Themenüberblick

Botschafter vertritt Präsidenten

Bundespräsident Heinz Fischer reist trotz Einladung nicht zum zentralen Gedenken an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren. Das teilte die Präsidentschaftskanzlei am Dienstag auf Anfrage der APA mit. Fischer nehme „aus Termingründen“ nicht teil, hieß es.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Anstelle Fischers werde der für Armenien zuständige, mangels Botschaft an Ort und Stelle aber in Wien ansässige Botschafter Alois Kraut Österreich am 24. April in der armenischen Hauptstadt Eriwan vertreten, hieß es. Auch der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Hannes Weninger wird Österreich repräsentieren. Laut der armenischen Botschaft in Wien haben sich neben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch mehrere Staatspräsidenten aus EU-Ländern angekündigt, darunter Francois Hollande aus Frankreich.

Gefragt, ob man in Armenien enttäuscht sei, dass Fischer nicht komme, betonte der armenische Botschafter in Wien, Arman Kirakossian, gegenüber der APA: „Es gibt jedes Jahr Gedenkfeiern, heuer ist es aber etwas ganz Besonderes, weil es 100 Jahre her ist. Natürlich erwarten wir, dass andere Länder das Gedenken an den Völkermord würdigen.“ Bei Besuchen in Armenien hatten Fischer 2012 sowie die Außenminister Michael Spindelegger und Sebastian Kurz (beide ÖVP) 2010 bzw. 2014 die Völkermord-Gedenkstätte in Eriwan aufgesucht.

Geste von Nationalrat erhofft

Kirakossian erhofft sich zum 100. Jahrestag auch eine Geste des österreichischen Nationalrats, immerhin betrachte Armenien Österreich als befreundetes Land: „Wir mischen uns nicht in die österreichische Politik ein. Wir respektieren die guten Beziehungen Österreichs zur Türkei und haben Verständnis dafür, dass in Österreich viele Türkischstämmige leben, aber wir würden uns schon vom österreichischen Parlament wünschen, dass es den Völkermord an den Armeniern anerkennt“, sagte der Botschafter.

„Diese Anerkennung ist auch wegen der Leugnung durch die türkische Seite so wichtig.“ Die armenische Diaspora weltweit, „die ein Resultat des Völkermords ist“, leide an einer Art posttraumatischer Störung. „Ohne Anerkennung werden sie und spätere Generationen für immer damit leben.“

Appell an Ankara

An allererster Stelle erwarte man sich aber von der Türkei die Anerkennung des Völkermords. „Das würde alles verändern.“ Zudem erhoffe man sich die Öffnung der seit 1993 geschlossenen Grenzen zu Armenien und den Aufbau diplomatischer Beziehungen. Die Völkermord-Frage könnte nach Ansicht Kirakossians in einer ersten Phase der Annäherung zwischen Ankara und Eriwan auch ausgeklammert werden. „Wir wollen vor allem die Öffnung der Grenzen, den Aufbau diplomatischer Beziehungen und den Beginn einer Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern - das könnte dann zu einer Versöhnung führen.“

Links: