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Zerschlagung der Sammlung verhindern

BauMax-Gründer Karlheinz Essl will seine renommierte Sammlung mit 7.000 Kunstwerken um den kolportieren Buchwert von 86 Mio. Euro in Bausch und Bogen an die Republik Österreich verkaufen, um die angeschlagene Baumarktkette zu retten. Auch eine Zerschlagung der Sammlung würde damit verhindert.

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In der ORF-Sendung „kultur.montag“ präzisierte Essl seine Pläne und sagte, auch das Land Niederösterreich sei als Käufer eine Option. Er würde sich wünschen, dass die niederösterreichische Landesregierung mitmache und glaube, dass Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) auch Interesse daran habe. Er könne sich etwa vorstellen, gemeinsam mit der Republik und dem Land Niederösterreich eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, damit das Museum wie jetzt weitergeführt werden könne, so Essl.

Museumsführung offen

Auf die Frage, ob der Verkauf seiner Sammlung an die Bedingung geknüpft sei, dass er selbst Museumsleiter bleibe, sagte Essl, das sei eine Sache, über die man noch sprechen könne. Er beharre nicht darauf, selbst Museumsdirektor zu bleiben. „Wenn es eine bessere Lösung gibt, kann man drüber diskutieren.“ Zuvor hatte er noch betont, das Museum weiterhin selbst führen zu wollen, denn der Staat sei als Museumsbetreiber nicht ideal.

Essl Museum in Klosterneuburg

ORF.at/Carina Kainz

Das Essl Museum in Klosterneuburg

Es müsse gelingen, die Sammlung als österreichisches Kulturgut, das die letzten 60 Jahre österreichischer Kunstgeschichte abbilde - eine Aufgabe, die Essl in „kultur.montag“ vom Staat nur unzureichend erfüllt sieht -, für die Öffentlichkeit zu erhalten. 2011/12 habe seine Familie bereits das gesamte Immobilienvermögen zur Rettung des Baumarktgeschäfts investiert. Das habe allerdings wegen der seit sechs Jahren andauernden Wirtschaftskrise nicht gereicht. Auf die Frage, was passiere, wenn der Staat die Sammlung nicht übernehmen wolle, sagte Essl: „Wenn der Staat meint, dass er das nicht machen soll oder muss oder kann, dann muss man sich das eben überlegen. Was daraus dann wird, das kann ich jetzt noch nicht sagen.“

Schlechtes Geschäft in Südosteuropa

Mit einer Kapitalspritze durch den Kunstverkauf und einem Schuldenschnitt durch die Banken soll das bauMax-Sanierungsverfahren gestemmt werden. Die Baumarktkette ist wegen der schlechten Geschäfte bei den Töchtern in Zentral- und Südosteuropa tief in den roten Zahlen. Ein Sanierungskonzept gibt dem Unternehmen bis 2016 Zeit. Der Verkauf der Sammlung und ein Schuldenschnitt gelten nun als erfolgversprechender Weg.

Er gehe davon aus, mit der Kapitalspritze aus dem Verkauf die bauMax-Kette in Österreich und in den Ländern rund um Österreich erhalten zu können, sagte Essl am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. Ob es eine Insolvenz gebe, werde man sehen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

„Meine Frau und ich sind bereit, die gesamte Sammlung der Republik zu übergeben, wenn wir damit bauMax und somit rund 4.000 Arbeitsplätze allein in Österreich retten können“, so Essl am Montag in einer Aussendung. Essl hatte die Sammlung vor zwei Jahren in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht - aber weil die dafür ausschlaggebende Fünfjahresfrist noch nicht abgelaufen ist, würden die Kunstwerke auch im Insolvenzfall der Masse zufallen.

Lebenswerk und Namen retten

Die Sammlung ist seit 1999 in Klosterneuburg in Niederösterreich untergebracht. Durch einen Kauf durch die Republik könnte Essl seine Sammlung, die als sein Lebenswerk gilt, und seinen Namen in Verbindung damit als Gesamtes retten. Sollte das nicht gelingen, würde die Sammlung durch die Gläubiger filetiert.

