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Machtkampf im Team Stronach

Rund um den Parteiaustritt von Klubobfrau Kathrin Nachbaur aus dem Team Stronach (TS) gibt es weiter Rätselraten. Zwar begründete sie diesen Schritt in der ORF-Sendung „im Zentrum“ am Sonntag mit ihrer Schwangerschaft. Wieso sie jedoch dafür einen Austritt aus der Partei als notwendig erachtete, aber gleichzeitig Klubobfrau bzw. Parlamentarierin bleiben möchte, blieb offen.

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Erneut betonte Nachbaur, dass sie ihren Posten als stellvertretende Parteichefin deswegen geräumt habe, weil Frank Stronach eine „starke Person“ an der Parteispitze wünsche. Sie wolle dieser Platz machen, da sie „Zeit als Mutter“ brauche. Stronach habe auch von ihrer Schwangerschaft gewusst, so Nachbaur. Einen Machtkampf in der Partei gebe es nicht, lediglich „wollen wir uns neu positionieren“. Warum sie deswegen aus der Partei austrat, wollte sie auch auf mehrfache Nachfrage nicht beantworten.

„Will Abgeordnete und Klubchefin bleiben“

Auch war die Rede von einem „Viererteam an der Spitze der Partei“, Personen wurden allerdings nicht genannt. Zu dem vom früheren Berater Rudolf Fußi geäußerten Gerücht, wonach der frühere Kurzzeit-FPÖ-Justizminister und jetzige Anwalt Michael Krüger Parteichef und der frühere FPÖ-Klubobmann und BZÖ-Obmann Peter Westenthaler Generalsekretär werden sollen, wollte sich Nachbaur nicht äußern.

Vielmehr betonte sie, für das TS weiter im Parlament sitzen zu wollen: „Ich möchte für Österreich arbeiten, mit ganzem Herzen. Ich will Abgeordnete bleiben“, so Nachbaur. Über ihre Zukunft als Klubchefin - auch diese Position will Nachbaur weiter ausüben - werden am Dienstag die Parteimitglieder beraten. „Ich bin gewählte Klubobfrau des Teams Stronach und habe als solche auch von den Abgeordneten ein klares Votum bekommen“, so Nachbaur.

Erneut Druck von Lugar

TS-Abgeordneter Robert Lugar, Vorgänger Nachbaurs als TS-Klubchef, sagte im Vorfeld der Diskussion, dass die Mehrheit des Klubs gegen Nachbaur als Obfrau sei, wenn diese nicht wieder der Partei beitrete. Er äußerte die Hoffnung, dass Nachbaur ihre Entscheidung revidieren und wieder in die Partei eintreten werde. „Ich will, dass sie bleibt.“ Andernfalls müsse man die Lage neu bewerten. Seiner Auffassung nach wäre es nicht möglich, an der Spitze des Klubs zu bleiben, wenn sie sich nicht zur Partei bekennt. Lugar behauptete, damit auch im Namen von Stronach und für die Mehrheit des Klubs zu sprechen. Zumindest sechs Mitglieder des elfköpfigen Klubs würden das auch so sehen. Namentlich nannte er etwa Martina Schenk und Rouven Ertlschweiger.

„Nichts für die Öffentlichkeit“

Nachbaur wollte diese Frage nicht öffentlich beantworten, sondern im Team besprechen. Sie verwies dazu nur auf die Sitzung der Parteimitglieder, wo sie ihren Standpunkt erläutern will. Sie wolle sich nun „auf die politische Arbeit konzentrieren, die sich im Parlamentsklub und in der Akademie abspielt“, so Nachbaur.

Trotz ihres Parteiaustritts will Nachbaur weiter zum TS stehen, wie sie gegenüber der „Kronen Zeitung“ sagte: „In der Bundespartei gibt es wenige Mitglieder, nicht einmal alle Abgeordneten sind dabei. Der Rückzug aus der Partei ist kein Rückzug aus der politischen Bewegung“, so Nachbaur. Auch habe sie mit Stronach über ihren Parteiaustritt gesprochen.

„Frank und ich hatten immer ein besonderes Vertrauensverhältnis, das ich noch immer spüre, wenngleich die Abstimmung durch die Distanz nach Kanada und die Zeitverschiebung problematischer wurde“, sagte Nachbaur über ihr derzeitiges Verhältnis zum Parteigründer. Zur Frage, ob es Angebote von anderen Parteien gibt, sagte Nachbaur: „Für Spekulationen stehe ich nicht zur Verfügung.“

„Emanzipationsbewegung“ oder Vertrauensverlust?

Laut dem TS-Abgeordneten Marcus Franz lagen dem Rücktritt Nachbaurs Auffassungsunterschiede zugrunde. Er sprach von einer „Emanzipationsbewegung“ aufseiten Nachbaurs, um eine eigenständige Politik mit dem Parlamentsklub machen zu können. Es gehe dabei um eine wirtschaftsliberale, wertkonservative Ausrichtung. „Wir wollen uns alle emanzipieren von Frank“, sagte Franz. Er glaubt, dass Stronach selbst das in einiger Zeit auch „grundsätzlich positiv sehen“ werde. Vorausgegangen war dem Rücktritt Nachbaurs bereits ihr De-facto-Rauswurf aus dem Stronach-Firmenimperium. Der Magnat hatte ihr die 140.000 Euro Jahresgage der Stronach Group gestrichen. Die Gründe dafür sind unbekannt.

Darlehenskonstruktion als „Hemmschuh“

Zur Finanzsituation der Partei bezeichnete Nachbaur die Darlehenskonstruktion mit Frank Stronach als „Hemmschuh“. Von den ursprünglich zehn Millionen Euro sei eine Million in eine Spende umgewandelt worden, neun Millionen seien noch offen, wovon jedes Jahr eine Million fällig werde. Was damit geschehe, liege an Stronach. Für die Partei wäre es jedenfalls leichter, wenn diese Regelung nicht so bestünde, sagte Nachbaur. Stronach habe dieses Konstrukt so gewählt, um die Kontrolle zu behalten.

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