1.000 Polizisten zusätzlich
Bei dem Terroranschlag in Tunesien hätte der Attentäter nach Regierungseinschätzung früher gestoppt werden können. Der Sicherheitsservice des Hotels habe nicht sofort die Polizei informiert, als der Angreifer am Freitag den Hotelstrand überfiel und mindestens 38 Menschen erschoss, sagte Innenminister Mohamed Najem Gharsalli dem Radiosender Mosaique FM in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview.
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Durch eine bessere Koordination der Sicherheitskräfte hätte der Angreifer früher getötet werden können, sagte er. Der Attentäter war am Freitag in das besonders bei europäischen Touristen beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba in Port El Kantaoui bei der tunesischen Stadt Sousse eingedrungen. Nach Angaben der Behörden hatte er in einem Sonnenschirm eine Waffe versteckt, mit der er dann am Strand das Feuer eröffnete. Der Angreifer erschoss mindestens 38 Menschen und wurde schließlich selbst getötet.
Tunesien kündigte darauf eine massive Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen an: An bei Touristen beliebten Orten und Stränden sollen 1.000 Polizisten zusätzlich stationiert werden, so Gharsalli am späten Samstag. „Wir wollen Touristeneinrichtungen nicht zu Baracken machen, das ist nicht unser Ziel. Aber wir müssen handeln, um die Sicherheit unseres Tourismussektors garantieren zu können.“

APA/ORF.at
Bangen um Tourismus
Das Land ist nach dem zweiten brutalen Attentat innerhalb weniger Monate um seinen Status als beliebtes Urlaubsziel besorgt. Die Einnahmen aus dem Tourismus machen nahezu 15 Prozent der Wirtschaftsleistung Tunesiens aus. Tausende Urlauber flogen am Wochenende aus Tunesien aus. An den Stränden des Badeortes herrschte Leere. Die großen Reiseveranstalter bieten ihren Kunden an, geplante Urlaube nach Tunesien kostenlos umzubuchen oder zu stornieren.

APA/dpa/Andreas Gebert
Die Strände blieben am Wochenende weitgehend leer
Allein die britischen Anbieter Thomson und First Choice flogen am Samstag mit zehn Flugzeugen rund 2.500 Urlauber nach Hause. Britische Behörden aktualisierten am Sonntag ihre Reisewarnungen für Tunesien: Das Außenministerium warnt vor allem vor Reisen in den Süden des Landes, sowie vor Reisen nahe der Grenze zu Libyen sowie Algerien.
Großteil der Opfer aus Großbritannien
Bei dem Anschlag auf das Hotel Imperial Marhaba und das Nachbarhotel Mouradi Palm Marina in Sousse hat der Angreifer mindestens 38 Menschen getötet. Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums dürfte es sich bei der Mehrzahl der Opfer um Briten handeln. Laut dem britischen Außenstaatssekretär Tobias Ellwood kamen bei dem Anschlag mindestens 15 Briten ums Leben. In Deutschland bestätigte Außenminister Frank-Walter Steinmeier, dass unter den Toten auch mindestens ein Deutscher sei.

APA/EPA/Mohamed Messara
Trauer und Fassungslosigkeit nach dem Attentat
Die irische Opferzahl wurde unterdessen von eins auf drei korrigiert - ein vermisstes Pärchen sei ebenfalls unter den Toten, bestätigte am Sonntag der irische Außenminister. Laut tunesischem Gesundheitsministerium wurde bisher außerdem eine Belgierin identifiziert. Auch eine Portugiesin ist unter den Toten. Österreicher sind laut Außenministeriumssprecher Martin Weiss weder unter den Toten noch unter den Verletzten. Die Identifizierung ist schwierig, da die meisten Opfer am Strand oder am Swimmingpool in Badekleidung erschossen wurden und keine Papiere bei sich hatten.
IS bekennt sich zu Attentat
Zu dem Angriff bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). In einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung hieß es, ein „Soldat des Kalifats“ habe den „abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens“ angegriffen. Der Attentäter hatte das Hotel in dem Mittelmeer-Ort überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Er wurde von Sicherheitskräften erschossen. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Mann Elektroingenieurswesen in der Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten, studiert.
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