Ostermayer signalisiert Interesse

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) reagierte auf das Angebot von Essl mit einer Einladung zu einem runden Tisch. „Die 7.000 Bilder und 4.000 Arbeitsplätze zu retten wäre extrem wichtig“, unterstrich ein Ministersprecher gegenüber der APA. Es gelte, die Sammlung als nationales Kulturgut zu erhalten, so der Sprecher. „Es wäre wichtig, Mittel und Wege zu einer Lösung zu finden.“

Deshalb lädt Ostermayer die Familie Essl, Vertreter der Banken, des Landes Niederösterreich sowie des Sozial- und des Finanzministeriums zu einem Gipfel ins Kulturministerium, um das weitere Vorgehen zu klären. „Der Herr Bundesminister ist bekannt dafür, Lösungen zu finden“, so der Ministersprecher weiter. Der genaue Termin für den runden Tisch stehe noch nicht fest. Die Parole laute aber „So schnell wie möglich“.

In Niederösterreich hält man sich über eine mögliche Beteiligung am Kauf bedeckt. Zunächst müsse ein verbindliches Kaufangebot des Bundes vorliegen, sagte Pröll-Sprecher Peter Kirchweger am Dienstag auf Anfrage der APA. Bisher gebe es diesbezüglich nur eine vage Absichtserklärung.

„Trend“: BauMax braucht 200 Mio.

Das Unternehmen brauche nochmals Kapital, zudem müssten die Gläubigerbanken Schulden nachlassen, meldete das Wirtschaftsmagazin „trend“ am Wochenende. In Summe ist von einer Größenordnung von bis zu 200 Millionen Euro die Rede. Der neue bauMax-Vorstandschef Michael Hürter - seit 1. März an der Unternehmensspitze - bestätigte, dass die Banken Zugriff auf die Kunstwerke hätten, schreibt der „trend“. „Eine Insolvenz von bauMax steht nicht zur Diskussion“, sagte Unternehmenssprecherin Monika Voglgruber zur APA. Der von Essl anvisierte Verkauf der Kunstsammlung würde den Sanierungsplan aber deutlich erleichtern. Mit Investoren werde derzeit nicht verhandelt.

Bankschulden im September: 569 Mio. Euro

Im Jahr 2012 war die Baumarktkette aufgrund der weiterhin schlechten Lage bei den osteuropäischen Töchtern noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust der bauMax-Gruppe hatte sich auf 126 Mio. Euro (nach 47,2 Mio. Euro) mehr als verdoppelt. Der Jahresverlust der bauMax AG belief sich sogar auf 335,8 Mio. Euro. Für 2013 liegen derzeit noch keine Zahlen vor. Im September vergangenen Jahres bezifferte die Baumarktkette ihre Bankschulden mit 569 Millionen Euro, die eine Hälfte im Baumarktgeschäft, die andere im Immobilienbereich.

BauMax prüft derzeit, ob tiefrote Standorte in der Türkei, Bulgarien und Rumänien geschlossen werden müssen. Auch aus Kroatien könnte sich die Baumarktkette verabschieden. Eine Entscheidung zu möglichen Standortschließungen soll es noch im Frühjahr geben, meinte die bauMax-Sprecherin. Dabei würden sich die Schließungskosten auf „bis zu 20 Mio. Euro“ belaufen, wie der „trend“ unter Berufung auf Insider schreibt.

Insgesamt 8.900 Beschäftigte

Aktuell gibt es in Österreich 66 bauMax-Standorte, 24 in Tschechien, 14 in der Slowakei, 15 in Ungarn, vier in Slowenien, sieben in Kroatien, 15 in Rumänien, acht in Bulgarien und sieben in der Türkei. In Summe beschäftigt bauMax rund 8.900 Personen, davon rund 4.000 in Österreich.

Beim Verkauf der Kunstsammlung würde die Spaltungshaftung zum Tragen kommen. BauMax hat die Kunstsammlung zwar vom operativen Unternehmen abgespalten, laut Gesetz haftet die Baumarktkette allerdings weiter mit den Kunstwerken gegenüber den Gläubigern. Der Erlös aus der Kunstsammlung müsste daher in die bauMax AG fließen. Beobachter werten die 86 Mio. Euro, die bauMax von der Republik Österreich will, als positiv. Das Geld würde helfen, die Sanierung zu Ende zu bringen. Die Banken haben vereinbart, bis September 2016 stillzuhalten.

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