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Es begann mit dem Formel-1-Verkauf

Der Kampf um Macht und Millionen in der Königsklasse des Motorsports hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone vor Gericht gebracht. Es begann mit dem Verkauf der Formel-1-Vermarktungsrechte. Zuletzt stand Ecclestone seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall in München vor Gericht.

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2000: Der Filmrechtehändler EM.TV kauft für 3,6 Milliarden Mark (1,8 Mrd. Euro) 50 Prozent der von Ecclestone gegründeten Formel-1-Holding SLEC.

2000/2001: Medienmogul Leo Kirch übernimmt 16,74 Prozent an dem kriselnden Rechteunternehmen. Zu dem Paket gehören auch 49 Prozent der 50-Prozent-Beteiligung von EM.TV an der SLEC.

2002: Die Kirch-Gruppe meldet Insolvenz an. Die SLEC-Anteile gehen zurück an die Gläubigerbanken. Dadurch liegt die Formel 1 praktisch in den Händen von Banken: 62,2 Prozent gehören der Bayerischen Landesbank, jeweils 18,9 Prozent Lehman Brothers und JPMorgan.

2005: Die Formel-1-Besitzverhältnisse ändern sich im Sinn von Ecclestone. Die Investmentfirma CVC Capital Partners teilt mit, dass sich die neue Gesellschaft Alpha Prema mit der Bayerischen Landesbank - Verhandlungsführer war Gerhard Gribkowsky - und Ecclestones Bambino Holdings geeinigt habe. Nach Übernahme des Anteils von JPMorgan kontrolliert CVC über Alpha Prema 86 Prozent der Formula One Group.

2006: CVC macht Ecclestone zum Geschäftsführer der Formula One Group, der selbst direkt noch fünf Prozent und weitere 8,5 Prozent an der Formel 1 über seine Familienholding Bambino halten soll.

2011: Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechung. Ecclestone soll 2006 seinem Geschäftspartner Gribkowsky, dem Risikovorstand der BayernLB, 44 Millionen Dollar (rund 32,75 Mio. Euro) Schmiergeld für den Verkauf der Formel-1-Anteile gezahlt haben. Der Brite bestreitet diese Vorwürfe.

2012: Das Landgericht München verurteilt Gribkowsky wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft.

2013: Die Staatsanwaltschaft München erhebt im Mai Anklage gegen Ecclestone wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Im Oktober beginnt vor dem Londoner High Court ein Zivilprozess gegen Ecclestone. Die Constantin Medien AG hat Ecclestone auf die Zahlung von 171 Millionen US-Dollar (rund 124 Mio. Euro) verklagt, weil sie durch einen zu billigen Verkauf eines Aktienpakets an der Formel 1 Geld verloren haben will.

20. Februar 2014: Der High Court entscheidet, dass Ecclestone der Constantin Medien AG zunächst keine Entschädigung zahlen muss. Der Richter in London sieht allerdings Ecclestones in München angeklagte Bestechung als erwiesen an und bezeichnet sie als „korrupte Vereinbarung“ mit Gribkowsky. Am 27. März gewinnt Ecclestone auch das Berufungsverfahren in London.

24. April: Vor dem Landgericht München beginnt der Prozess gegen Ecclestone wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Die 44 Millionen Dollar an Gribkowsky soll sich Ecclestone als „Beraterprovision“ von der BayernLB weitgehend zurückgeholt haben. Der Bank entstand dadurch laut Anklage ein Schaden von umgerechnet knapp 35 Millionen Euro.

15. Juli: Der Formel-1-Boss meldet sich am 18. Verhandlungstag erstmals selbst zu Wort und begründet seine Zahlung an Gribkowsky mit dessen bedrohlichen Äußerungen. Der Banker habe Anspielungen gemacht, dass er dem britischen Finanzamt belastende Informationen liefern könnte.

29. Juli: Die Verteidigung beantragt die Einstellung des Verfahrens. Die strafrechtliche Verantwortung des 83-Jährigen sei „höchst fragwürdig“. Zudem sei „nicht ersichtlich“, dass der BayernLB ein Vermögensnachteil entstanden sei.

1. August: Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, Ecclestone habe sich mit der Münchner Staatsanwaltschaft geeinigt, dass das Verfahren gegen die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 100 Millionen Dollar (rund 74,4 Mio. Euro) eingestellt werden soll. Der Richter müsse dem noch zustimmen.

5. August: Der Bestechungsprozess gegen Ecclestone wird gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar eingestellt.

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