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Beisetzung noch heute

König Abdullah von Saudi-Arabien ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren, berichtete das nationale Fernsehen in der Nacht auf Freitag. Abdullah war vor wenigen Wochen mit einer Lungeninfektion ins Krankenhaus gebracht worden. Noch eineinhalb Stunden vor der offiziellen Bestätigung von Abdullahs Tod hatte der Hof entsprechende Gerüchte dementiert.

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Laut dem Palast starb Abdullah um 1.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MEZ). Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Nach einer Mitteilung des Hofes soll Abdullah noch am Freitag nach dem Mittagsgebet in der Turk-bin-Abdullah-Moschee in Riad beigesetzt werden. Seine Nachfolge hat laut offiziellen Angaben bereits sein Halbbruder Kronprinz Salman angetreten. Es wird davon ausgegangen, dass er Abdullahs Politik im Kern fortsetzen wird.

Thronbesteigung 2005

Abdullah soll 1923 oder 1924 geboren sein. Den Thron bestieg er 2005. De facto führte er das weltgrößte Erdölexportland aber bereits seit 1995, nachdem sein Vorgänger König Fahd einen Schlaganfall erlitten hatte. Der neue König Salman gehört seit Jahrzehnten zur engeren Herrscherriege. Er soll 79 sein. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ernannte er seinen Halbbruder Mukrin zum Kronprinzen und Erben. Formell muss das noch genehmigt werden.

fahrzeug transportiert den Leichnam des verstorbenen König Abdullahs

Reuters/Faisal Nasser

In einem Ambulanzwagen wurde der Leichnam des Königs vor der Beisetzung zur Aufbahrung in der Moschee gebracht

Auf Salman kommt eine Reihe schwieriger Aufgaben zu. So ist die Wirtschaft nach Auffassung von Experten langfristig viel zu stark abhängig von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Obwohl Experten nicht mit einer Änderung der Ölpolitik rechneten, zog der Ölpreis um 1,7 Prozent auf 49,35 Dollar für ein Fass der Sorte Brent an.

Wichtiger Verbündeter der USA

Abdullah war einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der Region, etwa im Kampf gegen die Terrororganisation Al-Kaida. US-Präsident Barack Obama sagte, ein Vermächtnis des verstorbenen Königs sei die enge Partnerschaft Saudi-Arabiens mit den USA. Er sei überzeugt gewesen, dass die Beziehung zwischen den beiden Staaten wichtig für die Stabilität und Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten und darüber hinaus sei, sagte Obama. Der französische Präsident Francois Hollande lobte Abdullahs „Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten“. Noch vor seiner Thronbesteigung hatte Abdullah im Jahr 2002 die Arabische Liga auf eine Friedensinitiative auf Basis der Zweistaatenlösung mit Israel eingeschworen.

Kronprinz Salman, der Nachfolger von König Abdullah

AP/Saudi Press Agency

Abdullahs designierter Thronfolger Salman

Kampf gegen IS

Abdullah sah Saudi-Arabien als wichtigsten Verfechter des sunnitischen Islam. Er unterstützte den Aufstand gegen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad, der von der schiitischen Regionalmacht Iran gestützt wird. Saudi-Arabien schloss sich unter Abdullah der von den USA geführten internationalen Militärallianz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an.

Strenges Regime

Im Königreich galt Abdullah als beliebt, auch weil er vorsichtige Reformen in dem ultrakonservativen Land anstieß. Grundsätzlich änderte sich aber nichts am politischen System Saudi-Arabiens. Die Demokratiebewegungen in anderen Ländern der Region während des „arabischen Frühlings“ lehnte Abdullah strikt ab. Wer in Saudi-Arabien zu laut mehr Rechte forderte, musste fürchten, ins Gefängnis zu kommen. Politischen Gegnern gegenüber blieb er unnachgiebig: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen, und Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht.

Aktuell sorgt die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Internetaktivist war zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll. Der Fall Badawi ließ in Österreich die Rufe nach einer Schließung des im Jahr 2011 gegründeten und nach dem verstorbenen König benannten Abdullah-Zentrums für Interreligiösen Dialog lauter werden.

Großmacht in der Region

In der Region mischte sich Saudi-Arabien ebenfalls in den Kampf gegen missliebige Gruppen ein. So unterstützte Riad 2013 in Ägypten den Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. In Bahrain beteiligten sich saudische Panzer aktiv an der Niederschlagung der von Schiiten angeführten Massenproteste gegen das sunnitische Herrscherhaus.

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