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Trump mischt Wahlkampf auf

Als Donald J. Trump seine Bewerbung für die US-Vorwahl der Republikaner bekanntgegeben hat, hat das vielen Beobachtern nicht einmal ein müdes Grinsen entlockt. Der schillernde Immobilienmagnat hatte sich in der Vergangenheit durch bizarre Auftritte einen Ruf als selbstgefälliger Hardliner erarbeitet. Daran schließt er im Wahlkampf mit politischen Kapriolen nahtlos an - und hat damit überraschend viel Erfolg.

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Von „Obamacare“ bis Arbeitslosigkeit: Es gibt vieles, was Donald Trump an den USA nicht mehr passt. Deswegen holt der Präsidentschaftskandidat regelmäßig zum rüden Rundumschlag gegen seine Konkurrenten aus und prangert die Schwäche von Regierung und Rivalen an. Er selbst präsentiert sich dabei als Gegenentwurf: ein erfolgreicher, durchsetzungsfähiger „großer Führer“, der China in den Boden verhandeln und sich gut mit Kreml-Chef Wladimir Putin verstehen würde.

Alles Schlechte kommt aus Mexiko

Ein besonders erheblicher Dorn in Trumps Auge und sein Hauptwahlkampfthema ist die illegale Immigration aus Lateinamerika. Der 69-Jährige fordert den Bau einer Mauer zwischen Mexiko und den USA („Keiner baut bessere Mauern als ich“), denn die mexikanische Regierung würde absichtlich Kriminelle in die Staaten schicken, um ihnen zu schaden. Den Vogel schoss der 69-Jährige ab, als er konstatierte, „Mexikaner haben viele Probleme. Sie bringen Drogen mit. Sie bringen Verbrechen mit. Da gibt es Vergewaltiger und einige, glaube ich, sind auch nette Leute.“

Mit seinen fremdenfeindlichen Parolen sammelte Trump binnen kürzester Zeit zahllose Gegner. Geschäftspartner wie der Fernsehsender NBC oder der Warenhausbetreiber Macy’s kündigten ihre Verträge. Reue ließ er nicht erkennen - ganz im Gegenteil. Sein an Größenwahn grenzendes Selbstbewusstsein gefällt seinen Fans. Sie loben ihn dafür, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt und ohne Rücksicht auf Verluste seine harte Linie vertritt. Mit sieben Millionen Followern führt Trump einen intensiven Onlinewahlkampf und füllt bei Reden die Hallen.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump

Reuters/Dominick Reuter

Vom Außenseiter zum Senkrechtstarter

Dass Trump in Umfragen wie jener der Suffolk University und der Tageszeitung „USA Today“ den bisherigen Favoriten, Floridas Gouverneur Jeb Bush, überholt, ist trotzdem ein kleines Wunder, immerhin wurde er bis dato als Außenseiter gehandelt. Ein Grund für den plötzlichen Beliebtheitssprung könnte laut Beobachtern seine durch immer neue Eskapaden befeuerte Medienpräsenz sein. Denn Quoten bringt Trump ohne Frage.

Dass er es sich mit der Latino-Gemeinde verscherzt hat, glaubt der Milliardär übrigens nicht: „Wenn ich die Nominierung bekomme, werde ich die Latino-Wählerschaft gewinnen. Ich werde sie gewinnen, weil ich Jobs schaffe und die Latinos Jobs haben werden, die sie jetzt nicht haben. Ich werde diese Wählerstimmen gewinnen“, so Trump im Interview mit NBC News.

Proteste gegen US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump in Chicago

APA/EPA/TannenMaury

Proteste vor einem Auftritt von Donald Trump in Chicago

Wahlkampf mit Ermordeten

Trotz aller Kritik am Anti-Einwanderer-Wahlkampf beharrt der Baulöwe auf seiner Strategie. Dabei macht er sich auch zum furiosen Streiter für die Rechte von Personen, deren Angehörige von illegal Immigrierten ermordet wurden. Ein Beispiel ist Kate Steinle: Die 32-Jährige wurde in San Francisco von einem illegal Eingewanderten ermordet, seither ist sie - unfreiwillig - Teil von Trumps Kampagne.

