Schöpfer einiger der beliebtesten Opern
Die jüdischen Gefangenen aus „Nabucco“, der forsche Freier im „Rigoletto“, die tragische Kurtisane in „La Traviata“ - Giuseppe Verdi (1813 - 1901) war der Schöpfer von zahlreichen der beliebtesten Opern der Musikgeschichte und von vielen ihrer einprägsamsten Melodien. Realismus und Romantik verbanden sich zu einer Opernkonzeption, die heute noch gültige Maßstäbe setzte.
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Dass urmenschliche, oft widersprüchliche Gefühle, ausweglose Situationen, schicksalhafte Verwicklungen und bittersüßer Humor meist nicht anhand von Protagonisten adeliger Abstammung, sondern an Hofnarren, Prostituierten und Aufständischen dargelegt werden, sorgte bei den Uraufführungen der Werke nicht selten für Unmut.
Aber dem Charme und der Rührung zahlreicher Arien kann das Publikum seit damals kaum widerstehen. Bei seinen literarischen Vorlagen war Verdi wählerisch und bevorzugte Shakespeare („Macbeth“, „Otello“, „Falstaff“) oder Schiller („Don Carlos“, „Luisa Miller“). Im Folgenden eine Auswahl seiner wichtigsten Werke.
„Nabucco“
Uraufgeführt am 9. März 1842 an der Mailänder Scala, stellte „Nabucco“ den ersten großen Erfolg Verdis dar. Der heute bekannte Titel ist eigentlich die Abkürzung von „Nabucodonosor“, der italienischen Form des Namens Nebukadnezar. Die Oper erzählt vom Freiheitsstreben des jüdischen Volkes in babylonischer Gefangenschaft und vom babylonischen König, der mit Wahnsinn geschlagen und erst durch den Glauben an den jüdischen Gott geheilt wird. Der berühmte Chor „Va, pensiero“ wurde später gern als symbolische Hymne für den italienischen Protest gegen die Fremdherrschaft gedeutet - die neuere Verdi-Forschung belegt das allerdings nicht.
„Macbeth“
Uraufgeführt am 14. März 1847 am Teatro della Pergola in Florenz, wurde eine revidierte Fassung des „Macbeth“ aus dem Jahr 1865 später öfter aufgeführt. Bei seiner Vertonung des Shakespeare-Dramas war Verdi um eine möglichst enge Beziehung zur literarischen Vorlage bemüht. Es beschreibt den Aufstieg des königlichen Vasallen Macbeth zum König von Schottland, seinen Wandel zum Tyrannen und seinen Fall.
„Rigoletto“
Uraufgeführt am 11. März 1851 im Teatro La Fenice in Venedig, stellt „Rigoletto“ den Auftakt zur „Trilogia populare“ dar. Das Libretto stammt von Francesco Maria Piave nach dem Versdrama „Le roi s’amuse“ von Victor Hugo und handelt vom Hofnarren Rigoletto, der seinem Herren, einem notorischen Frauenverführer, zu Diensten ist, bis dieser sich in die Tochter des Narren verliebt und die Handlung ihren tragischen Verlauf nimmt.
„Il Trovatore“
Uraufgeführt am 19. Jänner 1853 im Teatro Apollo in Rom, ist „Il Trovatore“ der zweite Teil der „Trilogia popolare“ und handelt vom Kampf zweier Männer um eine Frau, ohne zu wissen, dass sie Brüder sind. Das Libretto von Salvadore Cammarano, vollendet von Leone Emmanuele Bardare, basiert auf dem Schauspiel „El trovador“ von Antonio Garcia Gutierrez.
„La Traviata“
Uraufgeführt am 6. März 1853 im Teatro La Fenice in Venedig, vollendete die Oper um die Kurtisane Violetta, die auf ihren Geliebten Alfredo verzichtet, um nicht durch ihren niedrigen Status sein Leben zu ruinieren, die „Trilogia popolare“. Das Werk fiel in der Publikumsgunst zunächst durch, nicht zuletzt weil eine Prostituierte als tragisch zugrunde gehende Heldin nicht goutiert wurde. Heute zählt die Oper zu den erfolgreichsten der Musikgeschichte.
