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Investoren ziehen ihr Geld ab

Die Kapitalflucht aus Russland wegen der Ukraine-Krise hält an. Nach Angaben der Zentralbank in Moskau vom Mittwoch wurden im ersten Halbjahr fast 75 Milliarden Dollar (55,2 Mrd. Euro) netto außer Landes gebracht - doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.

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Allerdings verlangsamte sich der Abfluss inzwischen. Während er im ersten Quartal noch 62 Mrd. Dollar betragen hatte, belief er sich im zweiten auf etwas mehr als zwölf Milliarden. Die Notenbank geht davon aus, dass 2014 insgesamt 90 Mrd. Dollar ins Ausland gebracht werden könnten, die Weltbank hält sogar 100 Mrd. Dollar für möglich.

Die Gesamtsumme im vergangenen Jahr betrug knapp 63 Mrd. Dollar. Die USA und die EU haben Russland mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte es sich nicht stärker für eine Lösung des Ukraine-Konflikts einsetzen.

Jobs bei JPMorgan Chase wackeln

Die Folgen der Krise veranlassen Insidern zufolge auch JPMorgan Chase zu Änderungen im Russland-Geschäft. Wie aus Finanzkreisen verlautete, strich die US-Großbank einige ihrer 190 Stellen in den Abteilungen für Aktienanalyse und -handel. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt.

Ein Insider erklärte, JPMorgan passe sich damit den neuen Marktbedingungen an. Das Institut lehnte eine Stellungnahme ab. Der Ukraine-Konflikt lastet schwer auf den russischen Märkten, Börsengänge wurden abgesagt. Zudem sind die Einkünfte aus den Gebühren im Investmentbanking in den zwölf Monaten bis Juni um etwa ein Drittel auf 166 Mio. Dollar gefallen.

Warnung vor Gaslieferengpässen

Russlands Präsident Wladimir Putin wies unlängst Vorwürfe, er werde sein Land in die Isolation führen, zurück. „Wir werden immer ein Teil der Staatengemeinschaft sein“, sagte Putin dem Bürgerrat, der eine beratende Funktion hat. Russland werde jedoch seine nationalen Interessen mit Nachdruck verteidigen.

Im Streit mit der Ukraine um unbezahlte Gasrechnungen warnte Russland den Westen vor möglichen Lieferengpässen. Moskau gehe davon aus, dass die Führung in Kiew im Herbst Gaslieferungen nach Europa abzweige, sagte der Leiter der Kreml-Verwaltung, Sergej Iwanow. „Aus Erfahrung wissen wir, wenn Herbst und Winter kommen und die Ukraine zu wenig Gas hat, werden sie es stehlen. Entschuldigen Sie, dass ich es so sagen muss“, meinte Iwanow der Agentur Interfax zufolge.

Sanktionslisten ein „unfreundlicher Akt“

Russland hat die Lieferungen an das Nachbarland am 16. Juni eingestellt und will erst wieder verhandeln, wenn die Ukraine ihre Schulden von rund 5,3 Milliarden US-Dollar bezahlt. Die Führung in Kiew fordert von Moskau aber einen niedrigeren Gaspreis und Rabatte.

Am Donnerstag warnte Russland die EU zudem vor der geplanten Ausweitung von Sanktionen. Die Erstellung von Sanktionslisten sei „ein unfreundlicher Akt, der nicht ohne Auswirkungen auf die Beziehungen im Ganzen bleiben kann“, sagte Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch. Sanktionslisten seien keine Art der Zusammenarbeit zwischen Ländern, fügte er hinzu.

Elf weitere Personen aufgenommen

Diplomaten zufolge hat die EU elf weitere Personen auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Dabei soll es sich vor allem um Separatisten in der Ukraine handeln. Möglich sei, dass auch „ein oder zwei“ russische Staatsbürger mit Einreise- und Kontensperrungen bestraft würden, hieß es. Bisher hat die EU Sanktionen gegen 61 Personen verhängt.

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