„Von da an heißt es ‚Team Schottland‘“
Im zweiten und letzten Fernsehduell zur Unabhängigkeit Schottlands hat Regierungschef Alex Salmond laut Meinungsforschern einen klaren Sieg eingefahren. Rund drei Wochen vor dem entscheidenden Referendum konnte der Befürworter einer Loslösung von Großbritannien demnach am Montagabend 71 Prozent der Zuschauer von sich überzeugen.
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Der frühere britische Finanzminister Alistair Darling als Verfechter des Verbleibs bei London konnte dagegen bei dem live in der BBC übertragenen Duell nur bei 29 Prozent der Wähler punkten, besagt eine repräsentative Umfrage des Instituts ICM im Auftrag des „Guardian“ (Dienstag-Ausgabe). Insgesamt liegen die Gegner der Unabhängigkeit in allen Umfragen derzeit zwar vorn - der Abstand schrumpft aber kontinuierlich, und ein taktischer Wechsel Salmonds könnte den Unabhängigkeitsbefürwortersn nun weiteren Auftrieb geben.
Darling lacht entgeistert
Während bei der ersten Debatte Anfang August noch Darling von den Kommentatoren zum Sieger gekürt worden war, hatte nun der Umfrage zufolge der schottische Regierungschef Salmond die besseren Argumente. Auch diesmal war das 90 Minuten dauernde Duell ein harter Schlagabtausch, der sich wie schon das erste Duell vor allem um Wirtschaftsfragen drehte. Statt kämpferischer Posen setzte Salmond diesmal aber ganz auf die gegenteilige Taktik.

Reuters/David Cheskin
Ein ungewohnt ruhiger Salmond (r.) konnte punkten
Salmond sagte, er wolle nach einem Ja beim Unabhängigkeitsreferendum am 18. September alle politischen Lager einbinden: „Von da an heißt es ‚Team Schottland‘.“ Salmond bot auch Darling eine Rolle dabei an - „falls er verfügbar ist“, wie der Regierungschef betonte. Darling, britischer Finanzminister, Labour-Abgeordneter in Edinburgh und Wortführer der „Better Together“-Kampagne für den Verbleib bei London, fiel keine andere Reaktion ein, als entgeistert zu lachen.
London droht mit Rausschmiss aus Pfund
Die britische Regierung warnt davor, dass Schottland im Fall einer Loslösung das Pfund nicht behalten könne. Das hätte wohl tiefgreifende Auswirkungen auf die schottische Wirtschaft. Die Befürworter der Unabhängigkeit sind für die Beibehaltung der britischen Währung. Londons Argumente in der Debatte spielten bisher vor allem mit der Angst vor einer wirtschaftlichen Katastrophe und malten in düsteren Farben das Bild eines allein nicht überlebensfähigen Schottlands.

Reuters/David Moir
Demo für die schottische Unabhängigkeit in Edinburgh
Salmond betonte nun ruhig, Edinburgh könne notfalls auch ohne Zustimmung aus London das britische Pfund beihalten, und verwies darauf, dass man ohne Währungsunion auch keinen Teil der britischen Staatsschulden übernehmen werde. Darling griff daraufhin den schottischen Regierungschef als planlos an - er habe keinerlei plausiblen Plan B zum Pfund für die Zeit nach einer möglichen Unabhängigkeit. Salmond verwies gelassen darauf, man werde die Loslösung von London in zweijährigen Verhandlungen geordnet vollziehen.
Ein Schuss Vanille für die Atombombe
Salmond agierte diesmal ganz wider sein Naturell. Die Paarung von ihm und dem ruhigen Darling war selbst von hochrangigen Labour-Vertretern mit dem Duell zwischen einer „Atombombe“ (Salmond) und einer „Schüssel Vanillepudding“ (Darling) verglichen worden. Aus dem Erfolg bei dem nunmehr kalmierenden Auftritt dürfte Salmond seine Lehren ziehen. Noch hat er über drei Wochen Zeit, um die Schotten mehrheitlich auf seine Seite zu bringen.
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