Der Rest der Geschichte
Für Millionen von Menschen ist Frank Capras Film „It’s a Wonderful Life“ („Ist das Leben nicht schön?“) eine Kindheitserinnerung, die untrennbar mit Weihnachten verbunden ist. Umso größer war die Überraschung, als die Indie-Studios Star Partners und Hummingbird Productions vor rund einem Jahr, 67 Jahre nach dem Original, gemeinsam eine Fortsetzung ankündigten.
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Für die Paramount-Studios, Produzenten des Klassikers, war die Ankündigung ein Paukenschlag. In einer Pressemeldung hieß es damals umgehend, dass man im Besitz der Rechte sei und ein Sequel, produziert von irgendjemand anderem, legal niemals möglich sei. „Kein Projekt, das in Zusammenhang mit ‚It’s a Wonderful Life‘ steht, kann ohne eine Genehmigung von Paramount realisiert werden,“ so ein Sprecher des Studios. „Im Moment haben wir die Rechte an niemanden vergeben - und wir werden alles unternehmen, um diese Rechte zu schützen.“

AP/Cumberland House
So gut wie jedes Kind in den USA kennt „It’s a Wonderful Life“
Tatsächlich dürfte die Lage aber nicht so klar sein, wie sich das Paramount wünscht, berichtete das Onlinefilmmagazin Screenrant.com. Nachdem die ursprüngliche Produktionsfirma Liberty Films bereits in den späten 1949er Jahren verkauft wurde, wechselten die Rechte an Film und Story mehrfach die Besitzer. Wegen eines Formalfehlers verfiel 1974 das Urheberrecht. Seit diesem Zeitpunkt strahlten unterschiedliche Fernsehsender kostenlos den Film aus.
Der Film avancierte in den 1980er Jahren zum Filmklassiker und zum typischen Weihnachtsfilm. Im Jahr 1993 klagte Republic Pictures vor Gericht das Urheberrecht ein. 1998 kaufte Paramount Republic Pictures und hält seither die Rechte an dem mittlerweile längst Kult gewordenen Film. Die Urheberrechtslage abseits des eigentlichen Films - also etwa an der Geschichte und den Charakteren - ist aber weiterhin strittig.
Newcomer wollen Sequel drehen
Star Partners gehört laut Screenrant.com dem Geschäftsmann Allen J. Schwalb, der auf seiner Website angibt, dass er an der Finanzierung von über 70 Filmen beteiligt war, darunter mehrere „Superman“- und „James Bond“-Teile. Dennoch hat Schwalb noch keinen Film selbst produziert, wie auch Bob Farnsworth, Präsident von Hummingbird Productions, dessen Firma bisher nur für Soundtracks und die Vertonung von Werbe- und Firmenvideos verantwortlich zeichnet.
Trotzdem zeigte Farnsworth bei der Ankündigung der Pläne zuversichtlich, dass sich der Streit mit Paramount in Wohlgefallen auflösen wird: „Wir haben viel Zeit und Geld in die Recherche gesteckt und sind überzeugt, dass wir uns über die Copyright-Lage im Klaren sind. Wenn jemand das Gefühl hat, einen berechtigten Einspruch zu erheben, sind wir gerne bereit, darüber zu reden.“ In der Zwischenzeit ist weder Star Partners noch Hummingbird von den Plänen offiziell abgerückt.
Geschichte soll mit Enkel fortgesetzt werden
So, wie das Projekt „It’s a Wonderful Life - The Rest of the Story“ („Der Rest der Geschichte“) angekündigt wurde, ist eine Realisierung ohne die Zustimmung des tatsächlichen Rechteinhabers allerdings tatsächlich schwierig. Wie Star Partners und Hummingbird Productions bekanntgaben, soll sich der Film um den Enkelsohn von George Bailey, dem Protagonisten aus dem Klassiker, drehen. Die einzige Person aus dem Originalcast, die bereits ihre Zusage (und Zustimmung) zum Sequel gemacht hat, ist Karolyn Grimes, die damals als Baileys Tochter Zuzu zu sehen war.

AP/David Duprey
Karolyn Grimes will im zweiten Teil noch einmal in den fiktiven Ort Bedford Falls zurückkehren
Grimes, die während ihrer Karriere als Kinderstar in den 1940er und frühen 1950er Jahren auf einige erfolgreiche Projekte zurückblicken kann, hat mit zwölf Jahren ihren letzten Film gedreht. Nun ist sie 73 Jahre alt und erklärte, dass sie das Skript des Sequels sehr gut finde und sich schon darauf freue, wieder in ihre alte Rolle zu schlüpfen. Das betonte sie auch im vergangenen November bei einem Auftritt vor Fans einmal mehr.
Fans zeigen wenig Verständnis
Die von den Produzenten angekündigte Handlung ließ jedenfalls Fans des Originals in Onlineforen Sturm laufen. Laut Farnsworth soll Grimes nämlich als Zuzu im zweiten Teil als Engel zurückkehren, um Baileys Enkelsohn seine Fehler vorzuhalten und ihm vor Augen zu führen, wie viel schöner die Welt ohne ihn, den griesgrämigen jungen Mann, sei. Also im Grunde die Umkehrung der Handlung von „It’s a Wonderful Life“, wo Bailey von einem Engel lernt, wie viel Gutes er für die Welt, und vor allem für die Kleinstadt Bedford Falls getan hat.
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