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Südstaaten-Flagge kommt ins Museum

Jahrelang hat Nikki Haley, Gouverneurin von South Carolina, eine Einigung im Streit über die Konföderiertenflagge blockiert. Nach dem rassistisch motivierten Massaker von Charleston brachen die Dämme. Anfang Juli kam es zu einer Abstimmung im Repräsentantenhaus. Mit großer Mehrheit wurde für die Abhängung der Flagge votiert.

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„Ich kann es nicht glauben, wie wir so herzlos sein können, dieses Symbol des Hasses nicht abzuhängen“, rief die Abgeordnete Jenny Horn im Repräsentantenhaus von South Carolina. Ihre Stimme überschlug sich dabei. Horns Rede war der emotionale Gipfel einer Marathondebatte, die durch die Einsprüche von Befürwortern der Südstaaten-Flagge in die Länge gezogen wurde. 93 zu 27 Stimmen lautete das Ergebnis am Ende - der Antrag wurde mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit angenommen.

In einer Rede sagte Gouverneurin Haley, dass die Flagge ein „beleidigendes Symbol einer unterdrückerischen Vergangenheit“ sei. Auch wenn die Südstaaten-Flagge für manche Landsleute für die noblen Traditionen ihrer Vorväter steht, „diese Fahne muss eingeholt werden“.

Historische Unterschrift

Das neue Gesetz sieht vor, dass die Konföderiertenflagge, deren Ursprung im amerikanischen Bürgerkrieg liegt, von Staatsgebäuden abgehängt wird. Im Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 dauerte, kämpften die Südstaaten für den Erhalt der Sklaverei. Was jahrzehntelang als Teil der Südstaaten-Identität geschützt wurde, findet nun den Weg ins Museum.

Nach der Abstimmung überwogen die positiven Reaktionen, unter Applaus der Abgeordneten und der Verwandten der Opfer von Charleston unterschrieb Gouverneurin Nikki Haley am vergangenen Donnerstag den Gesetzesentwurf. Innerhalb einer Frist von 24 Stunden musste die Fahne eingeholt werden.

Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley

APA/AP/John Bazemore

Umringt von Abgeordneten und Verwandten der Opfer setzt Nikki Haley eine historische Unterschrift unter den neuen Gesetzesbeschluss

Rassistisches Attentat

Das Massaker in einer afrikanisch-methodistischen Episkopalkirche in Charleston im Juni hatte sich als „game changer“ erwiesen. Es ließ die konservativen Widerstände gegen die Abhängung der Flagge bröckeln. Der mutmaßliche Attentäter Dylann Roof hatte in der Kirche ein Blutbad angerichtet, neun schwarze Menschen kamen ums Leben, darunter ein Senator aus South Carolina.

Im Internet tauchten Fotos auf, die den 21-Jährigen posierend vor einer Südstaaten-Flagge zeigen. Auf seiner Website The Last Rhodesian veröffentlichte der mutmaßliche Attentäter ein Manifest, in dem er seine rassistische Weltsicht erklärt. FBI-Ermittlungen ergaben, dass er über das Internet in Kontakt mit anderen Rassenfanatikern war.

Jahrzehnte währende Bemühungen

Die Abstimmung im Repräsentantenhaus letzte Woche war das Ende einer Diskussion, die bereits 50 Jahre andauerte. Die schwarze Bürgerrechtsbewegung demonstrierte immer wieder gegen die Flagge. Die letzte große Demonstration fand im Jahr 2000 statt. Damals versammelten sich 45.000 Menschen nach einem Aufruf der National Association for the Advancement of Coloured People (NAACP), um ein Zeichen gegen die Fahne zu setzen.

Auch der Vorsitzende der NAACP in South Carolina, Lonnie Randolph, hatte mit Haley gesprochen, bevor diese sich verstärkt für eine Abhängung der Konföderiertenflagge starkmachte. „Sie hatte keine Wahl, die ganze Welt hat auf sie geschaut“, erklärte er die plötzliche, schnelle Einigung in der englischen Tageszeitung „The Guardian“.

Die Nationalflagge der Konföderierten Staaten von Amerika wird in der Hauptstadt von South Carolina, Columbia, abmontiert

APA/AP/John Bazemore

Das Banner aus Bürgerkriegszeiten wurde am vergangenen Freitag eingeholt

„Sieg über den Stolz“

„Es ist schade, dass es so ein tragisches Ereignis braucht, um eine Änderung herbeizuführen“, so der Republikaner James Merril nach der Abstimmung. Letzten Endes hätte man diesen Streitpunkt so aber endlich gelöst, sagte er der „New York Times“.

Für den Bürgerrechtler Jesse L. Jackson, der aus South Carolina stammt, ist das neue Gesetz „ein Sieg über den Stolz“. Auch der demokratische Abgeordnete J. Todd Rutherford fand lobende Worte für den Beschluss: „Es bedeutet die Welt für uns, dieses Symbol der Rassentrennung aus unserem Vorgarten zu haben.“

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