Schiffsstahl schon jetzt verkauft
Die toskanische Insel Giglio hat sich am Mittwoch nach zweieinhalb Jahren von der „Costa Concordia“ verabschiedet, während sich der Hafen Genua auf das Eintreffen des Wracks vorbereitet. Der 2012 vor Giglio havarierte Kreuzfahrtriese soll am Samstagnachmittag nach Genua gelangen und am Sonntagvormittag im Hafen der ligurischen Stadt eintreffen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Das Eintreffen in Genuas Hafen Voltri nahe der Werft Sestri Ponente, wo die „Costa Concordia“ für 450 Millionen Euro gebaut und im September 2005 vom Stapel gelaufen war, gilt als besonders heikle Operation. Koordiniert wird sie vom Cheflotsen des Hafens Genua, Giovanni Lettich. Er war auch bei der Einweihung der „Costa Concordia“ an Bord des Schiffes. Für Genua bedeutet die Verschrottung der Havarie vor allem einen dringend nötigen wirtschaftlichen Impuls.
Genua entschied Wetteifern um Wrack für sich
Für den genuesischen Hafen ist die Ankunft der „Costa Concordia“ ein Segen. Zwei Jahre lang sollen dann einige Hundert Arbeiter mit dem Abwracken beschäftigt sein und damit über sichere Arbeitsplätze in einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit verfügen. Bis zu 100 Millionen Euro könnte das Verschrotten verschlingen, heißt es. Um das Abwracken hatten sich zahlreiche Häfen von der Türkei bis Norwegen beworben. Die Regierung Renzi hatte jedoch auf das Verschrotten des Wracks in Italien gedrängt.
Der Auftrag zum Abwracken ging an ein Konsortium der Ölfirma Saipem und der genuesischen Unternehmen Mariotti und San Giorgio. Um die „Costa Concordia“ sollen Barrieren errichtet werden, um zu verhindern, dass gefährliche Stoffe ins Wasser gelangen. In einer ersten Phase sollen Möbel und die gesamte Inneneinrichtung der „Costa Concordia“ entfernt werden. Erst danach kann die eigentliche Abwrackung beginnen. Der so gewonnene Stahl ist schon jetzt verkauft.
„Eine Menge Rohmaterial“
„Von alten Schiffen wird nichts weggeworfen. Sie enthalten eine Menge von Rohmaterial“, zitierte die APA am Mittwoch den Genueser Ingenieur Piero Costa. Die in Luxemburg beheimatete Stahlgruppe Duferco ist bereits jetzt juristisch die Eigentümerin des Stahls, der aus der „Costa Concordia“ geholt wird. Zehntausende Tonnen sollen wieder verwertet werden, berichtete Dufercos Geschäftsführer Antonio Gozzi. 270 Euro pro Tonne wird Duferco für den Stahl der „Costa Concordia“ zahlen.
„Es handelt sich um Stahl guter Qualität. Wir werden ihn schmelzen, um Material für die Bauwirtschaft herzustellen“, sagte Gozzi. Duferco beliefert die Schiffwerft Fincantieri, die die „Costa Concordia“ gebaut hat. „Daher schließe ich im Grunde nicht aus, dass der Stahl der ‚Costa Concordia‘ von unseren Fabriken stammte“, sagte Gozzi. Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen, darunter 77 Österreicher, an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen, 32 Menschen starben.
Links: