Insassen wenig begeistert
Die Netflix-Serie „Orange Is the New Black“ über ein Frauengefängnis hat der Farbe Orange zu neuer und ungewollter Popularität verholfen. Weil immer mehr Menschen orangefarbene Overalls tragen, sei die Verwechslungsgefahr mit echten Gefängnisinsassen zu hoch, fürchtet ein Sheriff in Michigan und bestellte nun neue Kleidung im früher üblichen Streifendesign.
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Weil die Serie so beliebt sei, würden manche denken, es sei cool, die gleiche Kleidung wie die Gefängnisinsassen zu tragen, so der für das Bezirksgefängnis zuständige Sheriff William Federspiel aus Saginaw County in Michigan. „Das ist ein Problem, denn einige unserer Gefangenen arbeiten manchmal auch außerhalb des Gefängnisses, und ich möchte nicht, dass es zu Verwechslungen kommt oder Gefangene ohne aufzufallen weggehen können.“
Die Entscheidung für die Streifen in schwarz-weiß sei gefallen, weil sie am besten symbolisieren würden, dass es sich bei einer Person um einen Gefangenen handelt, so Federspiel. „Ich sehe niemanden, der draußen Kleidung mit schwarz-weißen Streifen tragen will.“ Bis Jahresende sollen alle Gefängnisinsassen die neuen Overalls, die pro Stück rund zwölf Dollar (rund neun Euro) kosten, tragen.
Hype um neue Netflix-Serie
In der mit schwarzem Humor gespickten US-Serie „Orange Is the New Black“ geht es um ein fiktives Frauengefängnis. Die gut situierte Hauptprotagonistin Piper Chapman wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als ihre Ex-Freundin sie bei einem Drogenschmuggelprozess verpfeift. Im Gefängnis trifft Chapman auf verschiedenste Charaktere aus unterschiedlichen sozialen Schichten, darunter auch die Ex-Freundin.
In Rückblenden werden die Geschichten der einzelnen Mitinsassinnen erzählt, die Themenpalette reicht von Kinderarbeit, Gewalt, Drogenmissbrauch, Transsexualität und Homosexualität, Alkoholismus und psychischen Problemen bis hin zu religiösem Wahn und Bandenkriegen. Die Serie basiert auf dem autobiografischen Roman der US-Autorin Piper Kerman und wurde von der „Weeds“-Produzentin Jenji Kohan umgesetzt.
Sheriff beklagt verschwimmende Grenzen
Für Federspiel ist es nach eigenen Aussagen wichtig, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität nicht verschwimmen. „Ich muss dafür sorgen, dass die Grenzen, die zwischen Alltagskultur und den Regeln im Gefängnis zu oft verschwimmen, aufrechtbleiben“, argumentiert Federspiel gegenüber der Nachrichtenwebsite Mlive.com.
Er wolle nicht, dass seine Gefangenen nicht leicht zu erkennen sind. Zwar sei die Farbe Orange schon vor der Serie in der Beliebtheitsskala gestiegen, aber mittlerweile würden Menschen sogar einen Aufnäher des Gefängnisses auf die Overalls nähen. Zudem sei es üblich, die Farben der Gefängniskleidung ab und an zu ändern.
Streifen im 19. Jahrhundert beliebt
Im 19. Jahrhundert war gestreifte Gefängniskleidung in den USA üblich, Mitte des 20. Jahrhunderts begannen aber immer mehr Gefängnisse andere Farben und auch Formen einzusetzen, schreibt der Onlinedienst Slate.com. So tragen Gefangene in kalifornischen Gefängnissen etwa Jacken und Hosen aus Jeansstoff, in North Carolina gibt es ein Farbleitsysteme, das die Höhe der Gefängnisstrafen verdeutlichen sollen.
Orange ist demnach oft auch speziellen Gefängnissen und Aufgaben vorbehalten. In Kalifornien tragen Gefangene etwa nur orange Kleidung, wenn sie überstellt werden. Bekannt sind auch die orangefarbenen Overalls aus Guantanamo. Der Staat New York hat orangefarbene Kleidung für seine Gefangenen überhaupt verboten, diese dürfen ihre eigenen T-Shirts - wenn auch nur in bestimmten Farben - tragen.
Es gibt allerdings auch Gefängnisse, die gestreifte Kleidung wegen der historischen Konnotation bewusst als zusätzliche Strafe für die Gefangenen einsetzen. Zudem gab es in einigen Bundesstaaten auch Verwechslungen mit Krankenschwestern und Ärzten in Operationskleidung.
Gefangene wenig begeistert
Laut Federspiel sind die Gefangenen über den Farbwechsel nicht begeistert, aber da könne er ihnen nicht helfen. „Sie fühlen sich wie Kriminelle - dumm gelaufen. Dann komm nicht ins Gefängnis“, sei seine Antwort auf entsprechende Beschwerden. „Wir wollen sie nicht beschämen oder erniedrigen, aber wenn ihnen etwas nicht gefällt, dann ist das üblicherweise gut. Sie sollen sich nicht zu wohl fühlen.“ Er müsse zudem darauf achten, was im Sinne der Öffentlichkeit sei.
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