Reaktionen auf Deix’ Ableben
Der große österreichische Zeichner und Karikaturist Manfred Deix ist am Samstag im Alter von 67 Jahren gestorben, wie am Montag bekanntwurde. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare machten ihn beim breiten Publikum populär. Er verlieh der österreichischen Seele erschreckend genau Ausdruck. Die Trauer bei Politikern und Weggefährten ist groß.
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In einem Nachruf würdigte das Karikaturmuseum Krems Deix, dessen Arbeiten nicht nur längst Kunstwerke seien, sondern „Klassiker der österreichischen Karikatur und stilbildend für viele Kollegen“. Museumsdirektor Gottfried Gusenbauer hielt fest: „Es gab und gibt viele Tabus und unangenehme Wahrheiten, die man nicht ansprechen durfte oder konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern die Augen geöffnet.“ „In erster Linie war er politischer Karikaturist, aber er zählte mit Sicherheit zu den ganz großen Künstlern Österreichs“, so Gusenbauer weiter.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen von Deix gehören u. a. das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und der Österreichischen Kabarettpreis (Kategorie Sonderpreis).
Drozda: Mitreißende Geschmacklosigkeit
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) twitterte: „Mit Manfred Deix verlieren wir einen großen Künstler und Kenner der österreichischen Seele. Er hat uns allen den Spiegel vorgehalten. Er wird fehlen.“ Deix sei ein kompromissloser Beobachter unserer Gesellschaft, der das Beobachtete auf geniale Weise in seinen Karikaturen zu Bild brachte, gewesen, so Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ). „Mit seinen Zeichnungen hat er mehr als 40 Jahre lang pointiert und ohne Tabu aktuelle gesellschaftliche und politische Vorgänge aufgezeigt, kommentiert und mit viel Humor verarbeitet“, so Drozda weiter.
„Deix‘ Porträts und Bildgeschichten weisen eine mitreißende Geschmacklosigkeit auf – wie das Satiremagazin ‚Titanic‘ über seinen unverwechselbaren Stil schrieb. Die grotesk überhöhte Kommentierung der Welt und die oft schockierenden Motive waren sein Markenzeichen, und sein künstlerischer Blick auf die österreichische Seele war einzigartig“, so Drozda.
Gustav Peichl würdigt Manfred Deix
Der Architekt und Karikaturist Gustav Peichl spricht über die Arbeit von und den Menschen Manfred Deix.
Bures: Österreichische Befindlichkeit
Betroffen zeigte sich auch Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). „Auch wenn es nicht immer angenehm war: Kaum jemand konnte die österreichische Befindlichkeit in solch klare Bilder fassen wie Manfred Deix“, so Bures. „Es waren manchmal auch bittere Wahrheiten, mit denen er Österreich zum Lachen und Nachdenken brachte. Schön waren wir nicht in seinen Bildern, aber schön ist auch die Realität nicht immer“, so Bures. „Seine Bilder waren Kommentare zur Zeit. Als Politikerinnen und Politiker taten wir gut daran, genau hinzuschauen. Manfred Deix wird Österreich fehlen“, so Bures.
Pröll: Scharfer Blick und spitze Feder
Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ehrte Deix: „Mit Manfred Deix verlieren wir einen weit über die Grenzen unseres Landes hinaus anerkannten und etablierten Künstler. Er war unverwechselbar in seiner Kunst und einzigartig in seiner Persönlichkeit“, so Pröll. Sein scharfer Blick und seine spitze Feder würden fehlen. Deix sei ein Vordenker gewesen, der zum Nachdenken und Umdenken gebracht habe. Damit habe er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten und Oasen des Humors und der Lebensfreude geschaffen. (...) „Deix war eine ganz besondere Persönlichkeit, die einem stets ehrlich, direkt und unverfälscht begegnet ist“, so Pröll.
Schriftsteller Thomas Glavinic via Twitter: „Manfred Deix war ein ganz Großer. Dieses Jahr kann mich mal.“
Zinggl: Sehen ihn im Spiegel
„Mit Manfred Deix hat einer der großen Karikaturisten für immer den Zeichenstift abgegeben. Unverhohlen und gnadenlos hat er eine verkrampfte Generation begleitet und entlarvt, die sich zunächst mit Klagen zur Wehr setzen wollte“, so Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen.
„Noch 2009 versuchten Diakone gerichtlich überprüfen zu lassen, ob Deix-Karikaturen ‚in unserem pluralen Staat in Ordnung‘ wären. Klüger war es, den Weg der Immunisierung durch Solidarität mit der Kritik zu wählen, in der Hoffnung, dann nicht mehr selbst gemeint zu sein“, so Zinggl in einer Aussendung.
„Wie keinem anderen Zeichner ist es Manfred Deix gelungen, die menschlichen Schwächen über Körper und den verlogenen Umgang mit Sexualität, Politik und Religion auszudrücken. Manfred Deix ist nicht aus unserem Leben verschwunden. Auch nach seinem Tod begegnen wir ihm täglich und sehen ihn im Spiegel.“
Pammesberger: Ein trauriger Tag
Mit Gerhard Haderer und Michael Pammesberger, äußerten sich auch zwei seiner prominentesten Kollegen im Gespräch mit der APA voll Trauer und Bewunderung über Deix. „Für mich war er ein Gigant, ein ganz Großer - wenngleich ich ihn nicht zum Vorbild hatte. Er war das Paradebeispiel für eine eigene Linie. Ein Deix war sofort als ein Deix zu erkennen. Insofern war er wohl doch ein Vorbild“, sagte Pammesberger, Karikaturist für „Kurier“ und „News“.
