Weiter Festhalten an Fördermengen
Saudi-Arabien hat sich als weltgrößtes Exportland vom sinkenden Ölpreis bisher demonstrativ unbeeindruckt gezeigt. Wie am Donnerstag nach einer Kabinettssitzung bekanntgegeben wurde, macht sich die laufende Entwicklung aber auch beim mächtigsten OPEC-Vertreter bereits bemerkbar.
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Demnach rechnet die saudi-arabische Regierung für das kommende Jahr mit einem milliardenschweren Budgetdefizit. Konkret wird derzeit für 2015 ein Fehlbetrag von 38,6 Milliarden Dollar (31,6 Mrd. Euro) erwartet, wie die Regierung im Staatsfernsehen bekanntgab. Demnach sind Einnahmen von 715 Mrd. Rial (156 Mrd. Euro) und Ausgaben von 860 Mrd. Rial (187 Mrd. Euro) geplant. Die Ausgaben sollen somit trotz des vorausgesagten Defizits leicht steigen.
Der Preis für Rohöl auf dem Weltmarkt fiel seit der Jahresmitte um rund die Hälfte. Als Gründe dafür gelten ein großes Angebot und eine vergleichsweise schwache Nachfrage. Ungeachtet des sinkenden Ölpreises wollen die meisten Exportländer, allen voran Saudi-Arabien, die Fördermengen auch weiterhin nicht drosseln. Geht es nach dem saudischen Ölminister Ali al-Naimi, stehe eine Kürzung der Produktion nicht im Interesse der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC).
Mit den derzeitigen Preisen sei er zwar völlig unzufrieden - Naimi zufolge ändere das jedoch nichts an der Einstellung seines Landes. Auch wenn der Ölpreis auf 20 Dollar pro Barrel fiele, würde das Königreich nicht eingreifen, wie der Minister in einem Interview mit dem Middle East Economic Survey (MEES) betonte: „Ob er auf 20, 40, 50, 60 Dollar sinkt, ist irrelevant.“
Auch OPEC gegen Drosselung
Saudi-Arabien ist der mächtigste Vertreter unter den OPEC-Staaten und hat seinen Standpunkt dort deponiert. Er habe die übrigen Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder überzeugt, dass es nicht im Interesse der Gruppe liege, die Produktion zu kürzen, ganz gleich, wie weit der Preis falle, erklärte Naimi. OPEC-Generalsekretär Abdullah al-Badri versicherte wenig später, dass auch er nun die Überzeugung von Saudi-Arabien teile.
Abgesehen davon wurde bei der OPEC bereits Ende November gegen eine Senkung der Fördermenge entschieden. Seitdem hat sich die Talfahrt des Ölpreises allerdings beschleunigt, und Öl wurde mittlerweile so billig wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr.
Saudi-Arabien weiter „zuversichtlich“
Von „erheblichen wirtschaftlichen Lasten“ sprach zuletzt auch der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail al-Masruei. Ihm zufolge sei nicht zuletzt eine „unverantwortliche“ Förderpolitik in Staaten außerhalb der OPEC für den Preisverfall verantwortlich. Die im November getroffene OPEC-Entscheidung, die Fördermenge stabil zu halten, sei aber „richtig“ gewesen.
Auch Saudi-Arabiens Ölminister Naimi teilt wenig verwunderlich diese Ansicht. Zudem zeigte sich dieser „zuversichtlich, dass der Ölmarkt sich erholt und die Preise steigen“. Die Volkswirtschaften in Schwellenländern und die Weltwirtschaft insgesamt würden demnach wieder zu dauerhaftem Wachstum zurückkehren, und damit werde auch die Ölnachfrage wieder steigen, so Naimi gegenüber der saudischen Nachrichtenagentur SPA.
Abschied von 100-Dollar-Marke
Die OPEC hat jahrelang alles darangesetzt, einen Preis von rund 100 Dollar pro Barrel zu gewährleisten. Dieser Preis sei essenziell für die Wirtschaft der Ölländer, wurde stets argumentiert. Von diesem Kurs ist die OPEC jetzt abgegangen. „Einen Preis von 100 Dollar je Barrel wird es möglicherweise nie mehr geben“, so Badri am Montag.
Saudi-Arabien, und mit ihm auch die OPEC-Länder, verfolgen laut Beobachtern mit der neuen Billigpreisstrategie mehrere Ziele. Zum einen wollen sie politische Gegner wie den Iran und Irak, aber auch Russland schwächen. Deren Währungen fallen gemeinsam mit dem Ölpreis. Saudi-Arabien selbst kann dank seiner Reserven den Preisverfall derzeit noch ausgleichen. Die Ratingagentur Moody’s etwa ist überzeugt, dass die Haushalte der meisten Golfstaaten einen tiefen Ölpreis auch 2015 verkraften können.
Zum anderen verfolgt Saudi-Arabien aber offenbar auch den Plan, mit vorübergehend niedrigen Preisen teure Fördermethoden unrentabel zu machen und so Marktanteile zurückzugewinnen. Das würde vor allem die USA und die dortige Schieferölproduktion treffen. Neben Überangebot und schwacher Nachfrage gelten auch die überraschend hohen Ölreserven der USA als einer der Gründe für die gesunkenen Ölpreise.
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