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„Keine Könige mehr, ein Referendum!“

Nach der Abdankung von König Juan Carlos haben am Montagabend Zehntausende Spanier in Madrid und anderen Städten des Landes gegen die Monarchie demonstriert. Sie forderten eine Volksabstimmung über den Fortbestand des Königshauses. Die Monarchie hat in den vergangenen Jahren in Spanien wegen zahlreicher Korruptionsskandale und anderer Fehltritte an Ansehen verloren.

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Allein in der Hauptstadt Madrid gingen nach Angaben der Zeitung „El Pais“ 20.000 Menschen auf die Straße. Mit Parolen wie „Spanien wird morgen republikanisch sein“ machten die Demonstranten ihrem Frust über die Monarchie Luft. „Keine Könige mehr, ein Referendum!“, stand auf einigen Plakaten. Der Zugang zum Königspalast wurde von der Polizei vorsorglich abgeriegelt.

Antimonarchieprotest in Madrid

Reuters/Juan Medina

Proteste auf der Puerta del Sol in Madrid

Ein ähnliches Bild zeigte sich in Barcelona, wo im Zentrum ebenfalls Tausende Menschen protestierten und republikanische Fahnen schwenkten. Auch im Baskenland gingen Menschen auf die Straße. In San Sebastian trugen Demonstranten ein Plakat mit der Aufschrift „Im Sinne einer Republik, Felipe, wirst du kein König werden“ durch die Straßen. Auch in Bilbao forderten zahlreiche Menschen die Errichtung einer Republik.

Proteste von Berlin bis Mexiko-Stadt

Monarchiegegner hatten über Soziale Netzwerke zu Demonstrationen in rund 50 Städten aufgerufen. Die Vereinte Linke sowie mehrere Parteien in Katalonien und im Baskenland verlangten ein Referendum über die Monarchie. Im Vergleich mit früheren Protesten gegen die Sparpolitik der Regierung war die Beteiligung an den Kundgebungen eher gering. Proteste gab es auch im Ausland, etwa in Berlin und Mexiko-Stadt.

Der 76-jährige Juan Carlos hatte am Montag nach fast 40 Jahren auf dem Thron überraschend abgedankt. Er wolle der jüngeren Generation Platz machen. Ministerpräsident Mariano Rajoy sprach von persönlichen Gründen, die der König für den Schritt angeführt habe. Aus dem Königshaus verlautete dagegen, Juan Carlos danke aus politischen Gründen ab. Mehrere linke Parteien forderten eine sofortige Volksabstimmung über die Abschaffung der Monarchie.

Zeitungen bringen Sonderausgaben

Die überraschende Ankündigung des spanischen Königs war vielen Landeszeitungen eine Sonderausgabe wert. Der Monarch, „der den Weg zur Demokratie ebnete“, reiche die Krone für eine weitere Modernisierung weiter, kommentierte „El Pais“. Zugleich äußerte die linksliberale Zeitung hohe Erwartungen an Thronfolger Felipe: Der Sohn von Juan Carlos und Königin Sofia müsse nun „das Vertrauen der Spanier gewinnen“, indem er auf die „Qualitäten seines Vaters“ baue. Felipe müsse die Modernisierung erleichtern, die das Land „dringend braucht“. Wie alle anderen Zeitungen druckte das Blatt die Erklärung des 76-jährigen Monarchen, mit der Juan Carlos am Montag im Fernsehen seine Abdankung verkündet hatte, in ganzer Länge.

„Danke, Juan Carlos“

Die konservative Tageszeitung „ABC“ widmete ihre gesamte Ausgabe von 48 Seiten dem Thronwechsel. Der König habe in seiner „historischen Abschiedsrede“ versichert, dass er immer das „Wohl der Spanier“ angestrebt habe, hieß es in einem Kommentar auf der Titelseite. Ein Foto zeigte Juan Carlos und Felipe in Militäruniform.

„Danke, Juan Carlos“, schrieb die konservative „La Razon“ auf der ersten von ebenfalls 48 Sonderseiten. Die Rückseite zierte ein Foto des 46-jährigen Felipe, die Überschrift lautet: „Felipe VI., die Zukunft ist Euer.“ Die konservative Zeitung „El Mundo“ äußerte die Erwartung, dass der neue König die Monarchie „wiederbeleben“ müsse. 15 Seiten der Sonderausgabe waren dem Thema gewidmet.

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