Stark von europäischem Markt abhängig
Traditionell sind die französischen Autokonzerne stark abhängig vom europäischen Markt. Das war jahrelang ein großes Problem - infolge der schwachen Nachfrage gerieten die beiden Topkonzerne Renault und PSA Peugeot Citroen immer stärker ins Hintertreffen. Doch jetzt wendet sich das Blatt: Die neuen Zahlen der großen französischen Autohersteller geben Anlass, an ein Comeback zu glauben.
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Jüngstes Beispiel dafür sind die Zahlen, die Renault am Donnerstag vorlegte: Im ersten Halbjahr 2015 stieg der Nettogewinn des Konzerns um ganze 86 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Damit war die Marge so hoch wie seit zehn Jahren nicht. Renault lieferte auch die Gründe dafür: Stärker als erwartet habe sich die Lage der Branche verbessert. Zudem habe der schwache Euro das Geschäft kräftig angeschoben, die internationale Nachfrage ging deutlich nach oben. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 22,2 Mrd. Euro zu.
„Zurück im Rennen“ geht auf
Doch nicht nur mit Renault geht es aufwärts, auch der große Rivale Peugeot kam zuletzt markant voran. Nach Jahren mit Verlusten und tiefroten Zahlen erreichte der Konzern in der ersten Jahreshälfte wieder die Gewinnzone. Der schwache Euro und gesunkene Rohstoffkosten hätten für Schwung gesorgt. Damit habe der Konzern alle selbst gesteckten Ziele des Sanierungsplans „Zurück im Rennen“ schneller erreicht als erwartet, sagte Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen.
Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 6,9 Prozent auf 28,9 Mrd. Euro. Den operativen Gewinn konnte PSA mehr als verdreifachen: Er stieg im Vergleich zur Vorjahreshälfte von 387 Mio. auf 1,42 Mrd. Euro. Doch nicht nur die strikte Kostenkontrolle brachte gute Zahlen ein, auch die Nachfrage nach teureren Autos legte zu. Und das nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und im Nahen Osten. Die Rückgänge im Lateinamerika und Russland konnten so kompensiert werden.
Partnerschaften und weniger Modelle
Ähnlich wie bei Peugeot lag den guten Zahlen auch bei Renault ein harter Sparkurs zugrunde. Weil der Autokonzern schwer unter der jahrelangen Krise auf dem europäischen Automarkt gelitten hatte, verschärfte Renault-Chef Carlos Ghosn den Sparkurs und forcierte die Partnerschaft mit dem japanischen Hersteller Nissan.
Vor allem der Einsatz gemeinsamer Plattformen bei der Produktion und die Kooperation bei Planung und Einkauf brachten Fortschritte. Hier arbeitet Renault auch mit Daimler zusammen und baut für den deutschen Premiumhersteller den Kleinwagen smart auf derselben Plattform wie den Renault Twingo. Diese Kooperationen schoben den Umsatz kräftig an. Bei PSA war angekündigt worden, die Modellpalette um fast die Hälfte zu verkleinern.
Enttäuschte Renault-Anleger
Doch die guten Renault-Zahlen konnten die Aktionäre nicht überzeugen: Nach Bekanntgabe der Zahlen brachen die Aktien zwischenzeitlich um acht Prozent ein und lagen auf dem tiefsten Stand seit vier Monaten. Seit Jahresbeginn hatte die Renault-Aktie jedoch rund 50 Prozent zugelegt. Auch andere Autotitel gerieten am Donnerstag unter die Räder. Nach der Präsentation der Peugeot-Zahlen hatten die Aktien der europäischen Autokonzerne am Vortag noch markant zugelegt. Am Donnerstag war von verfrühter Euphorie die Rede. Die Autobranche leide nach wie vor unter dem herrschenden Preisdruck.
Hinzu kommt die Angst vor einer schwächelnden Konjunktur in China, laut Experten der Grund für den jüngsten Absturz an Chinas Börsen. Tatsächlich bereitet die Volksrepublik den Autokonzernen Sorge. Statt eines Plus von sieben Prozent erwartet Peugeot für den weltgrößten Automarkt dieses Jahr nur noch einen Zuwachs von drei Prozent. Der deutsche Rivale Volkswagen senkte wegen Problemen in China bereits seine Verkaufsziele für 2015.
Frankreich will Anteil an Renault verkaufen
Wie unterdessen bekanntwurde, will sich Frankreich von einem erst kürzlich gekauften Renault-Anteil trennen. „In der Zukunft werden wir die fünf Prozent an Renault, die wir im Frühjahr erworben haben, veräußern“, sagte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Zeitung „Le Monde“. Die Regierung hatte den Staatsanteil vor der Hauptversammlung von 15 auf knapp 20 Prozent erhöht.
Hintergrund ist ein Gesetz, das Frankreich 2014 zum Schutz der heimischen Industrie einführte. Es räumt Investoren ein Doppelstimmrecht ein, die Aktien im eigenen Namen erwerben und diese mindestens zwei Jahre lang besitzen. Bei dem Aktionärstreffen konnten sich Kritiker dann nicht damit durchsetzen, die Stimmrechte des Staates zu beschränken, weil die notwendige Mehrheit fehlte.
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