„Dallas“ für das 21. Jahrhundert
Regisseur und Autor David Schalko zeichnet für viele der erfolgreichsten österreichischen Serien-, Comedy- und Filmformate der letzten Jahre verantwortlich. Mit „Braunschlag“, einer im tiefsten Waldviertel verankerten schwarzhumorigen Serie, bescherte er dem ORF 2012 einen Quotenhit. Mit der achtteiligen Familiensaga „Altes Geld“ setzt er die urösterreichische Nabelschau mit Starbesetzung fort - in anderem Milieu, noch politischer und böser.
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„‚Dallas‘ war für mich die Serie, die mich am meisten prägte“, so Schalko gegenüber ORF.at. Mit „Altes Geld“ habe er nun versucht, dieses Genre für das 21. Jahrhundert neu zu erfinden. Die Aufregung im Vorfeld, die Spekulationen über Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Österreich sorgten schon im Vorfeld der Veröffentlichung für einige mediale Aufregung.
„Der Österreicher hält schnell die Lüge für Wahrheit“
Warum aber tut sich Österreich, wie sich ja schon bei Thomas Bernhards „Holzfällen“ zeigte, so schwer, zwischen Realem und Fiktion zu unterscheiden? „Vielleicht, weil sich der Österreicher selbst als Fiktion empfindet,“ glaubt Schalko. „Irgendwie hat man ja immer das Gefühl, es gibt ihn gar nicht, dass er eine Erfindung von ein paar Schriftstellern ist. Der Österreicher hält ja auch schnell die Lüge für Wahrheit, wenn man ihm etwas glaubhaft vorgaukelt, erspart sich der denkfaule Österreicher, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.“
Dass es ein österreichisches Spezifikum ist, dass das fiktionale Anstreifen an der Realität gleich Zuckungen im politisch-journalistischen Feld auslöst, glaubt der Regisseur hingegen nicht. „Ich glaube, dass Politik nie wegzudenken ist aus der großen Erzählung. Vom Königsdrama bis zu ‚House of Cards‘. Offenbar trifft ‚Altes Geld‘ einen empfindlichen Nerv, sonst wären manche Reaktionen nicht so, wie sie sind.“

ORF/Thomas Ramstorfer
Mit „Altes Geld“ knüpft Schalko an den Erfolg der ORF-Serie „Braunschlag“ an
„Serien entsprechen Bedürfnis einer Erzähltiefe“
Den anhaltenden Serienboom erklärt sich Schalko mit einer anderen Erwartungshaltung des Publikums, verglichen mit jener an einen Kinofilm. „Solange nirgendwo anders so vielschichtig erzählt wird, solange wird der Boom anhalten, denke ich.“ Serien hätten den Kinofilm aber keineswegs abgelöst, so wie auch das Internet das Fernsehen nicht abgelöst habe. „Eine Serie entspricht nur mehr dem Bedürfnis einer Erzähltiefe, die ein bisschen länger anwesend bleibt als 90 Minuten.“
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