Nun hat sich Steinles Bruder Brad in einem CNN-Interview zu Wort gemeldet. Er fühle sie instrumentalisiert: Weder Trump noch jemand von seinem Wahlkampfteam habe die Steinles jemals kontaktiert. „Es ist bestürzend, und ich will nicht mit jemandem verbunden werden, der nicht die übliche Höflichkeit besitzt, zu uns zu kommen, sich über Kate, unsere politischen Einsichten und unsere Wünsche zu informieren. Das, was Trump macht, ist nicht wirklich das, woran unsere Familie glaubt.“

Trump vs. „El Chapo“

Ein eigenes Kapitel ist Trumps Onlineauftritt. Für Aufregung sorgte in dieser Hinsicht ein Scharmützel mit einem vermeintlichen Joaquin „El Chapo“ Guzman, dem kürzlich aus dem Gefängnis geflohenen mexikanischen Drogenboss. In einer Reihe triumphierender Tweets feierte Trump Guzmans Coup unter anderem mit „Ich hab’s Euch ja gesagt!“ und verkündete in der dritten Person, „Trump würde ihm richtig in den Hintern treten!“

Die Karriere des Donald Trump

Trump übernahm 1974 das mehrere Milliarden schwere Immobilienbusiness seines Vaters Frederick Christ Trump Jr. Bekannt machte ihn auch die Fernsehsendung „The Apprentice“, in der unterwürfige Kandidaten um einen lukrativen Job bei Trump buhlten. Seine mittlerweile geschiedene Ehe mit Ivana Trump schaffte es immer wieder in die Klatschblätter.

Dann geschah das Unerwartete: Guzman oder jemand, der sich für ihn ausgibt - möglicherweise auch sein Sohn -, antwortete auf Twitter mit einer mit Unflätigkeiten gespickten Nachricht: „Wenn du dich weiterhin mit uns anlegst, stopfe ich dir deine verdammten Wörter in den Hals, du jämmerliche weiße Schwuchtel.“ Auch wenn nicht geklärt werden konnte, ob es sich bei dem Poster wirklich um „El Chapo“ oder einen Angehörigen handelt: Ein Sprecher Trumps bestätigte, dass Ermittlungen über die Drohnachrichten im Gang seien.

Eklat um Nazi-Uniform

In ein beachtliches Fettnäpfchen trat Trumps Wahlkampfteam mit einem kürzlich auf Twitter veröffentlichten Werbebild. Neben Trumps Konterfei waren im Hintergrund Soldaten zu sehen. Deren Uniformen identifizierten sachkundige Beobachter schnell als Nazi-Uniformen. Einen Schuldigen hatte man schnell bei der Hand: Ein Praktikant habe die Fotomontage erstellt mit einem Bild aus einer historischen Nachstellung angefertigt und online gestellt. Das Bild wurde flugs gelöscht.

Screenshot eines Tweets von Donald Trump

Screenshot Twitter (Montage)

Auf Trumps Werbeplakat fanden sich „Soldaten“ in Nazi-Uniform

Strategischer Alptraum

Trumps größter Vorteil im teuren US-Wahlkampf ist, dass er es nicht nötig hat, Münzen zu zählen. Er verfüge über ein Vermögen von mehr als zehn Milliarden Dollar (9,1 Mrd. Euro), teilte das Wahlkampfteam des 69-Jährigen jüngst mit. Der Republikaner verdiente demnach allein im vergangenen Jahr 362 Millionen Dollar. Sollte das der Wahrheit entsprechen, wäre Trump der reichste Präsidentschaftskandidat der Geschichte. Das US-Magazin „Forbes“ stuft Trumps Vermögen allerdings als deutlich niedriger ein und gibt es mit 4,1 Milliarden Dollar an.

Seinen Republikaner-Kollegen treibt Trump wahlweise Angstschweiß und Zornesröte auf die Stirn. Sie haben Angst, dass Trumps Verhalten ein schlechtes Licht auf die republikanische Partei wirft und mit den Latinos sowie den Wählern der Mitte die wichtigsten Wählergruppen verprellt. Ein weiteres Horrorszenario wäre laut N24 eine unabhängige Präsidentschaftskandidatur Trumps. Würde er ohne Partei um das Oval Office rittern, könnte er den „Reps“ wichtige Wählerstimmen wegschnappen und damit den Demokraten in die Hände spielen. Geld für ein solches Abenteuer hätte er jedenfalls genug.

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