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14 Personen in Isolierung

Nach der Erkrankung einer Pflegerin im Madrider Spital Carlos III. und den dabei sichtbar gewordenen Sicherheitsmängeln herrscht auch unter dem dortigen Pflegepersonal Alarmstimmung. Zahlreiche Mitarbeiter weigern sich, mögliche Ebola-Kranke zu pflegen, weshalb sich das Spital mittlerweile um Zusatzpersonal umsehen muss.

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14 Personen sind in dem Spital unter Quarantäne, darunter vier Mitarbeiter, die die Krankenschwester Teresa Romero Ramos behandelt haben. Diese hatte sich bei einem der zwei mittlerweile verstorbenen spanischen Missionare, die aus Afrika nach Spanien zurückgebracht worden waren, angesteckt.

Sieben weitere Personen, darunter zwei Friseurinnen, die Romero frisierten, bevor ihre Ebola-Infektion diagnostiziert wurde, meldeten sich selbst bei der Quarantänestation. Keiner der Verdachtsfälle bestätigte sich bisher. Offizielle Zahlen waren nicht verfügbar, doch laut der Pflegergewerkschaft SAE verweigerten einige Mitarbeiter die Behandlung gewisser Patienten, andere kündigten, berichtete der „Guardian“.

Viele Krankmeldungen

Es geht vor allem die Sorge um, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend auf die Aufgabe und die nötigen Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet werden. Die spanische Tageszeitung „El Pais“ zitierte einen Mitarbeiter, viele seiner Kollegen würden sich derzeit krank melden: „Sie sagen, dass sie die Menstruation haben, dass sie schwindlig sind und klaustrophobisch. Die Leute sind beunruhigt und können so nicht arbeiten.“

Andere würden sich vor Ausgrenzung fürchten, wie ein Mitarbeiter der Pflegergewerkschaft gegenüber „El Pais“ sagte: „Ihre Kinder werden nicht mehr zu Geburtstagspartys eingeladen und ihre Freunde sagen geplante gemeinsame Urlaube ab. Sie wurde bekannt als Ebola-Krankenpfleger. Und das ist nicht fair.“ Das Spital zwinge die Mitarbeiter nicht, auf der Quarantänestation zu arbeiten, wohl auch aus Sorge vor Klagen. Mitarbeiter könnten die Verwaltung klagen, „sollten sie gezwungen werden, unter nicht adäquaten Umständen zu arbeiten“, so der Gewerkschafter.

Job schon am nächsten Tag

Als Folge davon muss das Spital mittlerweile auf arbeitslose Pfleger zurückgreifen. Eine frische Absolventin der Pflegerschule erzählte „El Pais“, sie habe Mittwochfrüh dem Spital ihre Bewerbung geschickt - und sei binnen Stunden angerufen worden. Ihr sei Arbeit bereits für den nächsten Tag angeboten worden, „ohne etwas über Ebola zu sagen“. Sie habe das Angebot dann aber abgelehnt.

Die spanischen Gesundheitsbehörden gingen bisher kaum auf die Vorwürfe von Pflegern ein, dass die Reaktion auf die Ebola-Erkrankungen unkoordiniert und improvisiert war. Als der erste Missionar von Libera ausgeflogen wurde, wurde das gesamte Spital Carlos III. geräumt. Bei der Ankunft des zweiten Missionars wurde nur ein Stockwerk geräumt und der normale Spitalsbetrieb aufrechterhalten.

Dasselbe wurde zunächst auch gemacht, nachdem sich die Ebola-Infektion bei Romero am Montag bestätigte. Als aber die Zahl der Quarantänepatienten stieg, sahen sich die Behörden gezwungen, hastig mehr Platz zu schaffen. So wurden in den letzten Tagen zwei weitere Stockwerke geräumt. Die Patienten wurde entweder frühzeitig entlassen oder in andere Spitäler verlegt.

Bangen um Leben von Ebola-Patientin

Unterdessen geht das Bangen um das Leben Romeros weiter. Die spanische Krankenpflegerin schwebte am Freitag in Lebensgefahr. Der Zustand der 44-Jährigen sei aber stabil, sagte eine Sprecherin des behandelnden Krankenhauses Carlos III. in Madrid. Am Samstag hieß es nach Angaben von Ärzten, dass es der Patientin besser gehe. Sie sei bei Bewusstsein und könne sprechen.

Die Pflegerin wurde erstmals mit dem Medikament ZMapp behandelt. Eine Lieferung des experimentellen Mittels, dessen Vorräte als weitgehend erschöpft galten, sei aus Belgien gekommen, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf Krankenhaussprecher.

In der Klinik hatte sich die Pflegerin bei der Arbeit auf der Station infiziert, auf der im August und September zwei spanische Missionare an Ebola starben. Nach eigenen Angaben berührte sie offenbar beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unabsichtlich mit einem infizierten Arbeitshandschuh. Romero ist der erste Mensch, der sich in Europa mit dem Virus infiziert hat.

Spitalspfleger beschimpften spanischen Premier Rajoy

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat unterdessen Hohn und Spott geerntet, als er das Krankenhaus mit der schwer erkrankten Ebola-Patientin in Madrid besuchte. Erboste Pflegekräfte beschimpften Rajoy und bewarfen sein Auto mit OP-Handschuhen.

Rajoy sagte, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass sich die Krankheit, an der bisher mehr als 4.000 Menschen gestorben sind, auch in Spanien ausbreite. „Für uns hat Teresa Romero Vorrang“, sagte Rajoy auf den Eingangsstufen des Spitals vor Journalisten. „Sie ist die einzige Person, von der wir wissen, dass sie die Krankheit hat.“

Zornige Pflegekräfte unterbrachen Rajoy immer wieder mit Zwischenrufen. Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, sie wolle die Verantwortung für Mängel im Gesundheitswesen auf die Pfleger abwälzen. Auch Romeros Bruder, Jose Ramon, zeigte sich empört. Der Zeitung „El Pais“ sagte er: „Sie werden schon einen Weg finden, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie hat nur ihren Job gemacht, und nun hat sie sich mit Ebola angesteckt.“

AUA-Passagiere aufgehalten

Am Donnerstag wurden zwei britische AUA-Passagiere aufgehalten, sie waren von Skopje über Wien in die britische Hauptstadt gereist. Aufgrund eines Ebola-Verdachtfalles in Skopje durften die beiden Passagiere in London erst mit Verspätung aussteigen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

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