban auch die Hauptstadt Kabul ein. Ex-Präsident Mohammed Najibullah wird umgebracht. Das „Islamische Emirat Afghanistan“ wird errichtet. Laut UNO begingen die Taliban bei der Konsolidierung ihrer Macht systematisch Massaker, die „alle auf das Verteidigungsministerium oder Mullah Omar persönlich zurückzuführen“ waren. Die Vereinigte Front ehemaliger Bürgerkriegsgegner unter Führung von Ahmed Shah Massoud und Abdul Rashid Dostum formiert sich gegen die Taliban, die von Pakistan unterstützt werden. Auch die vor allem in Nordafghanistan starke Front begeht Menschenrechtsverletzungen.

März 1999: Die UNO erreicht ein Friedensabkommen zwischen den Taliban und der einzig als Gegner verbliebenen Nordallianz unter Massoud. Wenige Monate später brechen aber Kämpfe aus, und die Taliban nehmen das nördliche Mazar-e-Sharif ein. Die UNO verhängt nach Berichten über Massenexekutionen von Schiiten und Angehörigen der Volksgruppe der Hazara Sanktionen: Luftfahrtembargo, Einfrieren von Taliban-Vermögen. So soll eine Auslieferung Bin Ladens erreicht werden. Später folgt ein Waffenembargo gegen die Taliban.

2001: Die Zerstörung 2.000 Jahre alter buddhistischer Statuen am 12. März in Bamiyan sorgt international für Empörung. Nichtmuslime müssen sich an ihrer Kleidung als solche kennzeichnen. Die Taliban verbieten auch das Internet, Filme, Musikinstrumente und Spiele - diese seien gegen das islamische Recht.

Nach der Ermordung Massouds durch Selbstmordattentäter und den Al-Kaida-Anschlägen vom 11. September kommt es zur US-geführten Invasion in Afghanistan, nachdem eine Auslieferung Bin Ladens ausgeblieben ist. Zu den ersten Militäroperationen der USA auf dem Boden gehört der Angriff auf Omars Hauptquartier bei Kandahar.

2002: Nach Verlust der Hauptstadt Kabul kapitulieren die Taliban. Omar ist auf der Flucht und untergetaucht. Er soll nach Pakistan gegangen sein. Hamid Karzai wird als Chef einer Übergangsregierung eingesetzt. Tägliche Angriffe und Anschläge der Taliban gehen unter der US-Besatzung weiter.

2004: Annahme einer demokratischen Verfassung und Wahl Karzais zum Präsidenten. Der Kampf gegen die neu formierten Taliban, die Omar offenbar von Quetta in Pakistan aus lenkt, der sich zuweilen mit Botschaften - etwa mit Wahlboykottaufrufen und Kampfparolen - zu Wort meldet, geht über Jahre weiter. Die Taliban lehnen Gespräche mit der neuen Regierung ab.

Jänner 2011: Medienberichte sagen, Omar habe einen Schlaganfall oder einen Herzanfall erlitten.

Ende 2014: Der internationale Kampfeinsatz der ISAF-Truppe in Afghanistan endet.

Juli 2015: In einer Omar zugeschriebenen Botschaft äußert er sich gegenüber dem Friedensprozess zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung positiv. Wenige Tage später gibt es erneut Spekulationen, dass Omar bereits vor zwei Jahren in Pakistan gestorben sein soll. Schließlich bestätigen die Taliban den Tod Omars, laut deren Angaben starb er jedoch unmittelbar zuvor.

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