Umwälzungen begannen unverdächtig
Vor 25 Jahren ist der kommunistische Ostblock implodiert, Eiserner Vorhang und Berliner Mauer sind gefallen. Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hatte mit einer Politik der Öffnung den Ereignissen das Feld bereitet. Was kommen sollte, ahnte jedoch niemand. Eine Chronologie des Jahres 1989:
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28. Jänner: Das ungarische Politbüromitglied Imre Pozsgay bezeichnet den antikommunistischen Ungarn-Aufstand des Jahres 1956 öffentlich als Volksaufstand: eine Aussage mit Symbolkraft, die nur möglich ist, weil im Frühjahr davor die alte KP-Garde unter Janos Kadar abgelöst wurde. Schon im Oktober 1988 hat Ungarn den Abbau des Eisernen Vorhangs an seiner Westgrenze angekündigt.
6. Februar 1989: Beginn der „Gespräche am runden Tisch“ zwischen der Regierung und der stetig erstarkenden Opposition in Polen.
13. April: Ungarn kündigt den Beginn der Abbauarbeiten an der Grenzsperre für den 3. Mai an.
3. Mai: Der Abbau des Eisernen Vorhangs im Westen Ungarns und damit vor allem an der gemeinsamen Grenze mit Österreich beginnt.
4. Juni: Die Parlamentswahl in Polen endet mit einem überwältigenden Erfolg der oppositionellen Bewegung Solidarnosc. Deren Vertreter Tadeusz Mazowiecki wird am 24. August zum Ministerpräsidenten gewählt.
16. Juni: Ehrenbegräbnis des hingerichteten Ministerpräsidenten des Ungarn-Aufstandes von 1956, Imre Nagy, in Budapest: Die Feier wird zu einem kraftvollen Zeichen des Regimewechsels. Der Jungpolitiker und spätere Ministerpräsident Viktor Orban fordert in seiner Ansprache den Abzug der sowjetischen Truppen aus dem Land.
27. Juni: Im Rahmen des Österreich-Besuches von Ungarns Außenminister Gyula Horn durchschneiden Horn und sein Amtskollege Alois Mock (ÖVP) in der Nähe von Sopron feierlich den Eisernen Vorhang.
19. August: Mehrere hundert DDR-Bürger nutzen die unter der Schirmherrschaft von Otto Habsburg stehende Friedenskundgebung „Paneuropäisches Picknick“ an der österreichisch-ungarischen Grenze bei Sopron zu einer Massenflucht nach Österreich.
10. September: Ungarn kündigt an, die DDR-Flüchtlinge in den Westen ausreisen zu lassen.
30. September: Über 7.000 DDR-Flüchtlinge können nach Einlenken Ostberlins aus der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in den Westen ausreisen.
7. Oktober: Die Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei (MSZMP) beschließt auf einem Parteitag ihre Auflösung und die Gründung der Ungarischen Sozialistischen Partei (MSZP).
18. Oktober: DDR-Staats- und -Parteichef Erich Honecker wird entmachtet und von Egon Krenz abgelöst.
9. November: Die DDR öffnet mit sofortiger Wirkung ihre Grenzübergänge nach Westen. Ein Massenansturm setzt ein, die Berliner Mauer fällt.
10. November: Der bulgarische Staats- und Parteichef Todor Schiwkow wird abgelöst. Sein Nachfolger Petar Mladenow kündigt am 17. November freie Wahlen an.
24. November: „Samtene Revolution“ in der Tschechoslowakei (CSSR): Nach tagelangen Massendemonstrationen tritt das gesamte KP-Präsidium zurück.
30. November: Die CSSR kündigt an, „unverzüglich“ mit dem Abbau des Eisernen Vorhangs zu beginnen.
4. Dezember: Die CSSR öffnet offiziell ihre Grenzen. Der erwartete „Sturm“ tschechoslowakischer Bürger auf die österreichischen Grenzübergänge bleibt allerdings aus. Am 11. Dezember beginnt der Abbau des Eisernen Vorhangs an den Grenzen der CSSR.
22. Dezember: In Rumänien wird nach tagelangen Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen Staats- und Parteichef Nicolae Ceausescu gestürzt. Der Diktator wird am Christtag von einem Standgericht verurteilt und gemeinsam mit seiner Frau Elena sofort hingerichtet.