Kandidatur bei Präsidentschaftswahl
Der frühere französische Premierminister Alain Juppe will 2017 für die konservative UMP bei der Präsidentschaftswahl antreten. Der 69-Jährige kündigte vergangene Woche seine Teilnahme an der geplanten Vorwahl der zuletzt skandalgebeutelten Partei an. Dabei soll voraussichtlich 2016 entschieden werden, wen die UMP als Kandidaten für den Posten des Staatschefs ins Rennen schickt.
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„2017 ist bald“, schrieb Juppe zu seinen Plänen. Er wolle an einem Projekt arbeiten, das den Franzosen Vertrauen in ihr Land zurückgebe und es ermögliche, sowohl die Sozialisten als auch die rechtspopulistische Front National zu schlagen. Derzeit ist die UMP auf nationaler Ebene nur zweitstärkste politische Kraft nach den Sozialisten um den amtierenden Präsidenten Francois Hollande. Dieser hatte bei der Wahl 2012 den UMP-Kandidaten Nicolas Sarkozy geschlagen.
Ob Sarkozy 2017 erneut antreten will, ist noch unklar. Der 59-Jährige ist unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen ins Visier der Justiz geraten. Es wird erwartet, dass er sich bis zum Spätsommer zu seinen politischen Zukunftsplänen äußert. Sarkozy hatte Juppe 2011 als Außenminister in seine Regierung geholt.
UMP in der Krise
Hintergrund der jüngsten UMP-Krise ist neben dem schwachen Abschneiden bei der Europawahl die Überweisung von Parteigeldern in Millionenhöhe an eine Kommunikationsagentur, die von Vertrauten des mittlerweile zurückgetretenen Parteichefs Jean-FranCois Cope geführt wird. Es besteht der Verdacht, dass mit den Mitteln auf illegale Weise Ausgaben für den - erfolglosen - Präsidentschaftswahlkampf Sarkozys im Jahre 2012 finanziert wurden.
Übergangsweise übernahm vor einigen Wochen eine Troika aus den früheren Premierministern Juppe, Jean-Pierre Raffarin (66) und Francois Fillon (60) die Parteiführung. Im November soll bei einem außerordentlichen Parteikongress ein neuer Vorstand gewählt werden.
Gute Umfragewerte
Vor Juppe hatte bereits Fillon Interesse an der Präsidentschaftskandidatur der UMP angemeldet. Beiden wird allerdings vorgeworfen, nicht wirklich für einen Neuanfang zu stehen. Gegen Juppe könnte zudem sein vergleichsweise hohes Alter sprechen. Der Politiker, der aktuell auch Bürgermeister von Bordeaux ist, wird im Wahljahr 72 Jahre alt.
Auch wenn manche sein Auftreten als zuweilen arrogant und schroff kritisieren: Juppe nimmt seit Monaten einen Spitzenplatz auf der Rangliste der beliebtesten französischen Politiker ein. Der Konservative profitiert vor allem davon, dass er von den jüngsten Skandalen seiner Partei als unbeteiligter Dritter bisher verschont blieb. Im lange erbittert geführten Führungsstreit um den Vorsitz der UMP positionierte er sich zudem erfolgreich als sachlicher Vermittler.
Bürgermeister von Bordeaux
Politisch geprägt wurde der aus einfachen Verhältnissen stammende Juppe vor allem von Ex-Präsident Jacques Chirac. Unter ihm war er unter anderem Premierminister (1995-1997) und Außenminister (1993-1995). Im Kampf um Chiracs Nachfolge als Führungsfigur der französischen Konservativen unterlag er allerdings Sarkozy. Dieser ernannte Juppe 2011 zum zweiten Mal zum Außenminister.
Nur noch am Rande wird in Frankreich erwähnt, dass auch Juppe keine ganz weiße Weste hat. 2004 musste er die politische Szene verlassen, nachdem er in Zusammenhang mit einer Parteispendenaffäre verurteilt worden war. Derzeit ist der am 15. August 1954 im südwestfranzösischen Mont-de-Marsan geborene Literaturliebhaber Bürgermeister von Bordeaux.
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