Neues Schulmodell von Kritik begleitet
Die ersten Neuen Mittelschulen (NMS) sind als Schulversuch bereits 2008 gestartet worden. Ziel des von Ex-Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) eingeführten Modells war, die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg nach der Volksschule nach hinten zu verlagern. Seit der Einführung der neuen Schulform ebbt die Kritik daran nicht ab.
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Nach dem Abschluss des ersten vierjährigen Durchgangs sollte diese Schulform vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) evaluiert werden. Daraus wurde allerdings nichts. Die NMS wurden mit dem Schuljahr 2012/13 ohne Bewertung in das Regelschulwesen übernommen. Nicht zuletzt deshalb wurde immer wieder die Forderung laut, die Einführung der NMS zu stoppen. Bisher sind rund 96 Prozent der Hauptschulen auf diese Schulform umgestellt. In vier Bundesländern - Burgenland, Kärnten, Niederösterreich und Tirol - gibt es nur noch NMS. Bis 2018/19 soll die Umstellung österreichweit abgeschlossen sein.
Wenige AHS zu Umstellung bereit
Die NMS gingen aus den Hauptschulen hervor und wurden mit zusätzlichen Mitteln für Lehrer in den Hauptfächern ausgestattet, um etwa „Teamteaching“ zu ermöglichen. Mit den AHS existiert aber noch eine zweite Schulform für Zehn- bis 14-Jährige. Nur wenige AHS folgten bisher dem Aufruf, ebenfalls an der Umstellung auf NMS teilzunehmen. Bei den NMS werden Schüler mit und ohne AHS-Reife gemeinsam unterrichtet. In der dritten und vierten Klasse erfolgt eine Leistungsdifferenzierung in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch.
Vom Bund gestellte AHS- und BMHS-Lehrer, die gemeinsam mit Hauptschullehrern in den NMS unterrichten sollten, sind aber Mangelware, wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung des Unterrichtsministerium im Mai vergangenen Jahres hervorging. Wien stellt eine Ausnahme dar. Hier wurde 2009 nach einem Kompromiss zwischen SPÖ und ÖVP eine spezielle Variante der NMS eingeführt. Statt „Teamteaching“ setzt man hier auf Leistungsdifferenzierung durch Kurssysteme.
Bildungsstandards wie in Hauptschulen
Die im vergangenen Jahr vorgestellten Ergebnisse der Bildungsstandardtests in Mathematik und Englisch sorgten für neuerliche Kritik an dem Modell. Denn die NMS erreichten dabei die gleichen Resultate wie die Hauptschulen. Für die ÖVP und die Opposition schien es unverständlich, warum die NMS trotz höheren Mitteleinsatzes keine besseren Ergebnisse als die Hauptschulen lieferte.
Die ÖVP hatte gefordert, die Umwandlung der Hauptschulen im Fall einer negativen Evaluierung rückgängig zu machen. Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wollte davon aber nichts wissen. Im August 2014 betonte sie, dass sie an dem „pädagogisch wertvollen Konzept“ mit Individualisierung und der Förderung von Kompetenzen festhalten wolle.
RH moniert hohe Kosten
Der Rechnungshof (RH) wiederum monierte Ende 2013 die hohen Kosten der NMS und kritisierte Tricksereien des Unterrichtsministeriums bei den Aufstiegsberechtigungen in die Oberstufe und dass „das Ziel der Verschiebung der Bildungslaufbahnentscheidung nicht erreicht wurde“. Demnach liegen die Lehrerpersonalkosten pro Schüler an einer NMS bei 7.200 Euro, an einer AHS-Unterstufe bei 4.700 Euro. Als eines der Grundprobleme der NMS ortete der Rechnungshof das Kompetenzwirrwarr. So würden etwa durch den verschränkten Einsatz von AHS- und Hauptschullehrern, AHS-Lehrer mehr bezahlt bekommen und kürzer arbeiten.
Bessere Übertrittszahlen in AHS
Für die NMS positive Zahlen zeigt ein Vergleich der Übertrittszahlen der ersten NMS-Absolventen an eine AHS-Oberstufe oder eine berufsbildende höhere Schule im Vergleich zur Hauptschule. 43,4 Prozent der Schüler des ersten NMS-Absolventenjahrgangs wechselten an weiterführende Schulen mit Maturaabschluss. Das geht aus einer parlamentarischen Beantwortung durch das Unterrichtsministerium hervor. Als diese Schulen noch Hauptschulstandorte waren, besuchten in den Jahren davor nur knapp 34 Prozent der Absolventen eine weiterführende Schule. Berichte von NMS-Absolventen, die von AHS abgelehnt worden seien, wurden vonseiten der AHS-Direktoren zurückgewiesen. Dabei könne es sich nur um „Einzelfälle“ gehandelt haben.
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