Geheimdienste ermitteln
In jenem Video, das die Enthauptung des US-Fotojournalisten James Foley im Irak zeigen soll, ist möglicherweise ein Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) aus Großbritannien zu sehen. „Auf den ersten Blick scheint es eine britische Person zu sein. Wir werden noch weiter untersuchen müssen, um ganz sicherzugehen, dass das der Fall ist“, sagte der britische Außenminister Philip Hammond am Mittwoch der BBC.
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Der Mann, der in dem Video mutmaßlich Foley tötet, habe einen britischen Akzent. Das Video sei ein „entsetzliches Beispiel für die Brutalität dieser Organisation“, sagte Hammond. Er stufte das Video als echt ein. Alle Kennzeichen der Terrorbotschaft wirkten „authentisch“, so Hammond weiter. Britische Geheimdienste ermitteln nun die Identität des Täters. Der Regierung sei seit langem bekannt, dass viele britische Staatsbürger in Syrien und im Irak für extremistische Gruppen kämpften.

APA/EPA/Nicole Tung
James Foley
Premierminister David Cameron brach erneut seinen Urlaub ab und kehrte nach London zurück. Cameron, der mit seiner Familie in Cornwall war, werde sich mit Hammond und hochrangigen Regierungsbeamten beraten, teilte der Sitz des Premiers am Mittwoch mit.
Ende 2012 in Syrien entführt
IS veröffentlichte am Dienstag das Video im Internet. Der 40-jährige Foley gilt als renommierter Fotograf, der unter anderem für die Nachrichtenagentur AFP arbeitete. Er war nach Angaben von Augenzeugen im November 2012 in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens von Bewaffneten gefangengenommen worden. Seitdem fehlte von ihm jede Spur.
Die Terroristen gaben laut „Washington Post“ an, Foley aus Vergeltung für die Militäroffensive gegen sie umgebracht zu haben. Es handle sich um „eine Botschaft an Amerika“. Sollte Washington seine Luftschläge nicht einstellen, würden weitere Reporter sterben. In dem Video erscheint laut der Zeitung auch ein anderer US-Journalist, der ebenfalls während der Berichterstattung in Syrien verschwunden war.
US-Geheimdienste prüfen Echtheit
Die Echtheit des Videos wurde von den USA bisher nicht bestätigt. „Die Geheimdienste arbeiten so schnell wie möglich, um die Authentizität festzustellen“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates von US-Präsident Barack Obama. „Falls es echt ist, dann sind wir entsetzt über die brutale Ermordung eines unschuldigen amerikanischen Journalisten.“ Obama wurde noch auf dem Rückflug in den Urlaub an Bord der Air Force One vom stellvertretenden Sicherheitsberater Ben Rhodes über das Video informiert.
Was auf dem Video zu sehen ist
Das Video zeigt zunächst Fernsehbilder von Obama, wie er die jüngsten Luftangriffe auf Stellungen von IS im Irak bekanntgibt. Anschließend ist ein kniender Mann zu sehen, bei dem es sich um Foley handeln soll. Dieser ruft seine Familie und Freunde auf, gegen die US-Regierung als „eigentlichen Mörder“ vorzugehen. Ein zweiter, maskierter Mann mit einem Messer steht neben Foley. Dieser wirft den USA vor, bei den Luftangriffen Muslime getroffen zu haben. „Sie kämpfen nicht mehr gegen einen Aufstand“, sagt er an die USA gerichtet. „Wir sind eine islamische Armee und ein Staat, der von einer großen Zahl von Muslimen weltweit anerkannt wird.“ Danach wird die Enthauptung gezeigt.
Auch zweiter Vermisster offenbar in Gefangenschaft
Zuletzt wird in dem Video ein zweiter Gefangener vorgeführt, der in einem Schriftzug als Steven Sotloff identifiziert wird. „Das Leben dieses amerikanischen Bürgers, Obama, hängt von Ihrer nächsten Entscheidung ab“, sagt der Maskierte. In dem Video werden arabische und englische Schriftzüge verwendet. Der US-Journalist Sotloff wird seit Juli 2013 vermisst, ebenfalls in Syrien. Zahlreiche Kollegen von Foley äußerten sich in Sozialen Medien bestürzt über seinen möglichen Tod. Unterstützer riefen dazu auf, das Video nicht anzuschauen oder zu teilen, um den Terroristen keine Genugtuung zu verschaffen.
Bewegende Botschaft von Foleys Familie
Die Familie Foleys veröffentlichte nach Bekanntwerden des Videos eine bewegende Botschaft. „Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn“, schrieb die Mutter. Er sei ein außergewöhnlicher Sohn und Journalist gewesen. In dem auf der Facebook-Seite „Find James Foley“ veröffentlichten Schreiben forderte Diane Foley die IS-Kämpfer auf, das Leben weiterer Entführter zu verschonen: „Sie haben keinen Einfluss auf amerikanische Politik im Irak, in Syrien oder irgendwo auf der Welt.“
Gefährlichstes Land für Journalisten
Das Bürgerkriegsland Syrien gilt schon seit Jahren als das gefährlichste Land für Journalisten weltweit. Laut der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) wurden in diesem Jahr in Syrien bereits neun Journalisten wegen der Ausübung ihres Berufs getötet, mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Foleys Tod ist hier noch nicht berücksichtigt, zumal unklar ist, wo der Journalist getötet worden sein soll. Im ganzen Jahr 2013 waren es in Syrien zehn getötete Journalisten, 2012 sogar 17. Auf der Rangliste von ROG zur Pressefreiheit steht Syrien auf Platz 177 von 180 Ländern.
IS: „In Blut ertränken“
IS droht auch mit Terrorzielen im Ausland. Bereits Montagabend tauchte laut Reuters ein Drohvideo gegen die USA auf. Angesichts der Luftschläge im Nordirak werde IS Bürger der USA „überall“ angreifen, sollten bei den Luftschlägen IS-Kämpfer sterben. In dem Video wird laut Bericht der Nachrichtenagentur ein Foto von einem Amerikaner gezeigt, der während der US-Besetzung im Irak geköpft wurde. Auch Opfer von Scharfschützen wurden gezeigt. „Wir werden euch alle in Blut ertränken“, hieß es in einem englischen Statement in dem Video. Ob bereits in diesem Video die Hinrichtung Foleys zu sehen ist, war unklar.
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