„Manfred Deix ist vor gar nichts zurückgeschreckt, inklusive dem Allzumenschlichen und den sogenannten Schweinereien. Dennoch musste man ihn lieben. Er war persönlich unglaublich witzig, mit einem Hang zur Zote. Er war nicht im Widerspruch zu dem, was er gezeichnet hat. Manfred Deix war so wie seine Figuren. - Es ist ein trauriger Tag.“
Haderer: Erschütternder Abschied
„Tiefe Trauer über den Verlust des Freundes“ Deix verspürt auch Haderer, sein Abschied sei „erschütternd“. Er würdigte Deix als einen „grandiosen Satiriker, der mit einer Präzision gezeichnet“ habe, die ihresgleichen suche.
Mit seinem realistischen Blick auf das „österreichische Spießbürgertum“ sei er aber oft als „derber Zeichner missverstanden“ worden. Doch Deix habe nie aus Bösartigkeit heraus gezeichnet, so Haderer. Er sei ein „großer Menschen- und Tierliebhaber“ gewesen.
Mailath-Pokorny: Selbst Teil seiner eigenen Welt
Auch der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) ehrte Deix als kompromisslosen Karikaturisten, der mit den Mitteln der Übertreibung die österreichische und Wiener Seele liebevoll und gleichzeitig unbarmherzig nachzeichnete. „Als politischer Cartoonist kommentierte er gesellschaftspolitische und aktuelle Vorgänge pointiert und verschonte dabei niemanden. Mit spitzer Feder entlarvte er Borniertheit, Kleingeist und dumpfe Gesinnung.“
Deix sei auch selbst Teil seiner von ihm geschaffenen Welt gewesen. „Er hatte einen Blick, der nicht von oben, nicht mit elitärer Verachtung kam, sondern von innen. Seine Bilder zeugen stets von großer Empathie für die Menschen“, so Mailath-Pokorny weiter. Gerald Ebinger, Kultursprecher der
Wiener FPÖ: „Mit ihm ist ein ganz großer Österreicher gegangen. (...) Manfred Deix hat Jahrzehnte der Österreichischen Gesellschaftsgeschichte ironisch auf Papier gebannt, wie das kein anderer vor ihm fertiggebracht hat.“ Ulla Weigerstorfer, Kultursprecherin des Team Stronach: „Mit seinen gezeichneten Zeitkommentaren gelang es Deix wie keinem anderen, das Innerste der österreichischen Seele einzufangen.“
Rainer: Zur Kenntlichkeit entstellt
Viele Karikaturen von Deix wurden im Nachrichtenmagazin „profil“ veröffentlicht.Laut „profil"-Herausgeber Christian Rainer fanden sich in den Karikaturen die Haupt- und Nebendarsteller heimischer Realität zur Kenntlichkeit entstellt“. „Viele hielten seine Zeichnungen für bitterböse. Tatsächlich spiegelten sie nur die habituelle Bosheit derer wider, die darin abgebildet wurden“, so Rainer weiter. „Manfred Deix hatte die menschliche und künstlerische Größe, in Abgründe zu blicken. Deshalb war und bleibt er einzigartig.“
Helnwein: Unerbittlicher Gegenbeweis
Der Künstler und Weggefährte Gottfried Helnwein trauert um seinen jahrzehntelangen Freund: „Manfred Deix, der größte satirische Zeichner dieses Jahrhunderts, ist nicht mehr. Wenn Michelangelo sagte, die größte Kunst sei ‚nichts als ein Schatten der göttlichen Perfektion‘, dann hat Deix mit seiner Kunst den unerbittlichen Gegenbeweis angetreten“, so Helnwein.
„Deix zeigte uns, dass das Werk des Schöpfers nur so strotzte von Fehlern, Peinlichkeiten und Schnitzern. Gott sei Dank, muss man sagen, denn bei einem perfektionistischen Gott hätten wir wenig zu lachen, und es war Deix, der uns zu der bedeutenden philosophischen Erkenntnis verholfen hat, dass die Schöpfung lächerlich und Gott der größte Humorist ist“, so Helnwein.
Helnwein vergleicht Deix mit Ali
„Manfred war ein großer Bewunderer Muhammad Alis, und ich glaube, dass es in seinem Sinne war, diese Welt gemeinsam mit ihm zu verlassen. So seltsam es klingen mag - diese beiden hatten etwas gemeinsam: Sie waren Jahrhunderterscheinungen, die die Welt grundlegend verändern sollten - der eine die Welt des Boxsports, der andere die Welt der satirischen Zeichnung“, so Helnwein weiter. „Beide zeigten dem staunenden Erdkreis Kunststücke, die man bis dahin für völlig unmöglich gehalten hat. Und beide flatterten wie die Schmetterlinge und stachen wie die Bienen.“
Er könne sich eine Welt ohne Deix, „mit dem ich mein ganzes Leben lang verbunden war, nicht vorstellen. Ich werde ihn unendlich vermissen. In meinem Herzen wird er immer weiter flattern und stechen.“
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