Wie Kundenansturm meistern?
Der Streit über Netzneutralität, also der Gleichbehandlung aller Datenpakete und Webinhalte durch Internetanbieter, hat für Kunden des US-Streamingdienstes Netflix mittlerweile deutlich spürbare Konsequenzen. Das Streamen der neuen Folgen der eigenproduzierten Erfolgsserie „House of Cards“ könnte zur Geduldsprobe werden.
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Netflix jubelt über einen enormen Kundenzulauf und in die Höhe schnellende Gewinne - die große Nachfrage ist jedoch nicht immer nur ein Segen für den Streamingdienst. Mehr Kunden bedeuten mehr Datenvolumen, und das wollen die großen US-Kabelbetreiber wie Verizon, AT&T und Time Warner Cable nicht ohne zusätzliches Entgelt bereitstellen. In Österreich ist der Dienst (noch) nicht verfügbar, das Unternehmen kündigte jedoch eine Europa-Offensive an.
Verizon will Netflix mehr zahlen lassen
Netflix, aber etwa auch Googles Videoplattform YouTube, verstopfen aus Sicht der Breitbandanbieter mit ihren Streamingdiensten die Datenverbindungen. Laut der Netzsteuerungsfirma Sandvine Corp. belegt Netflix zu Spitzenzeiten ein Drittel der gesamten Bandbreite Nordamerikas. Seit Netflix Videos auch in Super-HD anbietet, hat sich die Situation weiter verschärft. Die Kabelbetreiber fordern, dass datenintensive Plattformen mehr zahlen müssen. Der Streit schwelt seit Monaten.
Nun - ausgerechnet wenige Tage nachdem Netflix die zweite Staffel seiner Emmy-gekrönten Serie „House of Cards“ gelauncht hat - zeigt sich, dass der Zwist mittlerweile handfeste Auswirkungen für die Kunden hat. Wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“, Onlineausgabe) berichtet, ist der Streamingdienst in den USA deutlich langsamer geworden. Betroffen sind vor allem Kunden von Verizons FIOS Service. Dort ist die durchschnittliche Geschwindigkeit zur Primetime im Jänner um 14 Prozent gesunken. Auch bei anderen Anbietern ging die Geschwindigkeit deutlich zurück.
Wer ist schuld an Verlangsamung?
Bei Netflix wird, so das „WSJ“, den Breitbandanbietern die Schuld dafür gegeben. Verizon hingegen behauptet, jede Art von Internettraffic gleichwertig zu behandeln. Viel mehr sei Netflix selbst schuld, weil es seinen Datenverkehr nicht effizienter regle, heißt es hinter hervorgehaltener Hand - was wiederum Netflix dementiert. Die Fronten sind jedenfalls verhärtet, keine der beiden Seiten ist bereit, sich zu bewegen.
Andere haben sich da nachgiebiger gezeigt. In den vergangenen Jahren haben Firmen wie Google, Microsoft und Facebook begonnen, den großen Breitbandanbietern mehr zu zahlen, damit ihre Datenpakete bevorzugt behandelt werden und Kunden damit bessere Verbindungen zur Verfügung stehen. Netflix weigerte sich bisher, dasselbe zu tun.
Rückschlag für Netflix und Co.
Vergangenes Monat hat der Streamingdienst diesbezüglich bereits einen Rückschlag erlitten: Die Richter eines US-Berufungsgerichts in Washington gaben Verizon in einer Klage gegen die Netzneutralität recht. Die US-Telekomaufsicht FCC hatte 2010 ihre Open-Internet-Regeln (offenes Internet) beschlossen, die den Spielraum der Netzbetreiber im Umgang mit verschiedenen Daten einschränkten. Auslöser war unter anderem ein Fall aus dem Jahr 2007, als der Kabelanbieter Comcast in seinem Netz den Dienst BitTorrent blockierte, über den Videos und andere Dateien online verteilt werden.
Verizon zog gegen die FCC vor Gericht. Das Berufungsgericht urteilte im Jänner nicht zur Netzneutralität als solcher, sondern stellte nur fest, dass die US-Behörde nicht befugt gewesen sei, solche Regeln einzuführen. Denn sie hatte das Geschäft mit Breitbandinternet vor rund zehn Jahren weitgehend dereguliert. Allerdings könnte es der FCC jetzt unter Umständen genügen, die Breitbanddienste mit anderen Telekomangeboten gleichzustellen, um doch wieder eine Regulierung durchzusetzen.
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