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Germanwings von Streik ausgenommen

Der achte Streik der Lufthansa-Piloten in diesem Jahr trifft zu Wochenbeginn Hunderttausende Fluggäste. Am Sonntag hatte die Pilotengewerkschaft Cockpit einen 35-stündigen Streik für Kurz- und Mittelstreckenflüge angekündigt, der von Montagmittag bis Dienstagnacht dauern soll. Der Ausstand von Deutschlands größter Fluggesellschaft wird nun auch auf Langstreckenflüge ausgedehnt.

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Am Dienstag würden auch die Piloten der Langstreckenflüge deutschlandweit zum Ausstand zwischen 6.00 und 23.59 Uhr aufgerufen, teilte Cockpit Montagfrüh mit. „Wir weiten den Streik aus, um ein deutlicheres Signal zu setzen - vielleicht schwenkt die Lufthansa jetzt endlich ein“, sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl am Montag zu Reuters. Die jüngste Ankündigung sei vollkommen unverständlich und unverhältnismäßig, erklärte dagegen die Lufthansa.

Frankfurt steht praktisch still

Das Unternehmen annulliert am Dienstag nahezu alle Langstreckenflüge ab Frankfurt und präsentierte einen neuen Sonderflugplan. Am Flughafen München können demnach knapp die Hälfte aller geplanten Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge starten. In Düsseldorf sollen alle Langstreckenflüge planmäßig verkehren. Ganz anders sieht es in Frankfurt am Main aus: Am Dienstag fällt dort der überwiegende Teil der Flüge aus. Im Internet finden Fluggäste eine Liste aller gestrichenen Flüge.

Betroffen von den Ausständen sind Verbindungen der Muttergesellschaft, nicht aber der zur Lufthansa Group gehörenden Airlines Germanwings, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss und Air Dolomiti. Auch Dutzende Österreich-Verbindungen finden nicht statt. Kunden, deren Flug streikbedingt gestrichen wird, können kostenfrei umbuchen oder stornieren.

Enorme Kosten für Fluggesellschaft

Bei der Lufthansa ist es inzwischen der achte Pilotenstreik in diesem Jahr, Hunderttausende Passagiere sind diesmal betroffen. Erst am Donnerstag hatten Piloten von Germanwings die Arbeit niedergelegt, rund 100 Flüge fielen aus. Die Gewinneinbußen durch den Arbeitskampf summieren sich für die Lufthansa bisher auf mindestens 70 Mio. Euro. Der Konzern will in diesem Jahr eine Milliarde Euro operativen Gewinn einfahren.

Anzeigetafel zeigt annulierte Flüge

Reuters/Ina Fassbender

Zum achten Mal heißt es für Passagiere: bitte warten

Zu dem Streik meldete sich am Montag die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu Wort: Sie setzt angesichts der Streikwellen bei Bahn und Lufthansa auf eine baldige Verständigung der Tarifparteien. Sie hoffe, „dass diese Konflikte schnell beigelegt werden können“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Aus Sicht der Kanzlerin zeigten die Streiks, „dass es viele gute Gründe gibt, ein Gesetz zur Tarifeinheit zu verabschieden“. Laut Arbeitsministerium soll sich das Bundeskabinett am 3. Dezember mit einem entsprechenden Entwurf befassen.

Streit über Pensionsregeln

Die 5.400 Flugzeugführer kämpfen für die Beibehaltung der Frühpensionsregelung für die Piloten. Die Lufthansa sieht sich wegen harter Konkurrenz außerstande, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln weiter zu finanzieren. Bisher konnten die Piloten frühestens mit 55 Jahren das Steuer aus der Hand legen - durchschnittlich starten sie mit 59 Jahren in die Pension. Die Lufthansa will den Schnitt auf 61 Jahre erhöhen.

Die Pilotengewerkschaft erklärte, die Lufthansa habe ihre Kompromissvorschläge nicht aufgegriffen und mauere. Die Fluggesellschaft wies das zurück und verwies auf ein „konkretisiertes Angebot“, das sie Mitte September vorgelegt habe. Dieses sehe einen umfassenden Bestandsschutz und einen gestaffelten Übergang in ein nachhaltiges Modell für alle bisherigen Piloten vor. Mitarbeitern, die ab dem 1. Jänner 2014 eingestellt wurden oder werden, wolle Lufthansa weiter ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Flugdienst ermöglichen.

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