Niedrigstes Preisniveau in Bulgarien
Wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte, liegt Österreich mit einem Preisniveau bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken von 124 Prozent an zweithöchster Stelle in der EU. Nur Dänemark ist noch teurer. Damit ist Österreich in der Euro-Zone sogar das teuerste Land für Lebensmittel.
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Am günstigsten sind Lebensmittel laut EU-Statistik in Polen. Dort liegt das Preisniveau generell quer über alle Produktegruppen hinweg nur etwas über der Hälfte des EU-Durchschnitts. Damit sind die Preise in Polen am drittgünstigsten. Am günstigsten ist das Preisniveau demnach in Bulgarien. An zweiter Stelle folgt Rumänien, gefolgt eben von Polen und Ungarn auf dem vierten Rang.

ORF.at/Zita Köver
Brot, Fleisch, Milch, Käse, Eier, Obst und Gemüse sind in Österreich teuer
Hohes Einkommen, hohe Zahlungsbereitschaft
Die Lebensmittelpreise hängen mit der Einkommenssituation in den verschiedenen EU-Ländern zusammen. „Österreich zählt zu den Ländern mit dem höchsten Einkommen, und demgemäß gibt es eine hohe Zahlungsbereitschaft für hochwertige Güter,“ so Franz Sinabell vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) gegenüber ORF.at.
Der Anteil an Bioprodukten sei hierzulande besonders hoch, was sich auch auf die Preise niederschlage. In der Eurostat-Erhebung wurde diese unterschiedliche Qualität der Produkte nicht berücksichtigt. Auch variiere das Einkaufsverhalten in den Ländern. „In Österreich werden viele Lebensmittel mehrmals in der Woche eher in kleinen Geschäften verkauft, nicht einmal wöchentlich in einem großen Hypermarkt“, so Sinabell.
Drei Handelsketten beherrschen Markt
Auch WIFO-Experte Josef Baumgartner sieht die hohen Lebensmittelkosten, neben dem Zusammenhang mit dem Einkommen, als Ergebnis der Marktstruktur des Handels hierzulande. „In Österreich gibt es im Unterschied zu anderen Ländern viele kleine Filialen. Dies bringt höhere Kosten für Miete und Personal mit sich, was sich auch auf die Preis auswirkt“, so Baumgartner im Gespräch mit ORF.at.
„Auch die Topografie des Landes macht den Warentransport zu den vielen Filialen teuer. Außerdem ist der Anteil von Diskontern geringer als in anderen EU-Ländern“, so Baumgartner. Zudem teilten sich drei Handelsketten 75 Prozent des österreichischen Marktes auf, was zu weniger Wettbewerb führe. Eine weitere Rolle spiele die unterschiedliche Besteuerung in den Mitgliedsstaaten.

APA/ORF.at; Quelle: Eurostat
AK: Fehlender Wettbewerb treibt Preise
„Schuld an den hohen Lebensmittelpreisen ist der mangelnde Wettbewerb. Das zeigen die in den vergangenen Monaten bekanntgewordenen Preisabsprachen, etwa im Lebensmittelhandel, bei Molkereien, Brauereiprodukten und alkoholfreien Getränken“, so AK-Direktor Werner Muhm in einer Aussendung. Die AK stellt regelmäßig bei Preisvergleichen von identen Lebensmitteln in München und Wien fest, dass die gleiche Ware in Wien im Schnitt um ein Fünftel teurer ist als in München. „Wir weisen seit Jahren auf mögliche Kartelle hin und haben auch die EU-Kommission auf diese auffälligen Preise in Österreich aufmerksam gemacht“, so Muhm. „Mit der Besteuerung der Lebensmittel sind diese hohen Preisunterschiede jedenfalls sicher nicht allein zu erklären“, so Muhm. Die Umsatzsteuer für Lebensmittel beträgt in Österreich zehn Prozent, für Getränke und andere Waren 20 Prozent; in Deutschland sieben beziehungsweise 19 Prozent.
Österreichs Preisniveau im Mittelfeld
Das klar teuerste EU-Land ist Dänemark. Hier kosten Produkte durchschnittlich fast dreimal so viel wie im günstigsten Land Bulgarien. Die weiteren nordeuropäischen Länder Schweden und Finnland liegen wie auch Großbritannien und Irland preislich ebenfalls im obersten Spitzenfeld. Österreich belegt Rang zehn im Preisranking der insgesamt 26 Länder und ist damit in Gesellschaft von Frankreich, Belgien, Deutschland, Italien und den Niederlanden, die eine ähnliche Preisgestaltung knapp über dem EU-Durchschnitt, teils aber andere Einkommen aufweisen.
Alkohol und Tabak in Großbritannien am teuersten
Bei Alkohol und Tabak sind Irland und Großbritannien vor Finnland am teuersten - Bulgarien, Ungarn, Tschechien und Rumänien am billigsten. Die Preise für Zigaretten und alkoholische Getränke liegen in Österreich etwas unter dem EU-Schnitt, in etwa gleichauf mit Griechenland.
Handys, Computer und andere Unterhaltungselektronik sind in Malta und Zypern noch vor Dänemark am teuersten. Die besten elektronischen Schnäppchen lassen sich im EU-Vergleich gleich nahe Österreichs Landesgrenze in Tschechien und Ungarn erzielen. Auch Polen bietet hier wiederum die billigsten Preise. In Österreich liegen die Endkundenkosten für Unterhaltungselektronik ganz knapp unter dem EU-Schnitt.
Kleidung im H&M-Mutterland am kostspieligsten
Ausgerechnet auf dem Heimatmarkt der großen Billigmodekette H&M, Schweden, ist Bekleidung am teuersten. Gefolgt wiederum von den weiteren nordischen Hochpreisländern Dänemark und Finnland. Am günstigsten kauft man Kleidung in Ungarn, Bulgarien und Polen. Österreich liegt etwas unter dem EU-Schnitt.
Private Fahrzeuge wie Autos, Motorräder und Fahrräder kosten in Tschechien, Polen und Bulgarien am wenigsten, in Dänemark, den Niederlanden und Portugal hingegen am meisten. Österreich ist hier wiederum ziemlich im Mittel mit nur leicht überdurchschnittlichen Preisen.
Bei Restaurant- und Hotelkosten klaffen die Preise EU-weit stark auseinander. Urlaubt und speist man in Bulgarien, Ungarn und Rumänien am billigsten, sind die Nordländer erneut am teuersten. Hier muss man fast das Dreifache für einen Restaurantbesuch oder Hotelaufenthalt einplanen.
Beate Macura, ORF.at
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