„Simon Boccanegra“
Uraufgeführt am 12. März 1857 im Teatro La Fenice in Venedig, erfreute sich „Simon Boccanegra“ anfangs keiner großen Beliebtheit. Francesco Maria Piave verfasste das Libretto nach dem gleichnamigen Stück von Antonio Garcia Gutierrez, es handelt von einer tragischen Verwechslungsgeschichte rund um die Tochter des Dogen von Venedig. Heute wird meist die revidierte Fassung aus 1881 gespielt.
„Don Carlos“
Uraufgeführt am 11. März 1867 in der Pariser Oper, beruht „Don Carlos“ auf dem gleichnamigen Drama von Friedrich Schiller. Am 27. Oktober 1867 folgte in Bologna die Erstaufführung der italienischen Fassung, die später auf vier Akte gekürzt wurde. Um den Krieg zwischen Frankreich und Spanien zu beenden, nimmt der spanische König die eigentlich Prinz Carlos versprochene französische Prinzessin Elisabeth zur Frau. Über den Verlust kommen weder Carlos noch Elisabeth hinweg, das führt zur Tragödie.
„Aida“
Uraufgeführt am 24. Dezember 1871 am Opernhaus Kairo, ist „Aida“ als Auftragswerk für Kairo „in ägyptischem Stil“ komponiert, nach einem Libretto von Antonio Ghislanzoni. Kostüme und Requisiten waren infolge des Deutsch-Französischen Krieges (1870 bis 1871) im von Preußen belagerten Paris über längere Zeit eingeschlossen. Die Titelfigur Aida ist eine nubische Prinzessin, die nach Ägypten als Geisel verschleppt wurde. Der ägyptische Heerführer Radames muss sich entscheiden zwischen seiner Liebe zu Aida und seiner Loyalität dem Pharao gegenüber.
„Otello“
Uraufgeführt wurde „Otello“ am 5. Februar 1887 an der Mailänder Scala. Auf der Basis des Theaterstücks von William Shakespeare verfasste Arrigo Boito das Libretto. Obwohl dieses Spätwerk ein großer Triumph für Verdi wurde, war er selbst nicht zufrieden damit. Die Oper handelt vom dunkelhäutigen Feldherren Otello, der aus wahnhafter Eifersucht seine Geliebte Desdemona tötet und dann sich selbst.
„Falstaff“
Uraufgeführt am 9. Februar 1893 im Teatro alla Scala in Mailand, beruht auch „Falstaff“ auf einem Shakespeare-Werk, in diesem Fall „Die lustigen Weiber von Windsor“. Es geht um einen beleibten, trink- und raufsüchtigen Ritter, dem Geldnot und seine Liebe zu zwei reichen Bürgerinnen zu schaffen machen. Das Libretto verfasste Arrigo Boito. Nachdem Verdis einzige andere komische Oper, „Un giorno di regno“ (1840), ein großer Misserfolg gewesen war, leitete „Falstaff“ eine Renaissance der musikalischen Komödie ein.
„Requiem“
Uraufgeführt am 22. Mai 1874 in der Kirche San Marco in Mailand am ersten Todestag des Schriftstellers Alessandro Manzoni, war die „Messa da Requiem“ im Gedenken an den von Verdi bewunderten Schriftstellerfreund verfasst, der eine Zentralfigur der italienischen Nationalbewegung gewesen war. Das einzige Werk des Komponisten, das auch abseits der Bühne Weltbekanntheit errang, wurde allerdings nicht für den liturgischen, sondern nur für den Konzertgebrauch geschrieben - und daher nicht selten auch scherzhaft als „Verdis beste Oper“ bezeichnet.
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