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Österreich keine Schönwetterdestination

Ungetrübter Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30 Grad: So präsentiert sich der Sommer seit Wochen, und so bleibt es vorerst auch. Im Osten wird es heiß mit bis zu 38 Grad, im Westen sorgen Gewitter immer wieder für Abkühlung. Bei den Urlaubsgästen sorgt das Wetter für ausgezeichnete Stimmung - die Touristiker warnen jedoch vor voreiligem Jubel.

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Nach dem verregneten Sommer 2014 ist der heiße Sommer 2015 für viele Hoteliers und Gastwirte eine Wohltat. „Das Schönwetter hebt die Stimmung bei Gast und Gastgeber“, sagte Sigi Moerisch, Sprecher der Kärntner Hotellerie in der Wirtschaftskammer, gegenüber ORF.at. Da die Gäste immer kurzfristiger ihren Urlaub planen würden, sei der verregnete Sommer im vergangenen Jahr für Kärnten nachteilig gewesen, „heuer fallen die kurzfristigen Entscheidungen zugunsten von uns“.

Auslastung gut, aber nicht ausgebucht

Wobei nicht alle Regionen gleichermaßen profitieren: Während es in den Seenregionen vor allem im Drei- oder Viersternbereich schwierig wird, kurzfristig ein Zimmer zu finden, haben andere Regionen wie Bad Kleinkirchheim noch genügend Unterkünfte frei. „Bad Kleinkirchheim war lange das typische Urlaubsziel der Italiener. Doch diese haben aufgrund der Wirtschaftskrise ausgelassen. Die Seenregionen, die zu 90 Prozent auf Gäste aus Österreich, Deutschland und den Benelux-Ländern setzen, sind gut gefüllt“, so Moerisch.

Wolfgangsee

ORF.at/Dominique Hammer

Badeseen wie der Wolfgangsee alleine sind Gästen zu wenig

Ähnlich die Situation in Salzburg, wo man trotz des schönen Wetters nicht überall ausgebucht ist: „Trotz guter Auslastung zeichnet sich in diesem Sommer nach wie vor eine Ertragsschwäche ab“, sagte Petra Nocker-Schwarzenbacher, Wirtschaftskammer-Bundesspartenobfrau im Bereich Tourismus. Im Vergleich zum Vorjahr hofft man trotzdem auf ein Plus von ein bis drei Prozent. „Die Zahlen sind bis auf 2009 unabhängig vom Wetter jedes Jahr gestiegen“, so Nocker-Schwarzenbacher, „das Wetter ist nur das Tüpfelchen auf dem i.“

Wandern und Kultur hoch im Kurs

Das bestätigt auch ein Blick auf das Ranking der beliebtesten Aktivitäten von Gästen in Österreich. Da findet sich an erster Stelle unangefochten Wandern, gefolgt von Spazierengehen und dem Besuch von Sehenswürdigkeiten. Schwimmen und Baden findet sich erst auf dem sechsten Platz. „Österreich hat nicht die Schönwettergarantie“, so Ulrike Rauch-Keschmann von der Österreich Werbung. Und das sei auch bei den Gäste nicht vorrangig. „Das ist der Vorteil, den Österreich gegenüber den typischen Sun-&-Beach-Destinationen hat. Regnet es in Italien, hat man keine Alternativen.“

Grafik zeigt Urlaubsaktivitäten

Grafik: ORF.at; Quelle: Österreich Werbung

Viele Regionen hätten in den letzten Jahren bei den Schlechtwetterangeboten stark aufgeholt. Mit Höhlenbesuchen, Museen und Kulturveranstaltungen würden auch Regenperioden mittlerweile gut überbrückt, so Rauch-Keschmann. Der heurige schöne Sommer sollte aber ein kleines Plus bringen, erwartet die Österreich Werbung. „Die Gruppe derjenigen, die kurzfristig buchen, wird immer größer. Das Wetter könnte daher einen Buchungsimpuls von ein bis zwei Prozent bringen.“

Der Hauptgrund, warum Gäste nach Österreich kommen, sei aber nicht das Wetter, sondern die Natur und das Service. „Der Gast will umsorgt werden“, erklärte Nocker-Schwarzenbacher, die in Salzburg selbst ein Hotel führt. „Um die Ansprüche der Gäste zufriedenzustellen, braucht es eine hohe Qualität an Dienstleistungen“, sagte die Touristikerin.

