„Schnellster Mann ohne Beine“
Er wurde gefeiert als der „schnellste Mann ohne Beine“: Der beinamputierte Sprinter Oscar Pistorius erlebte am 4. August 2012 in London den größten Moment seiner Karriere. Als erster Läufer mit speziellen Beinprothesen startete er bei den Olympischen Spielen. Am Valentinstag 2013 fand seine Karriere ein jähes Ende.
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Wegen eines Gendefekts kam Pistorius am 22. November 1986 in Südafrika ohne Wadenbeinknochen zur Welt. Bereits im Alter von elf Monaten wurden ihm unterhalb der Knie beide Unterschenkel amputiert. Schon früh bekam Pistorius seine ersten Prothesen und entwickelte sich in seiner Schulzeit zu einem eifrigen Sportler, wie es auf seiner Homepage heißt.
Sechs Goldmedaillen bei Paralympics
„Er war schon immer sehr entschlossen, wie ein Bullterrier“, sagte einst sein stolzer Vater Henke Pistorius über ihn. Um seine Behinderung habe seine Familie nie viel Aufhebens gemacht, sagte Pistorius der britischen Zeitung „Independent“ 2011: „Meine Mutter sagte zu meinem Bruder, zieh deine Schuhe an, und Oscar, zieh deine Beine an, und wir treffen uns beim Auto.“
Als er sechs Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden, als er 15 war, starb seine Mutter. Ein Jahr später wechselte er zum Laufsport, nachdem er vorher seine Zeit vor allem mit Rugby, Wasserball und Tennis verbracht hatte. Erstmals aufhorchen ließ er 2004, als er bei den Paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen über 100, 200, 400 und 4 x 100 m gewann.
Erster WM-Teilnehmer mit Karbonprothesen
Doch trotz oder auch wegen seiner Erfolge bei den Paralympics ging der Ehrgeiz von Pistorius weiter - er wollte bei den Olympischen Spielen starten. Der Leichtathletikweltverband (IAAF) entschied 2008 zunächst dagegen, und zwar mit der Begründung, die Prothesen würden ihm einen Vorteil verschaffen. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hob diese Entscheidung zwar auf, Pistorius verpasste aber die sportliche Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Peking.
Bei der Leichtathletik-WM im südkoreanischen Daegu war Pistorius im Jahr 2011 dann der erste beinamputierte Läufer der WM-Geschichte, der mit Karbonprothesen bei Titelkämpfen der Nichtbehinderten an den Start ging. Mit der 4-x-400-m-Staffel stellte er einen neuen südafrikanischen Landesrekord auf und wurde für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London im darauffolgendem Jahr nominiert. Die Staffel erreichte Platz acht.
Tödliche Schüsse auf Freundin
Auch abseits der Laufbahn wurde die Öffentlichkeit auf den gut aussehenden Sportler aufmerksam. Das Männermagazin „GQ“ kürte ihn zum bestangezogenen Mann 2011. 2012 wählte ihn das US-Magazin „Time“ unter die hundert einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Ein knappes halbes Jahr später, am Valentinstag 2013, nahm die Erfolgsstory mit den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp dann ein jähes Ende.
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