8.000 Flüchtlinge am Wochenende
Die gefährliche Lage im Bürgerkriegsland Syrien lässt den Flüchtlingsstrom nach Italien nicht abebben: Das gute Wetter über die Pfingsttage hat erneut Tausende Immigranten aus Syrien und Afrika zur Flucht über das Mittelmeer getrieben. 8.000 Flüchtlinge haben seit Donnerstag die Küsten Siziliens erreicht. Die erhoffte Hilfe in Europa blieb für viele von ihnen jedoch vorerst aus.
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Wie das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bekanntgab, haben die italienischen Behörden am Dienstag auf zwei Parkplätzen am Rande von Rom und Mailand Hunderte Flüchtlinge ohne Geld und Nahrung ausgesetzt. Es habe zwei Gruppen von jeweils 160 bis 170 Menschen gegeben, die am Stadtrand von Rom beziehungsweise Mailand abgesetzt worden seien, sagte die UNHCR-Sprecherin für Italien, Carlotta Sami, der Nachrichtenagentur AFP. In einer Erklärung kritisierte das UNHCR, viele der Einwanderer seien verwirrt gewesen und hätten keine Schuhe gehabt.
Ohne Essen und Trinken ausgesetzt
Außerdem hätten sie nichts zu essen und trinken erhalten, hieß es. Die Gruppe in Rom sei schließlich in einer Einrichtung für Asylwerber aufgenommen worden, doch die Gruppe in Mailand habe sich am Nachmittag noch immer auf dem Parkplatz befunden, sagte Sami. Das Innenministerium in Rom äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Die Flüchtlinge gehörten zu einer größeren Gruppe von 1.300 Einwanderern, die im Mittelmeer von Booten gerettet und am Montag in den süditalienischen Hafen von Taranto gebracht worden waren.
So viele Flüchtlinge wie im ganzen Vorjahr
Das UNHCR mahnte, die Vorfälle unterstrichen die Dringlichkeit, einen strukturierten Plan zur Aufnahme der Flüchtlinge auszuarbeiten. Das Innenministerium einigte sich am Dienstag mit der Vertretung der Kommunen auf eine Rahmenvereinbarung, mit der die Gemeinden im ganzen Land bei der Aufnahme von Flüchtlingen in die Pflicht genommen werden. Offiziellen Angaben zufolge trafen seit Jahresbeginn an den italienischen Küsten mehr als 52.000 Einwanderer ein. Das waren so viele wie im gesamten Vorjahr.
„Keine Situation, die Italien alleine bewältigen kann“
Die UNO rief die internationale Gemeinschaft erneut auf, Italien im Umgang mit der Flüchtlingswelle aus Afrika nicht allein zu lassen. „Das Problem der Migrantenwelle, die den Mittelmeer-Raum belastet, ist keine Situation, die Italien allein bewältigen kann“, sagte ein UNO-Sprecher nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. „Italien hat im Umgang mit den Flüchtlingen eine große Last übernommen, für das Problem der massiven Migration ist jedoch eine internationale Antwort notwendig“, betonte der UNO-Sprecher.
Der starke Flüchtlingsstrom sei dem verheerenden Bürgerkrieg in Syrien sowie der politischen Instabilität in mehreren nordafrikanischen Ländern, unter anderem Ägypten und Libyen, zuzuschreiben, so Sami. Die Flüchtlinge wurden auf drei Häfen in Apulien und Sizilien verteilt. Da die Aufnahmelager überfüllt sind, sollten die Neuankömmlinge unter anderem bei Kirchengemeinden unterkommen.
Schlepper verhaftet
Inzwischen hat die Polizei auf Sizilien zwei Personen wegen Schlepperei festgenommen. Sie werden unter anderem für die fahrlässige Tötung von drei Migranten verantwortlich gemacht. Diese waren wegen des starken Gedränges an Bord des Bootes, mit dem sie Sizilien erreichen wollten, ins Wasser gestürzt und ertrunken, während ein Tanker den Flüchtlingen Hilfe leisten wollte.
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