Themenüberblick

Varoufakis sieht sich selbst als Rebell

Er hat sich das Image eines Rebellen gegeben, cool, überlegen und durchtrainiert. In seinem Heimatland galt der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis als Popstar der Ökonomie. In den Augen der griechischen Boulevardpresse war er der Mann mit einem James-Bond-Blick.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Ego des 53-jährigen linken Wirtschaftsprofessors wird von Weggefährten als riesengroß beschrieben. Mit seinen europäischen Amtskollegen geriet Varoufakis mehrfach scharf und heftig aneinander. Wenn er von anderen Ministern nach Zahlen gefragt wurde, wich er gern aus: „Lasst uns doch nicht so technisch werden.“ Stattdessen: Vorträge über die gemeinsame Zukunft Europas. Das trieb viele - allen voran den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble - fast zum Wahnsinn, berichteten Augenzeugen der Gespräche in Brüssel.

International vernetzt

Der gebürtige Athener ist viel in der Welt herumgekommen und international gut vernetzt. Er lehrte unter anderem im australischen Sydney, im schottischen Glasgow und zuletzt an der Universität von Texas in Austin (USA). Varoufakis ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in einem Penthouse im teuersten Stadtviertel von Athen unterhalb der Akropolis. Er hat eine Tochter aus erster Ehe. In einem seiner Bücher erklärt er seiner Tochter, die in Australien lebt, die Finanzen der Welt.

Beißender Spott für Homestory

Mit einer Hochglanz-Homestory inmitten der tiefen Finanzkrise seines Landes hatte Varoufakis Anfang März Spott und Kritik auf sich gezogen. Im Kurznachrichtendienst Twitter gab es zahlreiche kritische Kommentare über die Fotos von Varoufakis, die das französische Klatschmagazin „Paris Match“ veröffentlicht hatte.

Ein Foto vom griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis

Screenshot parismatch.com

Varoufakis wohnt mit Blick auf den Parthenon

Sie zeigen den Linkspolitiker strahlend in seiner Athener Wohnung, etwa wie er in einem figurbetonten schwarzen T-Shirt am Klavier sitzt. Eine ganze Reihe von Fotos zeigen Varoufakis mit seiner Frau Danae auf ihrer Dachterrasse mit Blick auf den Parthenon-Tempel auf der Akropolis. Varoufakis und seine Frau im kurzen grünen Kleid ließen sich in verliebter Pose ablichten sowie beim Salatessen und Weintrinken auf ihrer begrünten Terrasse. Von Krisenstimmung ist bei diesen Bildern nichts zu spüren, wie einige Twitter-Nutzer damals anmerkten.

„Welche Krise?“

„Die humanitäre Krise in Athen“, kommentierte Chris Giles vom britischen Wirtschaftsblatt „Financial Times“ die Fotoreportage. Ähnlich ironisch fiel der Kommentar von Simon Nixon von der US-Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ aus: „Krise, welche Krise?“

Wenige Tage später hatte die Mittelfinger-Affäre um Varoufakis für Aufsehen gesorgt - die aus dem Kontext gerissene Videoaufnahme eines Vortrags von Varoufakis entpuppte sich letztlich aber vor allem als Frage über die journalistischen Sorgfalt. Im Internet betreibt Varoufakis seit Jahren ein populäres englischsprachiges Blog. Als Finanzminister werde er weniger bloggen, ließ er seine Leser einmal wissen. Sein jüngster Eintrag nun: die Ankündigung seines Rücktritts.

Links: