Wahlbeteiligung blieb hinter Erwartungen
Die offizielle Türkei hat kaum Kosten und Mühen gescheut. In Berlin wurde das Olympiastadion angemietet, anderswo wurden Messehallen zu Wahllokalen umfunktioniert. Es war das erste Mal, dass Türken an einer Wahl in ihrer Heimat teilnehmen konnten, ohne dorthin zu reisen. Genutzt haben das neue Angebot aber verhältnismäßig wenige.
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2,8 Millionen Auslandstürken sind bei dieser Wahl wahlberechtigt. Doch nur 232.000 von ihnen hätten außerhalb der Türkei ihre Stimme für einen neuen Staatspräsidenten abgegeben, sagte Vizeministerpräsident Emrullah Isler am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu.

APA/EPA/Daniel Naupold
Der große Ansturm vor dem Olympiastadion in Berlin blieb aus
Das entspricht einer Quote von rund 8,3 Prozent. Weitere 152.000 Auslandstürken gaben ihre Stimme nach Angaben Islers in Wahllokalen an Grenzübergängen oder Flughäfen in der Türkei ab. Die unabhängige Beobachtergruppe Gurbetin Oylari hatte die Beteiligung zuvor mit nur fünf Prozent beziffert.
Mehrheit für Erdogan
In Österreich wurde zwar kein Stadion angemietet, doch auch in Wien kümmerte sich die offizielle Türkei um reichlich Platz für die Wähler. 94 Wahlkabinen standen laut Generalkonsulat auf dem Wiener Messegelände bereit - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. In Österreich wählten rund neun Prozent der Wahlberechtigten, 80 Prozent davon stimmten für Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan (AKP), 15 Prozent für Ekmeleddin Ihsanoglu. In Deutschland schritten noch weniger zur Urne, auch dort erhielt der Favorit mit rund 69 Prozent eine große Mehrheit.
Viele Wähler auf Flughäfen erwartet
Die Wahl im Ausland war Anfang August nach vier Tagen beendet worden, die Stimmzettel werden nun in die Türkei gebracht. An Grenzübergängen und Flughäfen in der Türkei konnte dagegen noch bis zum Wahltag am kommenden Sonntag abgestimmt werden. Da viele Auslandstürken ihre Sommerferien in ihrer alten Heimat verbringen, rechnete Isler mit insgesamt 450.000 bis 500.000 Wählern in dieser Gruppe.
AKP setzte auf Auslandstürken
In der Vergangenheit konnten im Ausland lebende Türken nur an den Grenzübergängen - beispielsweise am Flughafen oder an den Autobahnen - ihre Stimme abgeben. Beobachter rechneten deshalb damit, dass dieses Mal viel mehr Türken im Ausland teilnehmen würden als bei vergangenen Wahlen.
Vor allem die AKP erhoffte sich durch die Wähler in Österreich und vor allem Deutschland positive Auswirkungen auf das Ergebnis. Denn viele der in Deutschland lebenden Türken seien konservativ-sunnitisch geprägt und AKP-nah, sagte der Politikwissenschaftler Cemal Karakas der dpa.
Umstrittener Wahlkampf im Ausland
Erdogan hatte im Wahlkampf bei umstrittenen Auftritten in Köln und Wien um die Stimmen seiner Landsleute im Ausland geworben. Doch auch seine Gegenkandidaten Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP, und Selhattin Demirtas von der prokurdischen Partei HDP waren im Wahlkampf nach Deutschland gekommen.
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