Themenüberblick

Bombe vor Gebäude gezündet

Ein Selbstmordattentäter hat sich Augenzeugen zufolge vor einer schiitischen Moschee im Osten Saudi-Arabiens in die Luft gesprengt und mehrere Menschen getötet oder verletzt. Die Bombe sei während des Freitagsgebets in der Imam-Ali-Moschee in al-Kudaih explodiert, sagte ein Anrainer. Die Schiiten begingen am Freitag den Geburtstag des Imams Hussein, den sie als Heiligen verehren.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Laut Angaben des saudischen Fernsehkanals al-Arabija kamen mindestens 19 Menschen ums Leben. Zahlreiche weitere sollen verletzt worden sein. Ein Notarzt in Katif sprach gegenüber der BBC von mindestens 70 Verletzten - darunter „einige sehr schwer“. Laut dem saudischen Innenministerium zündete ein Attentäter während des Freitagsgebets einen Sprengstoffgürtel.

IS bekannt sich zu Anschlag

Nach Informationen der US-Beobachtungsstelle Search for International Terrorist Entities (SITE) gab die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Abend bekannt, dass es sich bei dem Attentäter um einen IS-Kämpfer gehandelt habe. Die Dschihadisten hatten bereits vor Monaten mit Anschlägen auf schiitische Ziele in Saudi-Arabien gedroht. Im November vergangenen Jahres rief die Terrormiliz in einer Tonbandaufnahme, die IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi selbst zugeschrieben wird, saudische Sunniten zu Anschlägen auf schiitische Ziele auf.

Menschen bei der Moschee, auf welche ein Anschlag verübt wurde

APA/EPA

Obwohl die Bombe vor dem Gebäude detoniert sein soll, wurde auch das Innere der Moschee schwer beschädigt

Örtliche Nachrichtenwebsites zeigten Fotos von mutmaßlichen Opfern. Auf Fernsehbildern des von der libanesischen Hisbollah geführten Netzwerks al-Manar waren zerbrochenes Glas und Trümmerteile im Inneren der Moschee zu sehen. In einer Erklärung des Innenministeriums hieß es, Saudi-Arabien werde alle an diesem „terroristischen Verbrechen“ Beteiligten „zur Strecke bringen“.

Schiitische Minderheit im sunnitischen Königreich

Augenzeugen berichteten, die Lage in der Stadt sei angespannt. Aufgebrachte Menschen seien auf die Straße gezogen, wo sie proschiitische Parolen riefen. Die Schiiten im mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien machen etwa zehn bis 15 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Sie leben vor allem in zwei Oasenbezirken im Osten des Landes – Katif an der Golfküste und das rund 150 Kilometer südwestlich davon gelegene al-Hasa. Beide Bezirke waren in der Vergangenheit Mittelpunkt der Proteste gegen die Regierung.

Menschen bei der Moschee, auf welche ein Anschlag verübt wurde

APA/EPA

Vor der Moschee sammelte sich nach dem Anschlag eine Menschenmenge

Die saudi-arabischen Schiiten fühlen sich von der sunnitischen Mehrheit übervorteilt. Sie werfen der Regierung Diskriminierung bei Ausbildungsplätzen und Anstellungen im öffentlichen Bereich vor. Die sunnitischen Behörden sollen der Minderheit außerdem die Religionsausübung erschweren und den Bezirken Katif und al-Hasa weniger Fördergelder zukommen lassen als sunnitischen Gemeinden. Die saudi-arabische Regierung weist solche Vorwürfe regelmäßig zurück.

Eskalation als Ziel

Laut BBC-Analyst Frank Gardner steht hinter dem Anschlag deshalb vermutlich das Ziel, die Spannungen zwischen der schiitischen Minderheit und der restlichen Bevölkerung in Saudi-Arabien zu verschärfen. Es sei wahrscheinlich, dass sich der Ärger der Schiiten nun – mit dem Vorwurf zu wenig zum Schutz der Minderheit unternommen zu haben - gegen die saudi-arabischen Behörden richten werde, so Gardner.

Tatsächlich gab noch am Freitagnachmittag die libanesische Hisbollah der saudi-arabischen Regierung die Schuld an dem Anschlag. „Die Hisbollah macht die saudi-arabischen Behörden für dieses hässliche Verbrechen verantwortlich, da sie diese kriminellen Morde akzeptieren und unterstützen“, heißt es in einer Stellungnahme der schiitischen Miliz.

Der Iran verurteilte den Selbstmordanschlag gegen die schiitische Moschee scharf: „Die Verantwortlichen für den Tod der unschuldigen Gläubigen sollten schnellstens gefunden und bestraft werden“, sagte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham.

Weiterer Anschlag im Jemen

Ein weiterer Anschlag richtete sich am Freitag gegen eine Moschee in Sanaa. Die jemenitische Hauptstadt befindet sich unter Kontrolle der schiitischen Huthi-Rebellen, gegen die Saudi-Arabien bereits seit Wochen Luftangriffe im Jemen fliegt. Das saudi-arabische Königshaus gewährt darüber hinaus dem geflohenen jemenitische Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi Asyl in der Hauptstadt Riad.

Augenzeugen berichteten, eine Bombe sei explodiert, als die Gläubigen die Moschee im Zentrum Sanaas nach dem Freitagsgebet verlassen hätten. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden 13 Menschen verletzt, zwei von ihnen lebensgefährlich. Das Gebäude wird vor allem von schiitischen Huthi-Rebellen zum Gebet genutzt. Bereits im März waren bei einem Doppelanschlag auf zwei schiitische Moscheen in Sanaa fast 140 Menschen ums Leben gekommen. Damals bekannte sich - wie auch am Freitag - die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag.

Links: