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Ansturm auf Wechselstuben

Die russische Zentralbank erhöht zur Stützung ihrer wegen der Ukraine-Krise auf ein Rekordtief gefallenen Währung den Leitzins. Der Rubel war zuvor Montagfrüh auf ein historisches Tief gegenüber Euro und Dollar abgestürzt. Ein Euro kostete erstmals mehr als 50 Rubel.

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Die russische Zentralbank reagierte umgehend und hob den Leitzins von 5,5 auf 7,0 Prozent an. Mit dem Schritt solle „Risiken für die Inflation und die Finanzstabilität in Zusammenhang mit den zuletzt erhöhten Schwankungen auf den Finanzmärken“ vorgebeugt werden, so die Bank. Der Kurs des Rubel tendierte ungeachtet des Zinsschritts um zwei Prozent zum Dollar und um ein Prozent zum Euro niedriger. In der Spitze legten Dollar und Euro um jeweils mehr als drei Prozent zu und waren mit 37 und 51,20 Rubel so teuer wie noch nie.

Private Betreiber von Wechselstuben berichteten von einem Ansturm auf Dollar. „Wir waren darauf nicht vorbereitet“, sagte der Besitzer einer kleinen Wechselstube, die 24 Stunden am Tag geöffnet ist und seit Sonntagfrüh keine Dollar mehr vorrätig hat. Auslöser war der Parlamentsbeschluss vom Wochenende, der Präsident Wladimir Putin freie Hand für einer militärische Intervention auf der ukrainischen Halbinsel Krim gibt.

„Das ist ein Ausverkauf“

Aus Sorge vor einem Krieg zogen sich Anleger auch aus russischen Aktien zurück. „Es gibt derzeit einen Ausverkauf auf alles“, sagte Händler Artem Argetkin vom Brokerhaus BCS. Der Moskauer Index MICEX schloss am Montag bei 10,8 Prozent im Minus.

Der RTS, in dem in Dollar notierte Aktienwerte zusammengefasst sind, brach sogar um rund zwölf Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Damit lag der RTS am Montag auf dem niedrigsten Stand seit September 2009.

Gasprom-Aktie bricht ein

Die Papiere des Gasförderers Gasprom brachen um 14 Prozent auf ein Siebeneinhalbmonatstief ein. Die Papiere der Sberbank, Russlands größten Geldinstituts, fielen ebenfalls um rund zwölf Prozent und waren mit 80 Rubel so billig wie zuletzt im Juni 2012. Die Anteilsscheine des Konkurrenten VTB büßten sogar 13 Prozent ein. Russlands größte Bank, die Sparkasse Sberbank, büßte fast 15 Prozent an der Börse ein.

Europas Börsen auf Talfahrt

Die europäischen Börsen reagierten am Montag mit Sorge auf die sich zuspitzende Lage in der Ukraine. In Frankfurt am Main fiel der Leitindex DAX im Laufe des Tages um mehr als drei Prozent. An der Pariser Börse verlor der Leitindex CAC 40 im Vergleich zum Börsenschluss am Freitag 2,7 Prozent, an der Londoner Börse gab der Leitindex FTSE 100 um 1,5 Prozent nach.

Gold-, Öl- und Weizenpreise steigen

Einige Investoren schichteten ihr Geld in die „Antikrisenwährung“ Gold um. Der Goldpreis stieg um bis zu 1,8 Prozent auf 1.350 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Silber verteuerte sich in der Spitze sogar um 2,4 Prozent. Die Krim-Krise trieb auch den Ölpreis in die Höhe. Die richtungweisende Sorte Brent aus der Nordsee kostete mit 111,84 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie noch nie in diesem Jahr. Wegen Spekulationen auf einen Angebotsengpass schossen die Preise für Weizen um 4,6 Prozent in die Höhe. Sie waren mit 6,265 Dollar je Scheffel so teuer wie zuletzt Mitte Dezember. Die Ukraine ist ein wichtiger Getreidelieferant.

Drohungen der USA

US-Außenminister John Kerry hatte Putin dezidiert mit wirtschaftlichen Sanktionen gedroht, sollte Moskau nicht für eine Deeskalation sorgen. Die Krise könnte „sehr ernsthafte Auswirkungen haben“, betonte Kerry. Als mögliche Maßnahmen nannte Kerry die wirtschaftlichen Sanktionen und Visabeschränkungen, das Einfrieren von russischen Konten und Handels- und Investitionsbeschränkungen. Außerdem drohte Kerry Moskau mit dem Rauswurf aus der Gruppe der acht wichtigsten Industriestaaten (G-8). Russland handle sich mit seinem Vorgehen „langfristig große Schwierigkeiten ein“, so Kerry.

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