OPCW-Bestätigung steht noch aus
Die Kurdenregierung im Irak hat der radikalislamischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Einsatz chemischer Waffen vorgeworfen. In Proben aus dem Boden und von Kleidungsstücken sei Chlorgas nachgewiesen worden, erklärte der Sicherheitsrat der halbautonomen Region am Wochenende.
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Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erklärte, sie könne das zunächst nicht bestätigen. Die USA äußerten sich ähnlich und werteten die kurdischen Angaben als besorgniserregend. Der Vormarsch der irakischen Regierungstruppen auf Tikrit, das vom IS gehalten wird, kam am Wochenende nicht voran. Die Soldaten warteten noch immer auf Verstärkung, hieß es in Militärkreisen.
Zeichen für „wachsende Verzweiflung“ des IS
Die Proben, die den Einsatz von C-Waffen belegen sollen, wurden nach kurdischen Angaben im Jänner genommen. Damals hatte es einen Selbstmordanschlag auf kurdische Peschmerga-Kämpfer auf der Straße zwischen der nordirakischen Metropole Mossul und der syrischen Grenze gegeben. Die Untersuchung habe ein von der EU anerkanntes Labor vorgenommen, hieß es.
Aus dem kurdischen Sicherheitsrat verlautete zudem, die Peschmerga-Kämpfer hätten auf das Auto des Selbstmordattentäters eine Rakete abgefeuert, bevor er sein Ziel erreicht habe. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, der Einsatz von Chlorgas wäre ein Zeichen für „wachsende Verzweiflung“ des IS angesichts des Drucks durch die Luftangriffe der Allianz und der irakischen Bodentruppen.
In Syrien mehrfach eingesetzt
Chlorgas wurde erstmals im Ersten Weltkrieg als Waffe eingesetzt. Auch der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein ließ seine Luftwaffe 1988 die kurdische Stadt Halabidscha mit Chlorgas angreifen, mindestens 5.000 Menschen starben daran. Inzwischen ist das durch die Chemiewaffenkonvention von 1997 verboten. Allerdings wurde Chlorgas nach Erkenntnissen der OPCW im Nachbarland Syrien in dem seit vier Jahren dauernden Bürgerkrieg mehrfach eingesetzt.
Der IS hatte im vergangenen Jahr weite Teile des Nordirak erobert und kontrolliert auch große Gebiete Syriens. Die Peschmerga im Irak versuchen, die Islamisten zurückzuschlagen. Die irakischen Regierungstruppen werden in ihrer Offensive bei Tikrit von schiitischen Milizen unterstützt. Für den weiteren Vormarsch seien 1.000 oder 2.000 zusätzliche Kräfte nötig, hieß es in Militärkreisen.
Offensive auf Tikrit - Straßenkämpfe erwartet
Am Freitag war der Angriff auf die Geburtsstadt Husseins ins Stocken geraten. IS-Kämpfer haben in vielen verlassenen Gebäuden Sprengfallen versteckt, Scharfschützen feuern auf die Soldaten. Die Armee richtet sich deswegen auf Straßenkämpfe ein.
In Syrien griff die Armee von Präsident Baschar al-Assad die mit Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front im Süden an. Dutzende Extremisten seien getötet worden, darunter drei Anführer, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SANA. Assads Truppen haben im Februar mit Hilfe der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon eine Offensive gegen die Al-Nusra-Front gestartet.
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