Hunderte Chemikalien
Gesundheitsbedenken rund um Lebensmittel sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Mit Blick auf die Skandale der vergangenen Jahre liegt der Fokus vor allem auf den verwendeten Zutaten und fraglichen Produktionsprozessen. Ein weiterer Faktor wurde bisher aber möglicherweise unterschätzt: Nahezu jedes Lebensmittel kommt via Verpackung in Berührung mit teils bedenklichen Chemikalien.
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Und genau hier orten Wissenschaftler ein weiteres potenzielles Gesundheitsrisiko, wie aus einer aktuellen, im britischen „Journal of Epidemiology and Community Health“ („JECH“) publizierten Studie hervorgeht. Demnach können die synthetischen Chemikalien mit der Nahrungsmittelaufnahme auch in den Körper gelangen, was angesichts der kleinen Mengen zwar kurzfristig unbedenklich sei - auf lange Sicht können negative Auswirkungen allerdings nicht ausgeschlossen werden.

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Obwohl streng geregelt, könnte Verpackungsmaterial laut einer Studie - zumindest langfristig betrachtet - gesundheitlich bedenklich sein
Täglicher Kontakt
Hintergrund dieser Befürchtung: Lebensmittel kommen nicht nur bei der Herstellung, Lagerung und schließlich mit der Verpackung immer wieder in Kontakt mit Chemikalien - Konsumenten sehen sich mit diesem Problem „meist ahnungslos“ ein Leben lang konfrontiert. Dazu komme, dass selbst streng reglementierte Chemikalien durchaus zum Einsatz kommen. In Summe habe man es laut „Guardian“ mit rund 400 synthetischen Stoffen zu tun, darunter beispielsweise das für Plastikverpackungen und -flaschen verwendete Formaldehyd, bei dem ein „Verdacht auf karzinogene Wirkung beim Menschen“ besteht, und möglicherweise für die Hormonproduktion schädliche Phthalate.
Für die in Kooperation mit dem Zürcher Food Packaging Forum arbeitenden Studienautoren steht außer Frage, dass es in Sachen Verpackungsmaterial noch reichlich Aufklärungsbedarf gibt. Im Rahmen von langfristigen und flächendeckenden Studien gelte es etwa zu klären, ob Zusammenhänge zu Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Krebs bestehen.
Bedenken übertrieben?
Alarmismus wie dieser ruft laut dem Schweizer Portal 20 Minuten aber auch Kritiker auf den Plan. Verwiesen wurde etwa auf die Expertenmeinung, wonach die Gefahr des auch in der Natur vorhandenen Formaldehyds „maßlos übertrieben“ werde. Von den zuständigen Behörden, darunter etwa vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR), wird zudem auf laufende Überwachungsmechanismen und jene EU-Vorschriften verwiesen, in denen seit 2004 die Beschaffenheit von Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, geregelt ist.
Grundsätzlich gilt hier: Plastikflaschen, Staniolpapier, Gefrierbeutel, antihaftbeschichtetes Kochgeschirr & Co. „sollten so beschaffen sein, dass aus ihnen nach Möglichkeit keine Stoffe auf die Nahrungsmittel übergehen“.
Ansonsten dürfen es laut EU-Verordnung 1935/2004 auf keinen Fall Mengen sein, „die geeignet sind, die menschliche Gesundheit zu gefährden, eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel herbeizuführen oder eine Beeinträchtigung der organoleptischen Eigenschaften der Lebensmittel herbeizuführen“.
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