Nach der Hafen- kommt die Bahnhofscity
Hamburg hat Großes vor: Nach dem Projekt Hafencity mit seiner fast 800 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie sollen traditionelle Stadtquartiere ausgebaut werden. Die Nachfrage nach Wohnungen in Deutschlands zweitgrößter Metropole (nach Berlin) lässt die Planer nach Baulücken suchen. Im Bezirk Altona mit seinem traditionsreichen Fischmarkt sind sie wieder fündig geworden: Dort soll nun das größte Bauprojekt nach der Hafencity vollendet werden.
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Der legendäre Fernbahnhof Altona, den in Österreich gerade auch die Autozugtouristen kennen, kommt weg - nur der S-Bahn-Anschluss und ein Busbahnhof bleiben. In der Mitte Altonas, wo schon jetzt Bagger und Baufahrzeuge das Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs und einer Brauerei für rund 1.600 Wohnungen vorbereiten, macht die Deutsche Bahn Platz für weitere 1.900 Wohnungen. Gleise samt Bahnhof wandern rund zwei Kilometer weiter nach Norden, zur S-Bahn-Station Diebsteich.
Der Hamburger Hauptbahnhof soll entlastet werden, hieß es zur Verlagerung. Und: „Kopfbahnhöfe wie der in Altona sind nicht mehr ideal“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube 2012. Damals beschloss die Bürgerschaft ihren Masterplan für das Altonaer Baugebiet, das an seiner nördlichsten Spitze einen Durchgangsbahnhof erhalten soll.
13 Hektar Bauland
Doch anders als bei „Stuttgart 21“, wo ein Kopfbahnhof mit Milliardenkosten zur unterirdischen Durchgangsstation wird, dürfte der Aufwand geringer ausfallen - auf 300 Millionen Euro lauten Schätzungen. Noch sind die Verträge nicht unterschriftsreif, aber jüngst kam das „Go“. Zum Juni 2015 wird die Hansestadt ein 13-Hektar-Gelände für rund 39 Millionen Euro erwerben.
Nicht zum ersten Mal zieht in Altona ein Bahnhof um. Als 1844 die Ostseebahn von Kiel nach Altona in Betrieb ging, wurde der erste Bahnhof um rund 500 Meter verlegt - „preußisch markant ein festungsartiges, wilhelminisches Bahnhofsgebilde, dessen Wirkung dem Tor und den Türmen des Altonaer Stadtwappens entsprach“, wie es der frühere Direktor des Altonaer Museums, Torkild Hinrichsen, beschrieb. Trotz öffentlicher Proteste wurde es 1974 wegen des S-Bahn-Baus unter dem Bahnhof abgerissen.
Die Fernbahn-Verlagerung empfindet Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD) im Altonaer Jubiläumsjahr 2014 als Geschenk. Bis zum Betrieb des Bahnhofs 2023 hat Melzer ambitionierte Pläne für ihren Bezirk mit einer Viertel Million Einwohner (15 Prozent der Hamburger Bevölkerung): Ziel sei, dass Altona der kreative Motor in der Metropolregion Hamburg werde - sozial gerecht.
Wohnungsbau im Drittel-Mix
Soziale Aspekte hat die Stadtentwicklungsbehörde bei der Planung des Bauprojekts berücksichtigt: Die Wohnungen entstehen im Drittel-Mix aus Sozialwohnungen, Mietwohnungen und Eigentum. Auch Baugemeinschaften kommen zum Zug.
In der „Neuen Mitte Altona“ werde keiner verdrängt, „hier entsteht etwas Neues“, sagt der Stadtplaner der Hafencity-Universität, Prof. Thomas Krüger: „Altona-Altstadt wird ein Hype-Quartier. Hier gibt es einen enormen Nachfragedruck auf dem Wohnungsmarkt, der sich längst auch in den angrenzenden Stadtvierteln (Ottensen, Bahrenfeld) bemerkbar macht. Wenn hier Wohnungen gebaut werden, ist das ein Selbstgänger.“
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