Bühnenspiele nach alter Tradition
Wer sich in London auf die Spuren von William Shakespeare machen möchte, der kommt am Globe Theatre am Ufer der Themse nicht vorbei. Das heutige Gebäude ist jedoch nur ein Nachbau eines elisabethanischen Theaters aus Shakespeares Zeiten und wurde 1997 nach dem Vorbild des Originals gebaut.
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Das ursprüngliche Globe Theatre wurde 1599 im Vergnügungsviertel Londons errichtet, wo sich neben Theatergebäuden auch Tierhatzarenen und Wirtshäuser aneinanderreihten. Das Globe wurde - wie damals üblich - von einer Schauspieltruppe erbaut und geleitet, die sich nach ihrem Schirmherren benannte: The Lord Chamberlain’s Men (später umbenannt in The King’s Men).

Reuters/Luke MacGregor
Im Globe Theatre wird nach wie vor Shakespeare gespielt - etwa „Heinrich VIII.“
Shakespeare gehörte als Hausdichter und Miteigentümer zum Unternehmen, und fast alle seine Stücke - wie auch die anderer Zeitgenossen - wurden im Globe uraufgeführt.
Opfer der Flammen
1613 wurde das Theater durch ein Feuer vernichtet: Eine während der Aufführung von Shakespeares Historiendrama „Heinrich VIII.“ abgefeuerte Kanone setzte das strohgedeckte Dach und in der Folge das ganze Holzgebäude in Brand. Kurz darauf wurde es massiver, mit Ziegeldach, wieder aufgebaut.
Fast 30 Jahre später wurde das Theater, wie auch alle anderen Vergnügungsstätten des Landes, geschlossen: Unter der puritanischen Regierung herrschte von 1642 und 1660 ein strenges Theaterverbot. Das Globe wurde 1644 abgerissen - und damit vergessen, bis 1989 Reste des Fundaments wiederentdeckt wurden. Trotz der unzähligen Studien, Zeichnungen und der Fundamente ist das genaue Aussehen des Globe nicht mehr in allen Einzelheiten bekannt. Wie ein „hölzernes O“ habe das Gebäude jedenfalls ausgesehen, ist überliefert. Es handelte sich um einen runden oder achteckigen Fachwerkbau, mit drei Galerien und rund 30 Meter Durchmesser.
Ein Shakespeare-Theater mit Dach
Direkt neben dem heutigen Globe-Theatre wurde Anfang des Jahres ein weiteres Theater nach dem Vorbild einer Bühne aus der Shakespeare-Zeit eröffnet. Im Sam Wanamaker Playhouse können Besucher künftig auch im Trockenen und das ganze Jahr über Stücke anschauen. Dafür wurde nach historischen Plänen ein 340-Plätze-Theaterraum aus dem frühen 17. Jahrhundert rekonstruiert. Gespielt wird vor allem bei Kerzenlicht.
Das rekonstruierte Theater trägt den Namen des 1993 verstorbenen Ideengebers und Gründers des Globe, Sam Wanamaker. Die überdachte Spielstätte war von Anfang an Teil des Plans gewesen, die Theaterwelt aus Shakespeares Zeiten an der Themse wieder zum Leben zu erwecken.
Das Sam Wanamaker Playhouse sei kein Nachbau eines konkreten Hauses, sondern spiegle mit seiner Eichenholzvertäfelung und Bemalung allgemein die Optik der Theater dieser Zeit, hieß es vom Globe. Die Kosten von mehreren Millionen Pfund wurden ausschließlich aus Spenden und eigenen Mitteln getragen.
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