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Lösung des Konflikts in weiter Ferne

Eigentlich sollte es ein friedlicher Protest gegen die prorussische Politik der damaligen ukrainischen Regierung werden, als sich am 21. November 2013 Demonstranten am Kiewer Maidanplatz versammelten. Doch die proeuropäische Maidan-Revolution nahm schier unkontrollierbare Züge an, vor allem mit der aggressiven Einmischung des großen Nachbarn Russland - Landraub, Bürgerkrieg im Osten, Tausende Tote.

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Inzwischen hat sich der Ukraine-Konflikt stark ausgeweitet - zur schwersten Krise zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg. Das politische Verhältnis zwischen Europa, den USA und Russland ist äußerst angespannt. Trotz einer Waffenruhe gehen die Kämpfe im Osten des Landes zwischen prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee weiter.

Ausschreitungen am Maidan in Kiew

AP/Efrem Lukatsky

Anfang Dezember 2013 begannen die Demonstrationen zu eskalieren

Protest gegen russlandfreundlichen Kurs

Begonnen hatte die selbst von Experten kaum für möglich gehaltene Eskalation vor 15 Monaten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew - mit einem einfachen Demonstrationsaufruf. Den Anlass dafür lieferte die ukrainische Regierung unter Viktor Janukowitsch, die den Annäherungsprozess an die EU gestoppt und einen russlandfreundlichen Kurs eingeschlagen hatte - was die Opposition und Teile der Gesellschaft erzürnte und mobilisierte.

Ausschreitungen am Maidan in Kiew

AP/Efrem Lukatsky

Die Bilder des brennenden Maidan gingen um die Welt

Zunächst Hunderte, dann Zehntausende versammelten sich in Kiew auf dem Maidan (Unabhängigkeitsplatz). Sie forderten den Abschluss des unterschriftsreifen Partnerschaftsabkommens mit der EU. Auf dem zentralen Platz entstand ein Zeltlager, Lagerfeuer brannten. Es blieb weitgehend friedlich, dann eskalierte der Protest jedoch. Die Polizei prügelte auf Oppositionelle ein, Demonstranten besetzten Amtsgebäude, Dutzende Menschen kamen ums Leben.

Machtwechsel mit hohem Preis

Die Bilder der Barrikadenkämpfe gingen um die Welt. Erst Ende Februar endete der Aufruhr mit der Flucht von Präsident Janukowitsch nach Russland. Sein Nachfolger Petro Poroschenko unterzeichnete das EU-Abkommen. Mit der Wahl eines neuen Parlaments galt der Machtwechsel als abgeschlossen. Der Preis war aber hoch: Die Halbinsel Krim wurde von Russland annektiert, und in den Ostprovinzen Lugansk und Donezk wüteten monatelang heftige Kämpfe mit Waffengewalt - Tausende Menschen kamen ums Leben.

Ukrainischer Präsident Petro Poroshenko undukrainischer Ministerpräsident Arseniy Yatsenyuk

AP/Andrew Kravchenko

Poroschenko und Jazenjuk stehen unter starkem Druck

Auch das Friedensabkommen von Minsk wurde bislang kaum eingehalten - über die Anzahl der Toten beim Kampf um die Stadt Debalzewe gibt es bislang nur Vermutungen. So steht der Verdacht im Raum, dass Kiew die Dramatik der eigenen Verluste bewusst herunterspielt, um politisch keinen völligen Gesichtsverlust zu erleiden.

Ernüchterung in der Gesellschaft

Unterdessen haben sich die Anführer der Demonstration bzw. ehemalige Oppositionelle längst den Platz an der Spitze gesichert und sich dort im Zuge von Wahlen legitimiert. Doch sie müssen nicht nur dem drohenden Wegbrechen weiterer Landesteile entgegenwirken, sie stehen auch vor gesellschaftlichen Herausforderungen.

Dabei geht es für Präsident Poroschenko und Regierungschef Arseni Jazenjuk vorrangig darum, die von der Krise Frustrierten wieder zufriedenzustellen und der Ernüchterung entgegenzuwirken. Der Krim-Konflikt, die Kämpfe im Osten und leere Staatskassen zehren die prowestliche Regierung in Kiew aus. Mit schlimmen Folgen für die Gesellschaft: Im Streben nach einem „würdigen Leben“ sehen sich viele Ukrainer heute ihrem Ziel kaum näher gekommen.

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