Kreditzins historisch niedrig
Sich zu verschulden ist weiter so günstig wie noch nie - und Kreditnehmer in Österreich kommen dabei sogar noch spürbar günstiger weg als der Schnitt der Euro-Zone. Im Gegenzug bedeutet das, dass die heimischen Sparer am wenigsten für ihr Erspartes bekommen.
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Im Lauf des Vorjahres sank der durchschnittliche Zinssatz für neue Einlagen von Privathaushalten um 17 Basispunkte auf 0,87 Prozent. Trotz der geringen Zinssätze legten die Österreicher im Vorjahr aber mehr Geld auf die hohe Kante - allerdings gehen sie dabei auf Nummer sicher: Einen Zuwachs gab es nur bei täglich fälligen Einlagen. Selbst bei einjährig gebundenen Einlagen gab es dagegen einen deutlichen Rückgang.
Aus der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hieß es gegenüber ORF.at, die Haushalte seien sich nicht sicher, ob sie ihre Ersparnisse so langfristig parken wollen, weil dieses Geld oft auch ein „Notgroschen“ sei. Diese täglich fälligen Einlagen könnten aber durchaus auch länger veranlagt sein, insbesondere, wenn jemand ein Eigenheim suche und dann das Geld auch kurzfristig brauche. Zeitlich gebundene Einlagen seien wegen drohender Abschlagszahlungen in solchen Fällen nicht attraktiv. Immobilien sind angesichts der unsicheren Lage weiter eines der beliebtesten Investments von Privaten.
Österreicher setzen auf Fonds
Zugleich sind die Österreicher angesichts des Zinsniveaus auf der Suche nach einträglicheren Alternativen. Neben Immobilien setzten sie dabei im Vorjahr wieder vermehrt auf Anteile von Investmentfonds. Vor allem mit börsennotierten Fondspapieren hatten zahlreiche heimische Anleger - Stichwort Meinl European Land - vor Jahren teils wenig erfreuliche Erfahrungen gemacht. Die Ausgaben für Anteilsscheine an Fonds verdreifachten sich im Vorjahr auf 3,1 Milliarden Euro. Das Kreditwachstum der Privathaushalte wurde schon das zweite Jahr in Folge praktisch ausschließlich durch den Wohnbau getrieben, so Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik, vor Journalisten.
Günstige Kredite für Firmen
Neu vergebene Firmenkredite sind in Österreich um 0,83 Prozentpunkte günstiger als im Euro-Raum insgesamt, bei Haushalten sogar um 0,93 Prozentpunkte, erklärte die OeNB Anfang April. Allerdings wird der Euro-Raum-Durchschnitt stark durch die südeuropäischen Länder nach oben gezogen: In Italien und Spanien etwa kosten Firmenkredite dreieinhalb Prozent pro Jahr, Privathaushalte in Spanien müssen über fünf Prozent jährlich für Ausleihungen berappen, in Italien 4,6 Prozent. Doch selbst gegenüber Deutschland gebe es in Österreich noch einen Zinsvorteil, sagte Turner.
Kleinere Unternehmen haben noch größere Zinsvorteile als größere Betriebe, für KMU lagen sie in Österreich zuletzt bei 138 Basispunkten (1,38 Prozent). Bei größeren Firmen betrage dieser Vorteil lediglich 41 Basispunkte, sagte Turner.
„Vorsichtigere Banken“
Das Wachstum von Firmenkrediten war 2013 in Österreich mit 0,5 Prozent im Dezember gegenüber dem Jahr davor stärker als im Ausland, etwa in Deutschland; der Euro-Raum insgesamt wies sogar einen Rückgang von 3,0 Prozent auf. Grund dafür dürfte primär der geringe Investitionsbedarf infolge der schwachen Konjunktur gewesen sein, vor allem in Südeuropa gab es bei Unternehmenskrediten starke Rückgänge (Spanien minus 11,2 Prozent, Italien minus 5,3 Prozent). In Österreich erklärt sich die Nationalbank den geringen Anstieg an Unternehmenskrediten trotz der günstigen Bedingungen mit einem Mix aus „vorsichtigeren“ Banken - diese seien „risikoaverser“ - und dem Aufschieben von Investitionen durch Unternehmen angesichts der schwachen Konjunkturlage.
Von einer Kreditklemme bei Firmenausleihungen wollte der OeNB-Experte nicht sprechen. Die Banken wollten einfach verstärkt Sicherheiten, und die Firmenliquidität sei innerhalb des Sektors ungleich verteilt. Darauf würden die extrem hohen Einlagenstände der heimischen Unternehmen hindeuten, die 2013 trotz niedriger Zinsen um 2,6 Prozent auf 53,1 Mrd. Euro weiter zugelegt hätten.
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