Gäste wollen Geheimtipps

Neben der Unterbringung verlange der Gast auch nach speziellen Angeboten wie kulturellen Veranstaltungen, Erlebnisangeboten und auch Brauchtum, sagte Nocker-Schwarzenbacher. Das wird auch von der Österreich Werbung bestätigt. Das „Mitleben mit der Region“ werde von den Besuchern sehr positiv aufgenommen. Zudem wollten die Gäste die Möglichkeit haben, ihre Region zu entdecken. Gerade mit Angeboten wie begleiteten Touren, bei denen Einheimische ihre Geheimtipps verraten, könnten Hoteliers punkten, so Rauch-Keschmann. Und diese Angebote sind unabhängig vom Wetter.

Auch in Kärnten hat man das Potenzial von Wanderurlauben erkannt, sieht aber gegenüber Regionen wie Südtirol noch Aufholbedarf. „Der Sommer ist der absolute Höhepunkt im Tourismus, im September reißt es dann extrem ab“, sagte Hotelier Moerisch. Man müsse wie in Südtirol kommunizieren, „wir haben bis Ende Oktober geöffnet“, so Moerisch. Kärnten brauche einen langen Sommer. Wobei auch er sich Sorgen um die heurigen Tourismuszahlen macht: „Wenn die bei dem Wetter nicht stimmen, dann ist das dramatisch.“

Kein Ende des Sommers in Sicht

Aus Sicht der ORF-Wetterredaktion hält die Hitze zumindest in der nächsten Woche an: „Laut vorläufigen Modelle ist bis Mitte August kein Ende des Sommers in Sicht.“ Vor allem im Osten bleibt es mit bis zu 38 Grad heiß. Im Westen und Süden ziehen immer wieder Gewitter durch, die auch heftig ausfallen können. Entlang der Nordalpen bleibt es hingegen trocken.

Für Wien, den Osten Niederösterreichs und das Nordburgenland rief die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Freitag die höchste Warnstufe aus. Die extreme Hitze führe in Verbindung mit der fehlenden nächtlichen Abkühlung zu einer sehr hohen Belastung besonders bei älteren und kranken Menschen sowie bei Kleinkindern, warnten die Meteorologen.

Abkühlung für Badeseen

Entsprechend zeigen sich auch die Seen von ihrer schönsten Seite. Die kurze Schlechtwetterperiode Ende Juli hat den Wassertemperaturen gutgetan. Vor allem die Kärntner Seen, die teilweise schon an der 30-Grad-Marke kratzten oder diese wie der Klopeiner See schon erreicht hatten, sind zurück im sommerlichen 20-Grad-plus-Bereich. Im Osten fiel die Abkühlung weniger intensiv aus. Die Alte Donau hatte am Donnerstag 26 Grad - Tendenz steigend. Als Alternative bietet die Neue Donau mit 22 Grad ein deutlich kühleres Badevergnügen. Auch die 25 Grad des Neusiedler Sees werden in den nächsten Tagen noch steigen.

Grafik zeigt die Wassertemperaturen von einigen Österreichischen Badeseen

Grafik: ORF.at; Quelle: ARBÖ

Temperaturen vom 6. August, 18.00 Uhr

Trockenheit im Osten macht Fischen Probleme

Doch die Hitze und die Trockenheit fordern auch ihren Tribut. Im niederösterreichischen Poysdorf fielen laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) seit Jahresbeginn nur 150 Millimeter Niederschlag. In einem durchschnittlichen Jahr sind es hier 259 Millimeter. Das ergibt bisher ein Minus von 42 Prozent. Das führt zu niedrigen Wasserständen bei Flüssen. Zudem wärmen sich die Gewässer rasch auf, was für Fische problematisch werden kann, viele von ihnen verenden.

So sind tote Fische in der Pielach momentan keine Seltenheit, da sie nicht genügend Sauerstoff bekommen. „Die Fische reagieren darauf, indem sie an die Oberfläche kommen und Luftatmungen machen“, sagte Karl Gravogl, Landesfischermeister in Niederösterreich. In einem Pilotprojekt sollen nun Niedrigwasserrinnen zum Schutz der Fisch errichtet werden - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Gabi Greiner, ORF.at

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