Lebensmittel im (Klima-)Wandel
Die Lebensmittelproduzenten müssen sich auf dramatische Umwälzungen durch den Klimawandel einstellen, den sie selbst maßgeblich mitverursachen. Die Produktion von weltweit grundlegenden Nahrungsmitteln wie Weizen, Reis und Mais werde durch „neue Wettermuster herausgefordert“, warnte der Bericht der Internationalen Agrarforschung schon vor über einem Jahr.
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„Der Klimawandel kann es für eine große Zahl von Menschen notwendig machen, sich anderen Lebensmitteln zuzuwenden, um ihre Ernährungsbedürfnisse zufriedenzustellen“, so die Klima- und Ernährungsexperten des internationalen Forschungsprogramms CCAFS (Climate Change, Agriculture and Food Security) damals.
22 Agrarprodukte unter der Lupe
Das CCAFS-Forscherteam hat für seine Studie 22 der weltweit wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Hinblick auf den Klimawandel untersucht.
Demnach wird die Produktion der drei wichtigsten Energielieferanten - Mais, Reis und Weizen - in Entwicklungsländern signifikant zurückgehen. Das sei auf die globale Erwärmung zurückzuführen. Konkret rechnen die Forscher bis zum Jahr 2050 mit einem Sinken der Weizenproduktion um 13 Prozent, bei Reis um 15 Prozent und in Afrika für den dort wichtigen Mais um zehn bis 20 Prozent. Auch Erdäpfel, die in kühleren Gebieten am besten wachsen, könnten demnach unter dem wechselhaften Wetter und dem Temperaturanstieg leiden.
Neun bis zehn Mrd. Menschen im Jahr 2050
Gleichzeitig steige aber die globale Bevölkerungszahl von heute sieben Milliarden auf voraussichtlich neun bis zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050. Die Bauern müssen sich der Studie zufolge sowohl mit neuen Anbau- und Zuchtmethoden sowie neuen Produkten auf die Folgen des Klimawandels einstellen. Das bedeute für viele Menschen auch einen Zwang zur Umstellung auf andere Nahrungsmittel.
Bisherige Kartoffelfelder könnten etwa teilweise in Bananenplantagen umgewandelt werden, so die Agrarexperten. Vor allem in höheren Lagen biete sich die Kultivierung der verschiedenen Varianten der Bananengewächse an. „Es ist wohl keine Wunderwaffe, aber für einige bäuerliche Kleinbetriebe könnte diese Option durchaus in Frage kommen“, so Philip Thornton, einer der Forscher, gegenüber der BBC.

CIAT International Center for Tropical Agriculture
Maniokernte
Derzeit ist laut der Studie der Weizen die wichtigste pflanzliche Protein- und Kalorienquelle. Doch gerade in den Entwicklungsländern werden aufgrund der höheren Verkaufspreise vermehrt Baumwolle, Mais und Sojabohnen angebaut. Weizenfelder machen nur einen geringen Anteil aus und sind damit noch anfälliger für etwaige Klimaänderungen.
„Fleisch für Arme“
Stattdessen sollen die bei uns bisher noch wenig bekannte Maniokknolle und die Augenbohne laut den Forschern für die Welternährung an Bedeutung gewinnen. Der stärkereichen Wurzelknolle Maniok räumen die Forscher vor allem in Südasien die besten Wachstumschancen ein. Als wichtige Proteinquelle der Zukunft wird auch die Augenbohne angesehen. Sie ist in Afrika südlich der Sahara unter der Bezeichnung „Fleisch für Arme“ bekannt und gedeiht am besten bei Trockenheit und warmem Wetter. Die Ranken der Augenbohne könnten zudem dazu genutzt werden, das Vieh zu füttern.
Doch wie schnell werden sich die Menschen an den neuen Speiseplan gewöhnen? CCAFS-Projektleiter Bruce Campbell sieht hier kein großes Problem. „Vor zwei Jahrzehnten gab es nahezu keinen Reiskonsum in einigen Regionen Afrikas, heute ist er dort normal. Er ist günstig zu bekommen und einfach zu kochen, das hat schließlich zum Umdenken geführt. Ich glaube, dass solche Verlagerungen auch in Zukunft stattfinden müssen und auch werden.“
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