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Schiff soll am Sonntag Ziel erreichen

Zweieinhalb Jahre nach der Havarie der „Costa Concordia“ hat sich Giglio von dem Kreuzfahrtschiff verabschiedet, das am 13. Jänner 2012 vor der Insel verunglückt war. Sirenen der großen Schlepper und Schiffe gaben dem Wrack das Geleit. Das Schiff war Mittwochvormittag auf seine Route ausgerichtet und in die Startposition für die Fahrt nach Genua gebracht worden, wo es verschrottet werden soll.

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Hunderte Touristen und Einwohner der Insel, die die Vorbereitung beobachteten, applaudierten lang. Viele zeigten sich zutiefst bewegt. Gegen Mittag schließlich begann sich das Schiff zu bewegen und Kurs auf Genua zu nehmen. Die Ankunft im Hafen von Genua ist am Sonntag vorgesehen. Bei der Abfahrt ertönten die Sirenen des Hafens und die Glocken der Kirchen auf der Insel. Der Pfarrer der Insel, Lorenzo Pascuotti, segnete das Schiff.

Emotionaler Abschied

Seit dem Unglück, bei dem 32 Menschen zu Tode kamen, hatte das Wrack das Schicksal der Insel dominiert. Die 1.500 Einwohner der 16 Kilometer westlich der toskanischen Küste liegenden Insel hatten damals ihre Schulen, Kindergärten, Kirchen und Privathäuser geöffnet und die Überlebenden der Havarie der „Costa Concordia“ spontan mit Decken, Mänteln und heißen Getränken versorgt. Seit dieser Nacht haben die Bewohner Giglios Schritt für Schritt alle Etappen der Schiffsbergung verfolgt.

Costa Concordia wird vom Boot "Blizzard" abgeschleppt

APA/EPA/Riccardo Dalle Luche

Der schwere Schlepper „Blizzard“ in Position für den Abtransport

Die am 14. Juli begonnene Operation zum Abtransport nach Genua hat der Insel größere Unannehmlichkeiten beschert, die auch die Sommersaison zum Teil beeinträchtigt haben. In diesen Tagen wurde die Zahl der Fähren, die die Toskana mit der Insel verbinden, stark reduziert. Auch der Zugang der Touristen zu den Stränden wurde stark eingeschränkt. Rund um die „Costa Concordia“ herrscht strengstes Fahrverbot für Boote. Am Mittwoch war die gesamte Insel faktisch vom Rest der Welt abgeschnitten.

„Perfekt funktioniert“

„Alles hat perfekt funktioniert“, resümierte Franco Porcellacchia, einer der verantwortlichen Techniker gegen Mittag auf Giglio. Zu diesem Zeitpunkt war das Wrack laut seiner Auskunft schon sechs Meilen von der Insel entfernt. Das Schleppen des Schiffes birgt laut Experten weniger Gefahren als der Beginn des Manövers am Morgen, als das Wrack um 90 Grad gedreht werden musste. Porcellacchia meinte, unter Umständen könne das Wrack sogar früher als geplant in Genua eintreffen.

350 Kilometer lange letzte Fahrt

Gezogen wird die „Costa Concordia“ von vier großen Schleppern, zehn Schiffe begleiten den Transport auf der gut 350 Kilometer langen Strecke. Der Bereich um das Schiff wird währenddessen weiträumig abgesperrt, ebenso der Luftraum. Das Wrack soll sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Knoten (3,7 km/h) durch das nördliche Mittelmeer bewegen. In den vergangenen Monaten war das Schiff in einer bisher einzigartigen Aktion gehoben und auf den Abtransport vorbereitet worden. Insgesamt soll die Bergung etwa 1,5 Milliarden Euro kosten.

Menschen beobachten vom Ufer aus den Abtransport der Costa Concordia

Reuters/Alessandro Bianchi

Schaulustige verfolgten den Abtransport

Das Schiff der Reederei Costa Crociere, einer Tochter des US-Konzerns Carnival, hatte am Abend des 13. Jänner 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war mit 4.229 Menschen an Bord wenige Meter vor Giglio in Schieflage geraten. Kapitän Francesco Schettino verließ sein Schiff per Rettungsboot und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht zurück, obwohl die meisten Passagiere noch dort festsaßen. Schettino muss sich vor Gericht verantworten, weitere Crewmitglieder wurden bereits verurteilt.

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