Bankeinlagen seit 2009 enorm geschrumpft
Die Schuldenkrise in Griechenland hat das Vertrauen der Sparer und Investoren im Land massiv beeinträchtigt. Seit Ende 2009 verloren griechische Banken etwa ein Drittel ihrer Einlagen. Viele Kunden brachten ihr Geld aus Angst vor einer Entwertung ins Ausland. Im Oktober und November zeichnete sich erstmals wieder eine Besserung der Lage ab. Die Sorge angesichts der geplanten Neuwahl ließ aber erneut Kapital von den Banken abfließen.
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Zahlreiche Griechen haben Angst vor einer neuerlichen Zuspitzung der Wirtschafts- und Schuldenkrise. Aus Angst vor politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen hoben Medienberichten zufolge im Dezember zahlreiche Sparer und Unternehmen insgesamt 2,5 Milliarden Euro von ihren Bankkonten ab.
Kein „Bank Run“
Die derzeitige „Mini-Kapitalflucht“ sei ungewöhnlich und lasse sich nur damit erklären, dass die Bürger sich große Sorgen angesichts der vorgezogenen Wahl am 25. Jänner machen, berichtete die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“ am Mittwoch. Die Tendenz, Geld abzuheben, hatte bereits im November im Umfang von rund 200 Millionen Euro begonnen. Ein Ansturm auf die Banken sei das nach Schätzungen von Fachleuten eindeutig nicht. Die Entwicklung zeige aber die Besorgnis der Bürger, hieß es in dem Zeitungsbericht.
Am Montag hatte der Direktor einer Bankfiliale in der Athener Vorstadt Peristeri der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gesagt, man gehe vor allem bei Geldautomaten sehr vorsichtig vor: Damit auf keinen Fall ein „Bank Run“ ausgelöst wird, sorgten die Institute dafür, dass alle Geräte ausreichend mit Geld bestückt sind.
Hoffnungen auf Trendwende zerstört
Davor hatte es nach Jahren des Kapitalabzugs wieder vorsichtig Grund zur Hoffnung gegeben. Noch vor der Einigung über weitere Milliardenhilfen für das Land legten die Bankeinlagen im November den zweiten Monat in Folge zu. Im Oktober stiegen sie auf 155,25 Milliarden Euro von 154,33 Milliarden Euro im vorangegangenen Monat, so die Notenbank-Daten. Die Rede war bereits von einer Trendwende.
Seit dem Ausbruch der griechischen Schuldenkrise Ende 2009 verloren die dortigen Banken etwa ein Drittel ihrer Einlagen. Viele Kunden brachten ihr Geld ins Ausland aus Angst, dass ein Austritt aus der Euro-Zone ihre Ersparnisse entwerten könnte. Hunderte Milliarden wurden außer Landes geschafft. Nach Expertenschätzungen flossen allein in die Schweiz zwischen März 2010 und Oktober 2011 200 Milliarden Euro.
Parlament offiziell aufgelöst
Die Neuwahl war notwendig geworden, nachdem es den Abgeordneten auch im dritten Wahlgang am Montag nicht gelungen war, einen neuen Präsidenten zu bestimmen. Am Mittwoch wurde das Parlament in Athen offiziell aufgelöst. In einer Erklärung wurde der 25. Jänner als Datum für die Neuwahl bestätigt. Das neu gewählte Parlament soll am 5. Februar erstmals zusammenkommen.
Umfragen zeigen einen Vorsprung der Linkspartei Bündnis der radikalen Linken (SYRIZA) von Alexis Tsipras. Dieser strebt eine Neuaushandlung des griechischen Konsolidierungsprogramms und einen Schuldenschnitt an. Die bürgerliche Nea Dimokratia (ND) unter dem amtierenden Regierungschef Antonio Samaras hat allerdings nach Angaben von Demoskopen aufgeholt. Der Vorsprung von SYRIZA sei von etwa sieben Prozentpunkten im November auf drei bis vier Punkte geschrumpft.
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