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Soldaten sichern Touristenziele

Tunis will entschlossen gegen Extremisten vorgehen: Nach einer nächtlichen Sitzung des nationalen Sicherheitsrats kündigte Regierungschef Habib Essid Samstagfrüh eine Reihe von Maßnahmen an. „Die Heimat wird bedroht, der Staat wird bedroht“, sagte er.

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„Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist, den Krieg zu gewinnen", so Essid. Bereits in den nächsten Tagen sollen bis zu 80 Moscheen geschlossen werden. „Es gibt weiterhin Moscheen, die ihre Propaganda und ihr Gift zum Terrorismus verbreiten“, so Essid.

Militärischer Schutz

Daneben sollten Vereine und Parteien, die „außerhalb des Verfassungsrahmens stehen“, genauer überprüft und dann entweder verwarnt oder aufgelöst werden. Hierbei solle vor allem die Finanzierung überprüft werden.

Um Touristen vor möglichen weiteren Anschlägen zu schützen, kündigte Essid einen verstärkten militärischen Schutz verschiedener Einrichtungen an. An Stränden und Hotels sollen nun verstärkt Soldaten postiert werden. Um das zu ermöglichen, sollten Reservisten einberufen werden.

Karte von Tunesien

APA/ORF.at

38 Menschen auf Strand erschossen

Bei dem Anschlag auf das Hotel Imperial Marhaba sowie das Nachbarhotel Mouradi Palm Marina in Sousse starben nach Angaben der tunesischen Regierung Bürger mehrerer europäischer Länder. Mit 15 Toten ist die Mehrzahl der bestätigten 38 Todesopfer des Angreifers britischer Herkunft, wie Außenstaatssekretär Tobis Ellwood am Samstag mitteilte. Die Zahl könnte aber noch steigen. Mindestens ein Deutscher wurde außerdem getötet, gab der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Samstagabend bekannt. Mehrere Vermisstenmeldungen hätten aufgeklärt werden können. Auch Belgier und Franzosen seien unter den Toten, hieß es. Die Behörden in Dublin bestätigten zudem den Tod einer Irin.

Bei dem 39. Toten handelt es sich um den Attentäter selbst. Die Identifizierung ist schwierig, da die meisten Opfer am Strand oder am Swimmingpool in Badekleidung erschossen wurden und keine Papiere bei sich hatten.

Erste Tunesien-Urlauber zurück in Wien

Österreicher sind nicht unter den Opfern. Weder unter den Toten noch unter den zahlreichen Verletzten befänden sich österreichische Staatsbürger, so Außenamtssprecher Martin Weiss. Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich zwar vier Österreicher in dem hauptbetroffenen Hotel Imperial Marhaba auf. Man habe sie kontaktiert, und sie seien wohlauf, aber schockiert, so Weiss weiter. Nach Angaben des Außenamts befinden sich derzeit rund 500 Österreicher in Tunesien. Viele der Urlauber möchten möglichst rasch wieder ausreisen. Die ersten rückkehrenden Urlauber kamen am Samstag auf dem Flughafen Wien an.

Urlauber am Flughafen von Tunesien

APA/EPA/Mohamed Messara

Flughafen Enfidha: Tausende Touristen verlassen Tunesien

IS bekennt sich zu Anschlag

Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat unterdessen die Verantwortung für den Anschlag übernommen. In einer Twitter-Mitteilung, deren Echtheit sich nicht überprüfen ließ, hieß es, ein „Soldat des Kalifats“ habe den „abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens“ angegriffen.

Der IS-Kämpfer habe sein Ziel trotz Sicherheitsvorkehrungen in dem Touristenort Sousse erreicht, so die Dschihadistenmiliz auf Twitter. Die meisten Opfer seien Bürger von Staaten der Koalition, „die mit dem Kalifat im Krieg steht“.

Attentäter als Tourist getarnt

Nach offiziellen Angaben handelt es sich beim mutmaßlichen Täter um einen Studenten, der bisher nicht polizeilich auffällig war. Er soll seine Waffe, eine Kalaschnikow, in einem Sonnenschirm versteckt haben. Der für Sicherheitsfragen zuständige Staatssekretär Rafik Chelly sagte dem Radiosender Mosaique FM, der Attentäter habe ausgesehen, als sei er auf dem Strand unterwegs zum Baden. Der Angreifer wurde schließlich von Sicherheitskräften getötet. Entgegen ersten Angaben handelte der Attentäter demnach alleine.

Frau trauert am Strand eines Hotels

APA/AP/Darko Vojinovic

Der Strand ist am Samstag bis auf wenige Trauernde menschenleer

Reiseveranstalter ziehen Konsequenzen

Nach dem Anschlag bietet TUI Urlaubern aus Österreich und Deutschland den kostenlosen Rücktritt von Reisen in das Land an. TUI-Gäste, die in der aktuellen Sommersaison eine Tunesien-Reise gebucht haben, könnten bis einschließlich 15. September gebührenfrei umbuchen oder stornieren, teilte der Tourismuskonzern am Freitag mit. Für Urlauber am Ort des Geschehens, die ihre Reise vorzeitig beenden wollen, organisiere der Reiseveranstalter vorzeitige Abreisen.

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