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Der Aufstieg mit kurzer Pause

Viktor Orban hat seine rechtskonservative Partei FIDESZ-MPSZ - und damit ganz Ungarn - fest im Griff. FIDESZ-MPSZ gewann bereits 1998 und 2010 die Parlamentswahlen, die jüngste mit einer komfortablen Zweidrittelmehrheit. Diese ermöglichte Orban den Umbau des Landes nach konservativen Werten. Dabei hatte er als junger Mann noch ganz andere Ansichten gehabt.

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Unter seiner Führung würden Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf der Strecke bleiben, werfen Kritiker dem Premier vor. Seine umstrittenen Reformen, etwa die Entmachtung des Verfassungsgerichts und die Verschärfung des Mediengesetzes, riefen auch die EU-Kommission auf den Plan. Österreich brachte er unter anderem mit der Bankensteuer und dem Kampf gegen die umstrittenen Taschenverträge von Landwirten gegen sich auf.

Schon als junger Mann landesweit bekannt

Orban wurde am 31. Mai 1963 in der Kleinstadt Szekesfehervar in kleinbürgerlichen Verhältnissen geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und wurde Stipendiat in Oxford. Schon ab Mitte der 80er Jahre war er politisch aktiv - zunächst am Rande der Legalität im damaligen kommunistischen Regime.

Viktor Orban im Jahr 1989

AP/MTI/Istvan Csaba Toth

1989 sah Orban noch ganz anders aus

Bekannt wurde Orban 1989, als er auf dem Budapester Heldenplatz vor Tausenden Menschen den Abzug der in Ungarn stationierten sowjetischen Truppen forderte. Orban sorgte dafür, dass aus einer 1988 gegründeten radikalen Jugendorganisation, die zunächst noch linksliberale Ansichten vertrat, die größte ungarische Volkspartei wurde.

Konservative Wende

1990 zog er als Abgeordneter ins Parlament ein, kurz darauf wurde er Parteichef. Unter seiner Führung vollzogen die Jungdemokraten einen Rechtsruck und wurden zur führenden konservativen Partei in Ungarn. Orban selbst führte einen radikalen Imagewechsel durch und präsentierte sich nicht mehr mit Stoppelbart, sondern im maßgeschneiderten Zweireiher als bürgerlicher Familienvater und frommer Christ.

Schon 1998 Regierungschef

Nach dem FIDESZ-Sieg bei der Parlamentswahl 1998 wurde er der jüngste Regierungschef Ungarns, doch musste er sich schon nach einer Amtszeit wieder in die Opposition verabschieden. Als im Herbst 2006 durch die Veröffentlichung der „Lügenrede“ des damaligen Premiers Ferenc Gyurcsany ans Licht kam, dass die MSZP die Wahrheit über die Lage des Landes verheimlicht hatte, brachen in Budapest gewalttätige Proteste aus. Orban attackierte zwar die Regierung scharf, konnte sich aber auch nicht auf die Seite von Gewalttätern und Extremisten stellen.

„Freiheitskämpfer“ - auch gegen Europa

So dauerte es weitere vier Jahre, bis er durch die Parlamentswahl im April 2010 endlich am Ziel ankam: FIDESZ errang eine Zweidrittelmehrheit im Parlament und begann umgehend mit einem tiefgreifenden Umbau des Staates, der 2011 im Beschluss einer neuen Verfassung samt Änderung des Staatsnamens seinen symbolischen Höhepunkt erreichte.

Der fünffache Vater wird als Machtpolitiker und knallharter Populist mit autoritären Neigungen bezeichnet, sieht sich selbst jedoch als „Freiheitskämpfer“ für die nationalen Rechte Ungarns. Dabei geht er keiner Konfrontation aus dem Wege, ob gegen die Europäische Union, den Internationalen Währungsfonds oder internationale Multis. Auch vor politischen Konkurrenten macht er nicht halt. Seine Gegner werfen ihm vor, seine eigene Klientel zu begünstigen.

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