„Tourismus atmet nicht mehr“
Drei Monate nach dem Anschlag auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis hatte Tunesiens Tourismusbranche langsam wieder auf Normalität gehofft. Doch das Attentat auf Strandbesucher im Küstenort Sousse machte mit einem Schlag alle Hoffnungen zunichte. Die Touristen verlassen in Scharen das Land - auch strengere Sicherheitsvorkehrungen können die Angst vor weiteren Anschlägen nicht nehmen.
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Der neue Terroranschlag trifft Tunesien und seine Wirtschaft mitten ins Herz. Das Land hat zwar als einziger Staat der Region nach den arabischen Aufständen vor vier Jahren den Übergang in die Demokratie geschafft, die wirtschaftliche Lage hat sich seitdem aber nur langsam verbessert. Mit dem Anschlag bei Sousse erleidet sie erneut einen Rückschlag. „Das Attentat ist eine nationale Katastrophe“, sagt Hotelbesitzer Afif Kchouk, der unter anderem auch ein Tourismusmagazin herausgibt, gegenüber der dpa. „Langsam atmet der Tourismus nicht mehr.“

AP/Leila Khemissi
Touristen gedenken den Opfern
Touristen als Ziel der Attentäter
Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass die Branche mit voller Wucht getroffen wird. Sowohl die Attentäter, die im März das Bardo-Museum überfielen und mehr als 20 Menschen töteten, als auch der Angreifer nahe Sousse dürften sich gezielt den Tourismussektor ausgesucht haben. Ihnen geht es darum, das demokratische System zu zerstören. Deswegen wollen sie Chaos stiften. Schon mit dem Anschlag auf das Bardo-Museum in der Hauptstadt gelang ihnen das.
Tourismuszahlen eingebrochen
Viele Ausländer meiden seit dem Anschlag das Land. In den ersten Monaten dieses Jahres sank die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 14 Prozent. Dabei gehört der Tourismus zu den Säulen der tunesischen Wirtschaft. Rund sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet das Land in diesem Sektor. Die meisten Gäste kommen aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Rund 400.000 Menschen verdienen ihr Geld mit Urlaubern, Jobs, die das Land dringend braucht. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 15 Prozent. Davon besonders betroffen ist die jüngere Generation, insbesondere Uniabsolventen.

AP/Darko Vojinovic
Leere Strände in Sousse
Tunesiens Regierung verschärfte nach dem jüngsten Anschlag die Sicherheitsvorkehrungen. So wurde die Polizeipräsenz in den Badeorten massiv erhöht. Laut Innenminister Najem Gharsalli werden bis zu 1.000 Polizisten zum Schutz von Touristen eingesetzt. Doch Strände und Hotelanlagen, die von Schwerbewaffneten bewacht werden, dürften nicht zur Beruhigung beitragen. Dennoch setzten Tausende Touristen ihren Urlaub fort. Sie wollen damit ein Zeichen setzen und Tunesien auf seinem Weg weiter unterstützen.
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