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Sonderlasten aus Energietechnik

Siemens hat vor dem geplanten Großumbau seine Investoren abermals mit teuren Fehlern in der Energietechnik enttäuscht. Der operative Gewinn kletterte zwar im abgelaufenen Quartal um ein Sechstel auf 1,57 Milliarden Euro, der Wert blieb aber hinter den Erwartungen der Analysten zurück, da Siemens wegen des verzögerten Baus einer Starkstromleitung in Kanada 310 Millionen Euro Sonderlasten verbuchte.

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Der Konzern hatte bereits mit dem Anschluss von Anlagen in der Nordsee Hunderte von Millionen Euro an Lehrgeld bezahlt. An Land hatte Siemens bisher keine Schwierigkeiten. In Kanada trat der Konzern allerdings als Generalunternehmer für den Bau einer Gleichstromhochspannungsleitung auf und muss für Verzögerungen seiner Partner im Tiefbau geradestehen.

Umsatz stagniert

Der Gesamtumsatz der Münchner stagnierte gemäß Quartalsmitteilung vom Mittwoch bei 17,5 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand schrumpfte überraschend stark um 13 Prozent. US-Rivale General Electric (GE) freute sich zuletzt über kräftig wachsende Bestellungen. Siemens erwartet kaum Rückenwind von der Konjunktur.

Jahresprognose bleibt aufrecht

Siemens-Chef Joe Kaeser sieht sich durch die Zahlen in seinen Umbauplänen bestätigt. „Das zweite Quartal hat gezeigt, dass wir in der Verbesserung der operativen Performance noch viel zu tun haben“, sagte er. Sein Haus werde dennoch im laufenden Jahr den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent steigern - vorausgesetzt der Umsatz bleibe auf Vorjahresniveau.

Konzern soll profitabler werden

Um das Unternehmen profitabler zu machen, verpasst Kaeser dem Konzern eine neue Struktur. Er richtet ihn stärker auf Energietechnik und Industrieautomatisierung aus. Siemens kauft für knapp eine Milliarde Euro das Gasturbinengeschäft der britischen Rolls-Royce und formt die neue Division „Digital Factory“.

Die Mehrheit am Stahlwerkausrüstungsgeschäft gibt Siemens an die japanische Mitsubishi ab. Die Hörgerätesparte soll an die Börse gehen. Die gesamte Medizintechnik wird künftig separat abseits der neun neuen Divisionen geführt. Damit ist ähnlich wie bei Osram der Weg aus der Siemens-Familie angelegt. Insgesamt soll der Traditionskonzern um eine Milliarde Euro produktiver werden.

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